Am Donnerstag 5. Februar starteten 70 Teams zur 19. AvD-Histo-Monte 2015. Nach einer zweijährigen Pause kehrte die Rallye zurück und es waren so viele Teilnehmer dabei wie schon seit 10 Jahren nicht mehr.
Im Starterfeld waren Fahrzeuge von rund 20 Marken und aus fünf Jahrzehnten vertreten. Zu den Abenteurern, welche die 1800 km lange Reise von Deutschland nach Monaco auf sich nahmen, gehörten auch Marcel Widler und René Jung in ihrem Volvo P 1800 aus dem Jahr 1969.
Ihre Erlebnisse - Schneestürme, Pannen, technische Probleme, ausgekugelte Schaltungen, Beinahe-Kollisionen aber auch viel Sonnenschein und glückliche Gesichter - sind die Basis dieses Berichts.
Start in Deutschland
Der erste Tag, der Donnerstag, begann in Mainz mit schönem Wetter bei 0 Grad Celsius. Die letzten technischen Vorbereitungen wurden durchgeführt. Das Auto der Chronisten, ein Volvo Rallye Coupé von 1969, stand da, wie es Roger Moore alias Simon Templar in den späten Sechzigerjahren fuhr. Die Besatzung wurde mit einem 300 Seiten starken Roadbook ausgerüstet, die Startnummer “14” aufgelebt. Der Start erfolgte inmitten von Werksteams und als einziges Fahrzeug in dieser Gruppe in der Sanduhrklasse, also ohne elektronische Hilfsmittel für die Navigation und ohne begleitendes Servicefahrzeug.
Nach einem reibungslosen Start konnte eine Distanz von 250 km pannenfrei zurückgelegt werden. Die erste Wertungsprüfung ist eine Neuheit für das Team und, lediglich mit einem Taschenrechner und einer Stoppuhr ausgerüstet, eine Herausforderung. Bei den Bergetappen ab 15:00 Uhr wurde der Volvo von übereifrigen Teams blockiert. Ein vorausfahrender Tourist verhindert auf der ersten Passhöhe im nördlichen Schwarzwald dann auch noch die Vorfahrt und verursachte auf schneebedeckter Fahrbahn beinahe eine Kollision. Beim Ausweichmanöver kugelte beim Volvo sogar der Schaltknüppel aus!
Die Rallye aber dauerte an, der Zeitdruck war gross. Im dritten Gang ging es die Passstrasse hinunter bis in die Nähe der Elsässer Grenze. Ein notwendiges Wendemanöver blockierte das Fahrzeug für einige Minuten, denn es kann auch kein Rückwärtsgang mehr eingelegt werden. In einer fünfminütigen "Notoperation" renkte Pilot Marcel Widler dann den Schaltstock um 180 Grad verdreht wieder ein, und der Volvo schaltete sich wieder in allen Gängen, als wäre nichts geschehen. Um 17:00 Uhr begann es langsam einzudunkeln.
Zwei Pässe lagen noch vor den rund 70 Teams. Die Strassen waren jetzt komplett eingeschneit und die Sicht teilweise gleich null. Auch Schneeverwehungen hochgebirgiger Ausprägung fehlten nicht. Dennoch musste das Tempo mit einem Schnitt von 45 km/h gehalten werden, was ab und zu akrobatischer Fahreinlagen erforderlich machte. Nach insgesamt 470 km erreichten die Teams um 21:00 Uhr endlich das Ziel in Freiburg. Nach der Fahrerbesprechung und der Bekanntgabe der Zwischenränge gab es ein stärkendes und wärmendes Abendessen, bevor dann um Mitternacht bereits wieder die Startvorbereitungen für die nächste Etappe eingeleitet wurden.
Schneestürme und fehlende Sicht am zweiten Rallye-Tag
Früh morgens um 07:00 Uhr standen die 72 Teams am nächsten Morgen bereits wieder bereit für den zweiten Rallye-Tag. Schon kurz nach dem Start wurden die Rallye-Teilnehmer mit einer Dreifachprüfung im Elsass getestet. Danach ging die Fahrt geht weiter über eingeschneite Strassen via St. Ursanne in das zauberhafte Gebiet des französischen Jura. Die Radiosationen im Gebiet berichteten von Schneestürmen und geschlossenen Schulen. Dennoch fuhr der Histo-Monte-Tross weiter und überwand Pässe, die ohne Schneeketten eigentlich unpassierbar waren.
