Ja, die Kloster- und Universitätsstadt St. Gallen ist einer der höchstgelegenen Kantonshauptorte der Schweiz. Das mag erstaunen, denn eigentlich würde man dazu doch eher einen ausgesprochenen Gebirgskanton erwarten. Aber mit 674 Metern über Meer ist das anderswo auf diesem Planeten tatsächlich bereits eine Gebirgslage. Und das merkte man am Sonntag, den 26. Oktober 2025 recht deutlich: Es war windig und es war kalt.
Der Regen peitschte und in der Tat haben all jene, die ihre Klassik-Saison möglichst weit hinauszögern wollen wenig Grund gehabt, dem investierten Tag in St. Gallen nachzutrauern, weil ihnen deswegen etwa nochmals eine farbenprächtige Herbstfahrt entgangen wäre. Wobei man sagen sollte, dass etwa von der Region Oberer Zürichsee herkommend die Fahrt in die Gallusstadt trotz Regens durchaus eine farbenfrohe, wenn auch – durch viel Wasser auf den Scheiben – reichlich verschwommene Reise hätte sein können. Doch das waren vermutlich zu komplizierte und zu viele Antworten auf Fragen, die niemand gestellt hat. Denn St. Gallen war eine Reise wert, egal bei welchem Wetter.
Fast wie Social Media
Wie war das? Bei den sozialen Medien machen ja die Nutzer auch den Inhalt, in St. Gallen ist dies zum Teil ähnlich, denn statt einer grossen Sonderausstellung gibt es den Besucherparkplatz vor und zwischen den Hallen. Und da kann es einem noch so heftig vorantreiben, möglichst bald das Angebot der Händler auszukundschaften, die hier parkierten Autos lassen einem in keinem Fall ungerührt daran vorbeigehen.
So muss der Eintritt jeweils noch etwas warten und ein Gang zwischen den Reihen hindurch ist unvermeidlich. Zwar waren nur wenige offen angereist, was allerdings einige hartgesottenen nicht davon abgehalten hat, es trotzdem zu tun. Wenn etwa kein Verdeck vorhanden ist, bleibt einem ja auch nichts anderes übrig, wie die Crew eines Bugatti 35 mit Zürcher Kennzeichen bewiesen hatte. Das Schild liess darauf schliessen, dass sie nicht von kurz um die Ecke daher gefahren kamen, beim durch-und-durch offenen Bugatti aber, dass sie schlicht wohl gerade kein besseres Auto zur Verfügung hatten um St. Gallen zu besuchen.
Mit Ehrfurcht (und etwas Ironie) überlassen wir die weitere Beschreibung des Parkplatzes den Bildern und wenden uns dem Angebot zu.
Dicht belegt und gut bestückt
Von aussen betrachtet mochte man einige Zweifel haben, dass man sich nach Entrichten der 12 Franken Eintrittsgebühr dann nicht doch etwas verloren vorkommen würde in den grossen OLMA-Hallen. Die Veranstalterin Renate Hürlimann aber hat bestens vorgesorgt und die Mischung aus etwas Luft zwischen den Ständen und den doch zahlreichen Händlern und Anbietern sorgte für eine gute Stimmung.
Erfreulich waren manche Stände von Privaten, die ihr Angebot nicht durch alle OTMs und dergleichen quer durch die Saison anbieten, sondern einen einmaligen Auftritt in St. Gallen pflegten, mit dem entsprechenden Effekt für Jäger und Sammler, etwas einmaliges zu entdecken. Mit gleich zwei Redaktoren vor Ort, wurde dies auch Zwischengas-intern rege genutzt. Ja, die Sammellust ist eine schwerwiegende Krankheit und leider ist sie auch kaum heilbar.
In einem kurzen Gespräch mit zwei- drei Profis vor Ort, dazu gehörten etwa goodtimer.ch mit Marcel Widler oder auch die Mad-Boys (ihre eigene Deklaration, bitteschön!) von Mad-Motors mit Jonas Stahel und Martin Rudolf, stellte sich recht deutlich heraus, dass man mit dem Publikumsauflauf zufrieden war.
Für Widler war es quasi ein Heimauftritt: «Willkommen in unserem Vorgarten!», für Mad Motors eine Gelegenheit, um das Publikum zu fragen, was ein guter Oldtimer ist. Anhand des Beispiels eines eher luschen TR4 stellten sie diese provokative Frage.
Doch auch bei den Clubs zeigte man sich sehr positiv, der Delegierte für die Zweirad-Fraktion des Oldtimer-Dachverbands SHVF, Stefan Wyss, die ein Gastrecht beim Oldtimer Club Ostschweiz genoss, war ganz entzückt ob dem grossen Publikumsaufmarsch.
Der Ostschweizer Club feiert sein 50. Jubiläum und brachte dazu die wohl ältesten Automobile an der Messe nach St. Gallen, darunter beispielsweise ein Philos von 1912 mit einem Ballot-Motor von 9 PS. Aber auch Rennwagen, ein nacktes Chassis oder gar der gloriose 8-Zylinder-Maserati 8CM von 1933, aufbereitet und betreut durch die Garage Buschor, waren hier zu sehen.
Zu den Händlerangeboten, Gelegenheitsverkäufern und Clubauftritten gab es ein Verkaufsangebot an Klassikern, das für viele Budgets etwas passendes beinhaltete.
Was man nicht weiss ist, ob es eher die Väter sind, die sich mit einem Mofa ihren Jugendtraum erfüllen, oder ob diese «Sackgeldverdunster» wahrlich der Einstieg einer neuen Generation in das Hobby sind.
Falls nicht, so gab es doch bei manchen Modellhändlern dieses oder jenes Spielzeugauto, das man getrost auch den Kleinen in die Hände geben durfte.
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Beileibe nicht alles ist einfach «Wurst»
Es bleibt also noch die Frage, wie eine St. Galler Olmabratwurst mit Senf denn schmecken würde? Diese Antwort muss selbstverständlich offen bleiben, denn noch nicht mal danach zu fragen wäre opportun gewesen. Der Senf bleibt aussen vor in der Ostschweiz und damit Basta. Es gibt dazu keine Diskussionen, schon gar nicht mit Zürchern. Trotz dieses erheblichen Mankos für Auswärtige dürfte der Besuch in St. Gallen aber für alle ein rundum positives Erlebnis gewesen sein. Denn die Ostschweizer sind ansonsten sehr-sehr gute Gastgeber. Sogar aus dem benachbarten Ausland waren manche Besucher angereist – oder gar aus dem Tessin!
Mit der eher unkomplizierten und direkten Art wie die Sache angegangen wird, zeigt diese Messe zudem einen dritten Weg, wie man das Thema Klassikmesse auch noch handhaben kann. Sie ist kein hochpreisiges Schaulaufen der schönen und – teuren, selbst wenn aus dem Autobau in Romanshorn nichts weniger als der hauseigene Ferrari 330 GTO nach St. Gallen abdelegiert worden war.
Aber es ist auch kein Teilemarkt mit einem wilden Sammelsurium zwischen Edelschrott und New-Old-Stock und jeder Menge Wühlkisten. Die Dosis, die so zum Abschluss des Abschlusses, vor der wirklichen Winterpause, den Besuchern präsentiert worden war – das Wetter hat uns ebenfalls darin bestärkt, dass jetzt mit Oldtimerfahren fertig sei für 2025 –, sie stimmte in den OLMA-Hallen. Ausser beim Senf.
















































































































































































































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