Selbst etablierte Oldtimer-Veranstaltungen sind unter Druck und müssen ihre Konzepte auf den Prüfstand stellen. Dabei ist es keinesfalls nur eine Floskel, dass etwas für die jüngere Generation getan werden muss, um auch ihr Interesse zu wecken. Neue Veranstaltungen haben es vor diesem Hintergrund derzeit schwer. Umso mehr überraschte es, als die "Icons Mallorca" ankündigt wurde, eine Mischung aus verschiedenen Rallyes und einem FIVA-Concours, bei dem es sogar eine Sonderwertung auf der Rennstrecke gab.
Hinter den Icons Mallorca von 1. bis 6. Oktober 2024 steckt Marcus Herfort, einer der umtriebigsten Veranstalter. Die "Classic Days" auf Schloss Dyck und in Düsseldorf, die "Masterpieces" auf Schloss Dyck, der Großglockner Grand-Prix sowie Aktivitäten für das und im alten Fahrerlager des Nürburgrings gehen auf sein Engagement zurück. Mit dem so geschaffenen Netztwerk und seiner unermüdlichen Schaffenskraft klingt sein neues Format auf Mallorca zunächst einmal vielversprechend. Das 24 Seiten starke Programm wirkt ehrgeizig. Kann das bei einer Erstausgabe überhaupt klappen? Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns vor Ort umgesehen.
Icons Mallorca hat mit dem neuen Motorworld-Standort in Flughafennähe einen strategisch günstigen Partner im Rücken. Dort konnten die Transporter be- und entladen werden und ein Großteil der Fahrzeuge zwischen den Programmpunkten sicher untergebracht werden. Dort war dann auch am 1. Oktober ab 16:00 Uhr Check-in mit anschließendem BBQ.
Start für die Oldtimer-Rally "On Tour" war dann am nächsten Morgen um 9:00 Uhr im Hafen von Adriano. Zwei Mercedes-Benz SSK führten das rund 20 Fahrzeuge starke Teilnehmerfeld an. Direkt im Anschluss folgten die rund 15 Supersportwagen der Rally "Extravaganza", darunter auch die ultrarare und nur auf das Notwendigste reduzierte Fahrmaschine McLaren Elva. Das Roadbook leitete die Teams über (zu dieser Jahreszeit) einsame Sträßchen zur Mittagspause im Weingut Castell Miguel.
Die in den Plantagen stehende Statue von Tony Cragg gehörte an diesem Nachmittag zu den beliebtesten Fotomotiven. Während der Rückfahrt in Richtung Küste folgte eine enge Kurve auf die andere. Es war ein fahrerischer Hochgenuss. Ziel war der Club de Mar in Palma. Ausklang dieses erlebnisreichen Tages war dann im nahegelegenen "Mar de Nudos".
Start der Rallyes am zweiten Tag war der Hafen Puerto Portals. Neben den Oldtimern und Supersportwagen kamen hier noch die zehn Teams der Rally "La Vitesse" hinzu, welchen reinen Frauenteams vorbehalten war. Letztlich kamen an diesem 3. Oktober dann alle drei Rallyes und die Teilnehmer des Internationalen Concours d'Elégance "The Grand" auf dem Circuit Llucmajor zusammen, drei Kilometer östlich von El Arenal gelegen. Hier fanden für die Rallye-Teilnehmer Sonderprüfungen statt; die Concours-Teilnehmer konnten in verschiedenen Zeitfenstern frei fahren. Hier trat erstmals die "Next Generation Jury" unter Leitung von Chiara Aichele und Frederik Burchardt in Erscheinung, bei der die Juroren nicht älter als 30 Jahre sein durften.
Einen regelrechten Sound-Contest lieferten sich auf der Rennstrecke die beiden für den Concours genannten Porsche-Rennwagen 917 (ehemals David Piper) mit dem sagenhaften Zwölfzylinder-Triebwerk und 911 (ehemals Eberhard Mahle), dessen Zweiliter-Sechszylinder mit dem Carrera-6-Auspuff den Zwölfzylinder sogar noch etwas übertönte. Überhaupt glänzte der 911 nicht nur durch seinen unglaublichen Sound, sondern auch durch seine bestechende Geschichte. Der Sohn des Kolbenimperium-Gründers siegte 1966 mit diesem Wagen in der Europa-Bergmeisterschaft gegen die wesentlich stärker motorisierten Ferrari und Ford.
