Es sind für einmal nicht zwei oder vier Takte in vielen Zylindern, die das Thema der aktuellen Sonderschau des Pantheon Basel in Muttenz sind, sondern es liegt ein Summen in der Luft, zumindest in der Vorstellung der Besucher der Ausstellung, denn diese dreht sich um das Elektromobil. Und heisst darum “Unter Strom”.
Vom 23. April 2018 bis zum 21. Oktober 2018 sind im obersten Teil des Schneckengangs des Pantheons Elektromobile aus über 100 Jahren zu bewundern, dazu kommen noch zwei frühe Exemplare im Parterre.
Als Elektroautos noch schneller waren
Es war im Jahr 1899, als Camille Jenatzy, ein Rennfahrer und Ingenieur mit einem Elektroauto die fast unglaubliche Geschwindigkeit von 100 km/h überschritt, es waren sogar 105,8 km/h, die er mit seiner “Jamais Contente” erreichte. 34 PS und eine aerodynamische Formgebung reichten, um so schnell zu sein. Der Rekord hielt drei Jahre, bis ein dampfgetriebener Wagen noch schneller war.
Ein Nachbau der “Jamais Contente” ist denn auch ein guter Einstieg in die Elektromobilität im Pantheon.
Elektroautos waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich beliebter und erfolgreicher, was vor allem an der einfachen Bedienbarkeit lag.
Frühe Benzinautos verlangten nach kundiger Hand, waren schwer zu starten und pannenanfällig. Im Vergleich dazu brillierte sogar der ausgestellte Alfred Dinin von 1904 (damals gekauft von einem Schweizer Arzt) durch Einfachheit und Problemlosigkeit.
Schweizer Spezialitäten
Das Verkehrshaus Luzern und das Pantheon Basel, die für die Sonderschau zusammenarbeiten, sind sich bewusst, dass der Gedanke, Elektroautos zu präsentieren, nicht völlig neu ist. Tatsächlich gibt es zur gleichen Zeit im PS-Speicher ebenfalls eine Ausstellung zur Elektromobilität, die sogar noch denselben Namen trägt.
In Muttenz, südlich von Basel in der Schweiz gelegen, findet man daher vor allem viele Schweizer Spezialitäten, so zum Beispiel mehrere Fahrzeuge der Firma Tribelhorn, die als einer der helvetischen Pioniere gelten darf.
Schaut man sich beispielsweise den Tribelhorn Personenwagen von 1908 an, so staunt man, dass man damals nicht nur ein hübsches Cabriolet, sondern auch ein praxisorientiertes Elektroauto mit 80 Kilometern Reichweite bauen konnte. Dass es nur 20 km/h schnell war, dürfte damals angesichts der Strassenzustände und der Schwierigkeiten, mit denen Autofahrer auf den Strassen zu kämpfen hatten, kein grosser Nachteil gewesen sein.
Tribelhorn war solange erfolgreich, wie sich die Elektroautos gegenüber den Benzin-Automobilen behaupten konnten.
Nicht nur Autos
Ein grosser Teil der Sonderschau ist nicht herkömmlichen Autos, sondern anderen Transportmitteln vom Fahrrad, über den Roller bis zum Lastwagen und Traktoren gewidmet. Gerade in diesen Fahrzeugkategorien hatte der Elektromotor auch in jenen Jahren noch Voreile, als die Benzinmotoren deutlich mehr Leistung hatten und für mehr Reichweite gut waren. Man denke nur an Einsätze in Gebäuden oder auf Werksgeländen.
Es ist auch interessant zu sehen, wie urtümlich manches Elektrofahrrad noch vor 20 Jahren ausgesehen hat. Faktisch sind die frühen E-Bikes bereits zu Youngtimern geworden.
Bis in die Neuzeit
Natürlich kann eine Elektromobilitätsausstellung nicht ohne die Moderne auskommen, zuviel ist in den letzten zehn Jahren passiert. So stehen denn im Pantheon auch zwei Chevrolet Volt (einer als Schnittmodell), ein Toyota Prius und ein Tesla Roadster.
Aber auch in der Moderne hatten Schweizer bei der Entwicklung innovativer Lösungen mitzureden, dargestellt etwa am Horlacher Ei, am Peraves E-Tracer oder am Forschungsauto Volkswagen Sharan Hybrid.
Was ein wenig fehlt in Muttenz sind die Elektroautos der Fünfziger- bis Achtzigerjahre. Denn ganz ausgestorben ist die Idee des lautlosen und sauberen Antriebs eigentlich nie, nur fehlten den Tüftlern leistungsstarke Batterien. Immer wieder aber entstanden Eletkrovarianten, zum Beispiel von der Renault Dauphine, vom VW Golf oder vom BMW 3-er.
Sozusagen in Vertretung aller dieser Versuche ist im Pantheon ein Schweizerischer Larag zu sehen, im Prinzip ein elektrifizierter Fiat Panda aus den Achtzigerjahren.
Auch der Sinclair C5, den man auch auf Schweizer Strassen beobachten konnte, ist ausgestellt. Sogar die Blechkünstler von Zagato beschäftigen sich in den Siebzigerjahren mit elektrobetriebenen Stadtautos, dabei entstand der Zele Electro Zagato.
Nicht nur Fahrzeuge
Wer die empfehlenswerte Ausstellung im Pantheon besucht, sollte sich genügend Zeit nehmen, auch die Elektrotechnik-Komponenten - Batterien, Motoren, Antriebe, Schaltungen - anzuschauen. Erst hier wird der eigentliche Fortschritt der letzten 20 Jahre deutlich.
Interessant sind aber auch die diversen Forschungs- und Wettbewerbsfahrzeuge, dank derer die Technik sicherlich spürbar weiterentwickelt wurde.
Immerhin fuhr die Spirit of Bienne bereits vor 25 Jahren als Solarauto 160 km/h schnell!
Lehrreiche Broschüre
Empfehlenswert ist auch die wie immer attraktiv gestaltete Broschüre zur Ausstellung, die viele Fakten und Hintergründe enthält, die einem beim reinen Betrachten der Fahrzeuge in der Ausstellung nicht auf- oder einfallen würden. So erfährt man dort drin von einem frühen E-Bike, das schon 1897 in Serie gefertigt wurde, und zwei Männern das Fahren auf dem Tandem deutlich erleichtert haben dürfte. Die Broschüre (ISBN 978-3-906298-07-8) kann im Ausstellungsshop gekauft werden.
Weitere Informationen zur Ausstellung und zu den Öffnungszeiten finden sich auf der Website des Pantheon Basel .
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Arg enttäuscht haben mich die mageren Beschreibungen der einzelnen Exponate.
Etwas detailliertere Informationen habe ich in einem Museum erwartet.
Ruedi Kehl