Es war ein einzigartiges Zusammentreffen. Am gleichen Tag fanden in der Schweiz zwei Rundstrecken-Rennveranstaltungen statt und dies, obwohl Rundstreckenrennen in der Alpendemokratie seit 1955 verboten sind. Auslöser damals war der tragische Unfall bei den 24 Stunden von Le Mans, aber während alle umliegenden Länder Autorennen schon bald wieder zuliessen, erwirkten kirchliche Kreise in der Schweiz einen permanenten Bann. Ausnahmen gab es zwar ab und zu, aber nur auf kleiner Flamme. Bis am letzten Wochenende, da durften die Einsitzer der Formel E in der Stadt Zürich dank einer Ausnahmegenehmigung wieder im Kreis rennen.
Da hat die Lenzerheide Motor Classics deutlich mehr Tradition, denn sie fand am 8. bis 10. Juni 2018 bereits zum siebten Mal statt.
Erstaunliche Parallelen
Die beiden Rundkurse in Lenzerheide und Zürich waren fast genau gleich lang, wiesen also eine Streckenlänge von 2,45 respektive 2,46 km auf. Auf beiden Rundkursen fuhren Formel-Autos, in Lenzerheide waren es ein gutes Dutzend, am Formel-E-Grand-Prix deren 20.
Elf Kurven waren in Zürich zu bewältigen, in Lenzerheide waren es kaum weniger, allerdings fehlt da die lange Gerade, dafür bot die Strecke zwischen der Talstation Rothorn und dem Dorf über eine nur durch leichte Biegungen unterbrochene Fast-Gerade am See entlang.
Start und Stopp
Während aber die Boliden der Formel E in Zürich 50 Runden mit nur einem vollständigen Halt (zum Fahrzeugwechsel) absolvieren mussten, gab es für die Lenzerheide-Fahrer jede Runde eine Langsamzone und eine Durchfahrt beim Start. Nach jeweils 7 bis 10 Runden wurde ein Feld herausgewunken und hatte danach wieder einige Stunden Pause. Deutlich weniger Stress und mehr Freizeit für die Amateur-Rennfahrer im Gebirge also.
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Der Ton macht die Musik
Den wohl grössten Unterschied machte aber die Tonkulisse aus. Während die Einheits-Formel-E-Rennwagen wie eine Mischung aus Tram und Autorennbahn tönen und dabei nur kaum über die Zimmerlautstärke kommen, ging es in der Lenzerheide akustisch richtig zur Sache.
Dies wurde spätestens dann klar, wenn der Ferrari 639 Formel-1-Rennwagen von 1989 gestartet wurde. Von einem bis 12 Zylinder war in Lenzerheide fast alles zu hören und keiner Fans an der Strecke wäre auf die Idee gekommen, dass dies Lärm sei.
Formenvielfalt anstatt Einheitschassis
Noch grösser als der akustische Unterschied aber war sicherlich die formliche Vielfalt an der Lenzerheide Motor Classics.
Während nämlich mit Ausnahme der Bemalung die Formel-E-Renner alle gleich aussehen (Einheitschassis), konnten die Besucher der historischen Veranstaltung im Bündnerland Autos aus über 100 Jahren miteinander vergleichen.
Ältester Wagen auf dem Rundkurs war Schawalders brachialer LaFrance von 1917. Vier Zylinder und 14,5 Liter Hubraum produzieren über 100 PS, die der Pilot durchaus gekonnt durch die Serpentine am See entlang zu nutzen wusste.
In Lenzerheide waren alle Fahrzeuggattungen von zwei bis vier Rädern am Start. Etwa 40 Motorräder/Gespanne und 160 Automobile hatten sich eingeschrieben, viele davon Wiederholungstäter, denn das stimmige Konzept überzeugt immer mehr Oldtimer- und Youngtimer-Besitzer. Als Baujahresgrenze war 1993 festgelegt, was auch jüngeren Autos die Möglichkeit verschaffte, mitzutun.
Tourenwagen, Coupés und Cabriolets waren in grosser Zahl in den Feldern 1 bis 5 vertreten, die Felder 6 und 7 waren vor allem mit rennsportlichen Fahrzeugen besetzt, das Feld 8 dem Sponsor Villa Trasqua gewidmet und eigentlich mit sehr interessanten Fahrzeugen der Mille Miglia besetzt. Doch wer sich auf einen Alfa Romeo 6C 1750, eine Lancia Aurelia oder einen Alvis SB20 gefreut hatte, wurde enttäuscht. Am Start waren grossteils andere, wenn auch durchaus auch attraktive Fahrzeuge.
Am laufenden Band
Bei besten Wetterbedingungen an den beiden “Renntagen” bot nur gerade die Mittagspause Gelegenheit zum Verschnaufen, ansonsten umkreisten je zweimal alle Felder am Morgen und Nachmittag die Rundstrecke.
Natürlich gab es keine Zeitnahme, es handelte sich schliesslich um reine Demofahrten. Die Piloten bedankten sich mit einer besonnenen Fahrweise, so dass es kaum Ausfälle gab und wenn, dann waren diese primär technischen Problemen geschuldet.
Exoten zum Geniessen
Unter den rund 160 Automobilen gab es manchen Wagen, den die Besucher der Motor Classics vermutlich zum zu Gesicht bekamen, etwa den VW SP2 aus Brasilien, den Nomad Mk1 von 1967 oder Hudson Hornet Six.
Aber natürlich gab es auch manches Brot-und-Butter-Auto von früher zu sehen, vor allem die Dorfgruppe, die es deutlich gemächlicher angehen liess, bot hier ein Wiedersehen mit den alltäglichen Mobilitätshilfsmitteln von früher, vom Opel Kadett über den Fiat 500 bis zum Citroën Traction Avant. Einst waren sie im Strassenverkehr häufig zu sehen, heute sind sie oft exotischer als mancher Supersportwagen.
Auch für 2019 ist eine Lenzerheide Motor Classics geplant, sie findet vom 14. bis 16. Juni 2019 nach Lenzerheide statt.
Wer ein bestimmtes Auto sucht oder keines der über 350 Fotos verpassen möchte, dem sei die separate Bildergalerie empfohlen.



































































































































































































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