Motorengebrüll und Abertausende von Zuschauern im Schlosspark? Ein Bergrennen und ein Rallye-Kurs mit den berühmtesten Autos und Motorrädern der Mobilitätsgeschichte? Ganz klar, hier kann es sich nur um das Goodwood Festival of Speed handeln. Zum wiederholten Male zeigte Lord March, dass er eine der besten Unterhaltungsveranstaltungen der Autoszene organisieren kann.
Verkehrsmittel aus allen Zeiten
Es fällt schwer, das Festival of Speed zu charakterisieren, denn nicht nur gibt es Automobile, Motorräder und Flugzeuge (die Liste ist nicht abschliessend) fast gleichzeitig zu sehen, es wird auch noch mehr als ein Jahrhundert Mobilitätsgeschichte bis zur Neuzeit abgedeckt.
Vermutlich macht gerade dies den Reiz der Veranstaltung aus, dass man einen aktuellen Supersportwagen im direkten Vergleich zu Sport- und Rennwagen der Vergangenheit sehen kann.
Mazda im Zentrum
Jedes Jahr wird einer Marke mit dem sogenannten “Central Display”, einer überdimensionierten Kunstskulptur gehuldigt. 2015 stand Mazda mit dem 787B im Zentrum.
Kein Oldtimer-Event
Das Goodwood Festival of Speed ist mindestens so sehr der Gegenwart wie der Vergangenheit verpflichtet. So nutzten auch dieses Jahr einige Autohersteller wie Aston Martin oder Renaultdie Gelegenheit, 21 Neuheiten zu präsentieren. Bereits Tradition ist es, dass der frische Le-Mans-Sieger den Berg hochfährt, also sah man 2015 den Porsche 919 Hybrid die kurvige Strecke durch den Schlosspark hochfahren.
Treffen der Legenden
Sie waren alle da, die heutigen Rennfahrer wie Nico Rosberg, Jensen Button oder Motorrad-Triumphator Valentino Rossi genauso wie die Helden der Vergangenheit, also etwa Derek Bell, Richard Petty, Jochen Mass, Jackie Stewart, John Surtees oder Stirling Moss.
Und sie kamen vor allem auch, weil es sie freute, ihre alten und neuen Kollegen wieder einmal zu treffen. Leute wie Valentino Rossi haben Benzin im Blut, dies sieht man spätestens dann, wenn man ihm zuschaut, wie der einen Alfa Romeo Tipo B inspiziert oder begeistert im Cockpit des Mazda 787B Platz nimmt.
Raritäten-Sammlung
Unglaublich, welche Autos Lord March jedes Jahr erneut zusammentrommeln kann. 2015 zum Beispiel waren sieben der acht jemals gebauten 300 SLR zusammen in den Boxen, vermutlich erstmals und vielleicht auch das einzige Mal in der Geschichte.
Ein paar Meter weiter fanden sich die Le-Mans-Sieger Porsche 917, 962C und 919 Hybrid und so ging es weiter. Kein Wunder, spazierten auch die eingeladenen Berühmtheiten gerne durch das Fahrerlager.
Phänomenales Shoot Out
Autos unterschiedlichster Zeitalter und Bauweisen konkurrieren mit einander um die schnellste Zeit für die rund 1,8 km lange Strecke den Schlosshügel hinauf.
Eindrücklich wie der weit über 100 Jahre alte Darracq das Strässchen hochraste, beindruckend die Fahrzeugbeherrschung des Piloten des Bugatti 35.
Dazwischen moderne Supersportwagen, Nascar-Autos, Rennwagen neuester Prägung, Rallye-Cross-Fahrzeuge, Power-Trucks, CanAm-Prototypen, Tourenwagen unterschiedlichster Hubraumklassen und Formel-1-Fahrzeuge wie der Hesketh von James Hunt oder die beiden frisch restaurierten LEC Cosworth.
Unglaublich spannend und vor allem auch interessant war es zu sehen, wie sich die Autos auf der kurven Strecke verhielten. Die Autos wurden in umgekehrter Qualifikationsreihenfolge gestartet. Wie stark würden sich die Fahrer gegenüber den früheren Läufen steigern können? Es schien über lange Zeit, dass die LEC Cosworth nicht zu schlagen waren, obschon sie recht früh losfuhren. Dann war der sechsrädrige March doch noch schneller. Aber würde er gegen die Pkes Peak Celica die Nase vorne behalten? Nein, gegen soviel Anpressdruck reichte es nicht.
Aber noch waren einige weitere Autos am Start. Etwa ein weiterer Hesketh Formel 1, doch die Celica blieb vorerst vorne. Noch zwei Autos standen am Start. Der über 700 PS starke Subaru, der für maximalen Abtrieb einen riesigen Heckflügel mitführte, war bis zur Zwischenzeit schneller und nahm der Celica fast eine Sekunde ab. Konnte es der folgende moderne Mini mit dem monumentalen Heckflügel und Superkraft noch schneller? Nein. Der neuzeitliche Subaru hatte sich durchgesetzt, die Klassiker der Formel-1-Szene aber durften mit ihrer Leistung zufrieden sein und auch der Ferrari 312 P hatte sich sehr gut geschlagen.
Pokale und Preise
Auch der Schönste wurde gekürt, nämlich im Cartier “Style et Luxe” Concours. Der Gewinner hiess hier Peter Mullin mit seinem Talbot-Lago T150 C SS.
Und auf der Rallye-Strecke hatte Kris Meeke auf dem Citroën DS3 WRC die Nase vorne.
Das Wetter war fast das ganze Wochenende beinahe unbritisch sonnig und warm, einzig einige kurze Schauern trübten das perfekte Sommerwetter. Und dank wenigen und weitgehend glimpflich abgelaufenen Unfälle (u.a. Mazda 767B von 1989) konnte sich Lord March am Sonntag Abend wohl zufrieden in seine Gemächer zurückziehen.