Am Freitag, dem dritten Tag, stand dann der Concours d'Elégance auf dem 18-Loch-Golfplatz Son Vida im Vordergrund. Bereits um 8:00 Uhr herrschte emsiges Treiben in der Tiefgarage des direkt an dem Golfplatz angrenzenden Hotels. Letzte Vorbereitungen wurden getroffen, und immer wieder ertönten Motoren. Kurios war die Fahrt von Dirk Sadlowski von der Garage auf den Golfplatz. Seine Frau saß auf dem ausladenden Schweller des 917, quasi als verlängertes Auge. Im Rennwagen selbst sieht man nämlich so gut wie nichts, und Herr Sadlowski war ganz auf ein weiches Spiel mit der Kupplung konzentriert, um den Rasen nicht zu beschädigen. Innerhalb einer Stunde positionierte Marcus Herfort persönlich 40 sorgfältig ausgewählte Wettbewerbsfahrzeuge auf dem Concours-Feld.
Die 7 Klassen im Einzelnen:
120 Jahre Rolls-Royce-Automobile – "The best car in the world"
- Rolls-Royce Phantom Experimental "17EX" (Klassensieger)
- Rolls-Royce Phantom I Dual Cowl Thrupp & Maberly
- Rolls-Royce Phantom I Park Ward
- Rolls-Royce Phantom I Riviera Towncar (Sieger NGJ)
2. Vorkriegs-Sportwagen – "Elegant power"
- Mercedes-Benz SSK (Klassensieger, Sieger NGJ)
- Jordan 1925
- Chrysler 1928
3. Vorkriegs-Luxuswagen – "Pure grace & style"
- Lancia Astura Pinin Farina Tipo Bocca IV (Klassensieger, Sieger NGJ)
- Isotta Fraschini A8 Castagna
- Lagonda LG6 Rapide
- Talbot-Lago T26 Graber
- Mercedes-Benz 500 K Cabriolet A
4. Nachkriegs-GT – "The gentlemen"
- Aston Martin DB4 GT Zagato
- Pegaso Z-102 Berlinetta Panoramica Touring
- Mercedes-Benz 300 SL (ehemals Porfirio Rubirosa, Sieger NGJ)
- Jaguar E-Type V12
- Lamborghini Miura SV
- Ferrari 250 GT/L
- Iso Grifo (Klassensieger)
- Porsche 911
5. Nachkriegs-Rennsportwagen – "Sportscar Icons"
- Mercedes-Benz 300 SL Roadster
- Jaguar C-Type
- Ferrari 275 GTS/4
- BMW 507 (Klassensieger, Sieger NGJ)
- Aston Martin DB5 Volante
6: Nachkriegs-Rennwagen – "Race cars and winners"
- BMW M1
- Lancia Stratos
- Porsche 911 (ehemals Eberhard Mahle, Klassensieger)
- BMW M3 DTM
- Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 "Rote Sau"
- Porsche 911 Safari
- Mercedes-Benz 190 E 2.3-16 (ehemals Niki Lauda)
- Porsche 917 (ehemals David Piper, Sieger NGJ)
7: Supercars & Hypercars – Iconic Forever
- McLaren Elva
- Mercedes-AMG GT-R
- Ferrari 812 Superfast (Klassensieger, Sieger NGJ)
- Ferrari Maranello 550 "Breadvan"
- Aston Martin Vanquish
- Ferrari 488 GT3
Aus den Klassensiegern wurden die beiden "Best of Show"-Fahrzeuge ermittelt. In der Vorkriegsklasse war es der Rolls-Royce Phantom Experimental "17EX", in der Nachkriegsklasse der Iso Grifo.
Tag 4 war der Öffentlichkeit gewidmet. Abschluss der "Mobility week for good" bildete nämlich eine 250 Meter lange Ausstellung in Port d'Andratx. Die Zuschauer strömten zu Hunderten. Voller Begeisterung wurden die Teilnehmer bei der abschließenden Fahrpräsentation mit Applaus gefeiert. Damit hatte Marcus Herfort auch seinen letzten Programmpunkt erfolgreich über die Bühne gebracht und konnte mit einer Sechser-Präsentation sogar nochmals den einzigen Programmpunkt ausgleichen, den er kurzfristig absagen musste. Da ein Sammler mit fünf Fahrzeugen quasi über Nacht abgesagt hatte, fand das Strandauto-Treffen "Gran Mar" im Assaona Beach Club nicht statt. Umso mehr freuten sich alle über die sympathischen Wägelchen am Hafen.


















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