Auch das Volvo-Team reüssierte, meisterte auch die schwierigsten Passagen. Der Wagen aus Schweden fühlte sich offensichtlich im Schnee zuhause und fuhr zeitweise an vorderster Position vor allen schnellen Porsches und den Profi-Teams. Nach zehn Stunden Schnee-Rallye und einer nach Aussagen des Veranstalters dramatischen Wettersituation wurde beschlossen, die letzte Sonderprüfung entlang des Doubs zu streichen. Um 19:30 erreichten die ersten Teams Aix-les-Bains. Pannen und Ausfälle waren an diesem erlebnisreichen Tag erstaunlicherweise die Ausnahme. Dennoch traffen die letzten Teilnehmer erst gegen Mitternacht ein.
Pannen und Fahrfehler an dritten Tag
Ach am Samstag starteten die ersten Wagen bereits um 07:00 Uhr, nach einer kurzen und für einige Teams sehr kurzen Nacht. Es wurden erneut schneebedeckte Strassen erwartet, was für sportlich ambitionierte Piloten jedoch eine wunderbare Herausforderung darsteltte.
Als erste gingen die Sieger der letzten Austragung - Blunck und Aschmann auf Opel Ascona A von 1974 - auf die Strecke, um über eine Mammutetappe von rund 11 Stunden Fahrt quer durch die französischen Alpen Nizza zu erreichen.
Bereits 45 Minuten nach dem Start nahmen die Ersten eine Spezialprüfung auf schneebedeckter Fahrbahn zum ersten Pass in Angriff. Und ab hier begann eine unvergessliche Rallye-Fahrt durch spannende Gebiete und märchenhafte Landschaften. Die kaum befahrenen Routen und die mit Schnee gepuderte Natur fühlten sich fast schon zu romantisch an im Vergleich zur Sportlichkeit der Veranstaltung.
Das Goodtimer-Team Widler/Jung mischte schon bald wieder ganz vorne mit im Feld. Dank zweckoptimierter Ausrüstung und vorteilhafter Gewichtsverteilung des Volvo machte das Fahren trotz harter Bedingungen Freude und Spass.
Nach der Mittagspause sorgte ein Teilnehmer für etwas Aufregung beim Neustart und bedingte ein Ausweichmanöver, welches erneut, wie am ersten Rallye-Tag, die Schaltung ausrenkte. Sodann ging es im dritten und vierten Gang auf die nächste Bergprüfung und eine spannende Aufholjagd, jedoch mit verheerenden Folgen. Bei der Vorbeifahrt an einer Baustelle übersah das Team Widler/Jung ein Rotlicht. Der Veranstalter sah sich veranlasst, den Volvo aus der Wertung zu nehmen. Eine bittere Pille für die beiden, aber auch bei einer Oldtimer-Rallye sind die Verkehrsvorschriften einzuhalten.
Trotzdem war die Fahrt natürlich nicht zu Ende. Der Tross fuhr einen Abschnitt entlang der Route Napoleon und weiter in Richtung Süden, wo zwischen Skifahrern, Schneeschuhläufern und Rallye-Fahrzeugen die ersten Pannen und Ausfälle zu verzeichnen waren.
Den Abschluss bildete die Abfahrt Richtung Mittelmeer durch eine Schlucht, die der Monte Carlo-Sieger von 1985, Ari Vatanen, zur Aussage des Tages ermunterte: „Normalerweise versucht man bei Rallyes ja immer, es zu vermeiden einen Baum zu treffen, bei der Monte Carlo bist du froh, wenn du einen Baum triffst.“ Und er verwies damit auf die nicht ungefährlichen und sehr tiefen Schluchten an.
Zieleinfahrt bei schönstem Wetter am letzten Tag
Herrlicher Sonnenschein und Kaiserwerter erwarten die verbleibenden 63 Teams am Sonntag und boten beste Bedingungen für das Finale über fünf Pässe von Nizza nach Monte Carlo. Zwischenzeitlich war das Team mit der Startnummer 14 auf Rang 41 zurück gerutscht. Deswegen fuhren sie direkt nach Monte Carlo. Eine behelfsmässige Reparatur der Schaltung verhelfen dem Volvo wieder zu den ursprünglichen vier Vorwärtsgängen plus Overdrive und sorgten für eine entspannte Fahrt entlang der malerischen Kulisse der Corniche.
