Am Wochenende des 4. und 5. November veranstaltete der RAC zum 127. Mal die Oldtimerfahrt von London nach Brighton. Ja, richtig gelesen: Die am 14. November 1896 zum erstenmal veranstaltete Zielfahrt im Südosten Englands ist die weltweit älteste, noch immer ausgetragene Veranstaltung für Automobile. Damit der Charakter des Originals aus dem späten 19. Jahrhundert gewahrt bleibt, dürfen nur Fahrzeuge bis einschliesslich Baujahr 1904 teilnehmen. In diesem Jahr kamen fast 400 Schnauferl aus der Messing-Ära zur alljährlichen Feier der automobilen Unabhängigkeit, mit der einst die Abschaffung des "Red Flag Act" bejubelt wurde.
Einige der teilnehmenden Marken sind noch heute Teil des Strassenbilds, darunter Ford, Cadillac oder Renault. Andere sind inzwischen verschwunden oder haben mit einer anderen fusioniert, so wie Daimler, Darracq, Delahaye, Gladiator, Lanchester, Maxim, Mercedes, Napier, Oldsmobile oder Sunbeam, um nur einige zu nennen.
120-jährige Filmstars
Das Hauptthema der diesjährigen Veranstaltung war der Film "Genevieve", dessen Dreharbeiten sich im Jahr 2023 zum 70. Mal jährten. Die beiden Starautos des Films – ein Darracq 10/12 Type O und ein Spyker 14/18 HP, beide von 1904 – standen im Mittelpunkt der Veranstaltung und wurden vom Louwman-Museum in den Niederlanden zur Verfügung gestellt.
Die 97 Kilometer lange Fahrt begann am Sonntagmorgen um 7:00 Uhr traditionell im Hyde Park im Zentrum Londons und endete an der Strandpromenade in Brighton am Ärmelkanal. Die Strecke schlängelte sich durch Londons Innenstadt und dann in Richtung Süden durch die wunderschöne Landschaft von Kent und Sussex, wo die Autos von begeisterten Zuschauern entlang der Strecke begrüßt und angefeuert wurden. Je nach Steigungsgrad der Strasse konnten die Zuschauer hierbei sogar nebenher mitlaufen wie der Coach beim Skilanglauf, gehen doch 8 PS am Berg gelegentlich die Puste aus.
Sieben Sieger
Wer die Automobile der Anfangszeit trotzdem lieber bei Stillstand bewundert, hatte dazu am Samstag Gelegenheit. Auf dem Gelände des St. James Palace aus dem 16. Jahrhundert, der eine passende Kulisse für die Veranstaltung bot, wurde der St. James's Concours ausgefochten. Leider machte das Wetter den Fahrzeugen zu schaffen, und viele der etwas "empfindlicheren" Fahrzeuge beschlossen, sich ihre Kräfte für den Hauptlauf am Sonntag aufzuheben. Dennoch trotzten über 100 Fahrzeuge am Samstag den Elementen.
Die beiden "Genevieve-Autos" waren natürlich die Stars der Ausstellung. Aber auch alle anderen Fahrzeuge – darunter Autos, Motorräder und Tretmobile – wurden von ihren in historische Kleidung gewandeten Besitzern mit Begeisterung vorgeführt. Eine wunderschön restaurierte Daimler-Wagonette aus dem Jahr 1897 gewann den Pokal als schönstes aller anwesenden Automobile. Acht weitere würdige Gewinner wurden in ihren jeweiligen Kategorien ausgezeichnet. Hier ein Überblick:
- Concours d'Elegance – Gesamtsieger: 1897 Daimler
- Concours d'Equipe – Für das Fahrzeug, den Fahrer und die Beifahrer als zeittypische Einheit: 1904 De Dion-Bouton
- Young Driver Award – Für einen Teilnehmer im Alter von unter 30 Jahren: Kelsey Whittemore, 1904 Peugeot
- Historic Veteran Car Award – Für das Auto mit der beeindruckendsten Historie: 1892 Peugeot
- The Judges' Overseas Award – Ein Preis für einen Teilnehmer aus Übersee: Jos van Genuglen, 1900 Amédée Bollée
- Concours d'Elegance Light Vehicle Award – Für das kleine Fahrzeug: 1903 Darracq
- The Royal Automobile Club Chairman's Award – Ein Fahrzeug, das vom Vorsitzenden des Clubs, Ben Cussons, als besonders auszeichnungswürdig ausgewählt wurde: 1905 Spyker aus dem Film Genevieve
Um dem Anlass eine königliche Note zu verleihen, nahm Seine Königliche Hoheit Prinz Michael von Kent, Präsident des RAC, am Concours teil und inspizierte mit Begeisterung alle Fahrzeuge.
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Spannender als Sportwagen
Zu den weiteren Hinguckern gehörten die "Dreadnought" von 1903 aus dem Brooklands-Museum, die als erstes Motorrad der Welt gilt, das speziell für den Rennsport gebaut wurde; sowie ein Peugeot von 1892 aus einem Turiner Museum, der als das erste Auto in Italien gilt. Er war das älteste Fahrzeug im Feld auf dem sonntäglichen Weg nach Brighton.
Der St. James's Concours fand in der Marlborough Road statt und grenzte an die jährliche Londoner Auktion von RM Sotheby's, die auf dem Gelände von Marlborough House abgehalten wurde. Den benachbarten Anlass etwas konterkarierend, gehörten zu den herausragenden Losen eine Reihe von kaum gefahrenen, neuwertigen Supersportwagen. Die weit exotischeren Fahrzeuge fand man jedoch vor dem St. James Palace. Oder wie viele Dürkopp Adler sind heute noch in England unterwegs? Der London-to- Brighton Run war ebenso wie der St. James Concours eine großartige Gelegenheit, all diese Autos aus der Pionierzeit zu ehren und ihren enthusiastischen Besitzern den gebührenden Respekt für den Erhalt dieser Zeitzeugen zu zollen.
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