Um 15:00 Uhr wurden die ersten Teams in Monaco erwartet. Die Zieleinfahrt fand bei schönstem Wetter und Sonnenschein statt. Sieger im Jahr 2015 wurde ein Neuling in einem sehr schnellen und seltenen Porsche 914-6 GT mit der Startnummer 17. Auf Platz 2 fuhr ein Skoda 120 L ein, der dritten Rang ging an einen Porsche 356 SC.
Die professionell organisierte Rallye kann trotz unglücklichem Ausgang für den Chronisten unbedingt weiter empfohlen werden. Das sehr gute Roadbook, die abwechslungsreiche und anspruchsvolle Streckenführung und die kulinarischen Erlebnisse unterwegs überzeugten. Auf ein Wiedersehen!
Gesamtergebnis
Rang | Start-Nr | Fahrzeug |
---|---|---|
1 | 17 | Porsche 914-6 GT |
2 | 20 | Skoda 120 L |
3 | 11 | Porsche 356 SC Coupé |
4 | 59 | BMW 325 IX |
5 | 45 | Daimler Benz 280E/W123 |
6 | 1 | Opel Ascona A |
7 | 65 | Audi Quattro Typ 85 |
8 | 8 | Skoda 130 RS Coupé |
9 | 25 | Opel Ascona A Rallye |
10 | 13 | Porsche 911 ST |
11 | 4 | Mercedes-Benz 220 S |
12 | 35 | Porsche 924 Gruppe 4 |
13 | 22 | Lancia Fulvia 1.3 S |
16 | 9 | Skoda Octavia 1200 TS |
17 | 29 | Porsche 911 Coupé |
18 | 12 | Saab 96 |
19 | 49 | Audi Ur-Quattro |
20 | 67 | Lancia Delta Integrale HF 2.0 16V |
21 | 64 | Subaru Legacy Turbo |
22 | 39 | Porsche 911 SC Coupé |
23 | 23 | Skoda 130 RS Coupé |
24 | 16 | Skoda Favorit 135 L "Rallye Monte Carlo" |
25 | 61 | Porsche 928 GT |
26 | 34 | Porsche 911 |
27 | 47 | Audi Quattro |
28 | 60 | BMW 320 is |
29 | 50 | Porsche 924 |
30 | 57 | Porsche 924 S |
31 | 18 | Lancia Fulvia Coupé 1.3 |
32 | 10 | MG A |
33 | 52 | BMW 320 i |
34 | 3 | VW Käfer |
35 | 36 | BMW 528 Limousine |
36 | 54 | BMW 316 |
37 | 55 | Audi Coupé |
38 | 46 | Citroen CX 25 GTI |
39 | 44 | Mazda 626 GLS |
40 | 6 | Porsche 356 A Coupé |
41 | 15 | Skoda 110 R |
42 | 66 | Audi S2 |
43 | 7 | Porsche 356 B 1600 |
44 | 27 | Leyland Mini 1000 MK II |
45 | 19 | Lancia Fulvia 1,3 S |
46 | 51 | BMW 635 CS I |
47 | 31 | Porsche 911 SC |
48 | 33 | Porsche 911 SC 3.0 |
49 | 24 | Mercedes-Benz 350 SLC |
50 | 68 | Porsche 993 Carrera 4 |
51 | 62 | Porsche 911 |
52 | 26 | Oldsmobile Delta 88 Royale Convertible |
53 | 5 | Volvo PV 544 |
54 | 28 | Seat 127 |
55 | 41 | Daimler-Benz 350 SLC |
56 | 69 | BMW 850 CS I |
57 | 43 | Porsche 911 SC |
58 | 48 | Volkswagen Golf 1 |
59 | 2 | Fiat 1100 TV 103 |
60 | 38 | Ford Escort Mk II |
61 | 58 | Audi Quattro Coupé |
62 | 56 | Audi 200 Turbo |
63 | 37 | Peugeot 504 GL |
Information
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Leider vermissen wir in diesem Jahr die tolle Veranstaltung, die nächste Woche hätte starten sollen, wegen Corona und dem schweren Unwetter im Herbst vorigen Jahres als Brücken und Straßen in den Seealpen fortgeschwemmt wurden. Dem ausrichtende Team PLUSRALLYE um Peter Göbel kann man nur wünschen, dass im nächsten Jahr wieder alles unter normalen Umständen stattfinden kann.