Sie hat sich zu einer der grössten Oldtimer-Messen in Europa gemausert, die Auto e Moto d’Epoca Padova, und sie findet jeweils im Oktober statt, also wenn sich die Saison ihrem Ende zuwegt. Davon war allerdings zwischen dem 22. und 25. Oktober 2015 wenig zu merken, denn die Temperaturen signalisierten eher einen Spätsommer als den kommenden Winter.

Superlative
90’000 Quadratmeter Fläche, 11 Hallen, 1600 Aussteller, 18 Marken-Repräsentationen, 600 akkreditierte Journalisten, das sind grosse Zahlen. Noch schwerer aber wiegen die rund 4000 Autos, die bestaunt und grossteils auch gekauft werden können. Damit schlage man sogar Essen, meinte ein Vertreter der Organisation.
Und tatsächlich ist die Fahrzeugvielfalt riesig und kaum einer der über 80’000 Besucher - die Rekordmarke war bereits am Sonntag um 10:00 übertroffen - dürfte alle gesehen haben. Denn ohne Hallenplan ist es nur ein allzu Leichtes, den einen oder anderen Ausstellungsraum schlicht komplett zu übersehen. Und es gab einiges zu verpassen!
Alfa Romeo mit Montreal-Prototyp
Alfa Romeo zum Beispiel hatte einige herrliche Exponante aus dem werkseigenen Museum in Aresa nach Padua geschafft, darunter insbesondere der berühmte Prototyp des Alfa Romeo Montreal, der 1967 an der Weltausstellung in Kanada präsentiert wurde. Bekanntlich verfügte der Sportwagen damals nur über einen Vierzylindermotor und auch sonst unterschieden sich die Details des Bertone-Entwurfs in einigen Punkten von der späteren Serienversion. Näher als in Padua jedenfalls kam man einem der beiden damaligen Prototypen noch selten.
Zusammen mit der neuen Giulia, die über 500 PS auf die zwei Achsen stemmen soll, wurden auch die berühmte Giulia TI Super aus den Sechzigerjahren und ein TZ2 mit Kunststoffkarosserie gezeigt.
Rekordrenner bei Abarth
Auf dem Abarth-Stand gab es neben einem modernen Wagen einen einsitzigen Fiat Abarth 1000 Monoposto Record mit 500 kg Gewicht und einem 982 cm3 grossen längs eingebauten Vierzylindermotor mit 105 PS zu bewundern. Für deutlich mehr Bewunderung allerdings bot der Abarth 750 Record Bertone Anlass, der es mit seinem 47 PS starken 747-cm3-Motor auf Geschwindigkeiten über 190 km/h brachte damals und gerade einmal 385 kg schwer wog.
Mit 3,2 Meter Länge und 1,41 Meter Breite war er für ein Rekordfahrzeug ausnehmend kurz, während die Höhe von 1,295 Metern schon fast überrascht.
Porsche mit Turbo und Targa
Bei Porsche erinnerte man sich an die frühen Targa- und Turbomodelle, zeigte aber in Zusammenarbeit mit den Clubs auch einen herrlichen 914/6 GT und einen 959 aus dem Jahr 1988.
Mercedes und die grossen Cabriolets
Mercedes widmete seinen Stand den grossen Cabriolets seiner Modellgeschichte und stellte Wagen wie den 500K als Cabriolet B von 1936 oder den 300 S als Cabriolet A Pininfarina von 1955 auf den Stand.
40 Jahre BMW Dreierreihe
Bei BMW erinnerte man sich an die Geburtsstunde und Evolution der Dreierreihe, zeigte eine Gruppe-5-Version des E21, einen M3 E30 und einen M3 E36, neben moderneren Artgenossen.
Vom D-Type zum Land Rover
Jaguar nutzte die Standpräsenz, um an den fast ewig währenden Land Rover (Defender) zu erinnern, brachte mit dem D-Type aber auch ein wenig Rennsport-Feeling in die Halle.
Auch die frühen Range Rover sind längst zu Klassikern gereift und so zeigte man ein gelb-oranges Exemplar der Frühzeit.
Franzosen in Farbe
Peugeot und Citroën zeigten höchst unterschiedliche Farbmuster. Während es bei Peugeot sehr rallye-sportlich und blau mit 504 V6 Coupé, 405 T16 und 205 T16 zuging, glänzte bei Citroën die Sonne goldgelb, illustriert durch ein Sondermodell 2 CV Le Soleil von 1982 und einem ebenfalls gelben Cactus sowie einem in derselben Farbe glänzenden Méhari.
Das Gemeinsame an den Herstellerständen, wie hier exemplarisch vorgestellt, war und ist natürlich, dass die klassischen Autos nur betrachtet, nicht aber erworben werden können.
Raritäten bei den Händlern und Privaten
Hier springen die vielen Händlern, die durchaus auch aus den Niederlande, der Schweiz, Deutschland oder Frankreich stammen dürfen, in die Bresche und auch mancher Privatmann versuchte seinen Klassiker an den Mann (Frauen treten nur ausnahmsweise als Käuferinnen auf) zu verhökern.
3000 bis 4000 Autos dürften es gewesen sein, auf denen ein Verkaufsschild prangte, wenn auch nur allzu oft wegen der Angst vor dem Steueramt ohne Preisangabe. Gleichzeitig wurden mehr Ferrari Sportwagen angeboten, als je zuvor auf einer Messe.

Bei den Händlern gab es kaum etwas, was man vermisste und es waren auch echte Raritäten zu erblicken, etwa den schnellen Maserati WRE von 1959 auf dem Stand der Sportgarage Graber. Gleich daneben liess eine FIA-Cobra beim der Oldtimer Galerie aus Toffen den Betrachtern das Wasser im Mund zusammenlaufen. Nur wenige Meter weiter konnte man einen Mercedes-Benz 190E 2.5-16 Evo II, einen Bizzarrini GT Europa, ein Amphicar oder wie bei Bonhams einen Lancia Stratos erblicken.
Neben vielen Superklassikern gab es auch Autos, die mancher Besucher der Messe vielleicht das erste Mal erblickte, etwa einen LMX 2300 von 1973, einen Zanussi Sport Vendrame von 1948 oder einen Alfa Romeo Romeo 2 von 1960, einen veritablen Bus.
Wer sich nicht notierte, wo er was gesehen hatte, fand später vermutlich nicht mehr rechtzeitig dorthin zurück, wollte er ein Angebot machen. Und tatsächlich zeigten manche Autos schon am Abend des ersten Tages das berühmte “SOLD”-Schild, waren also verkauft. Insider allerdings munkelten, dass die ersten Fahrzeuge bereits beim Aufstellen der Messe, also noch vor Türöffnung, den Besitzer wechselten.
Immer jünger?
Auffallend in Padua war, dass einem das Durchschnittsalter der angebotenen Autos deutlich jugendlicher vorkam als noch vor wenigen Jahren. Die Anzahl der Vorkriegsfahrzeuge schrumpfte augenscheinlich, dafür tauchen immer mehr Youngtimer oder sogar schon beinahe jugendliche Zukunftsklassiker in den Reihen der angebotenen Autos auf. Ein Dodge Viper konnte so genauso gesichtet werden, wie Wagen vom Schlag eines Dodge Stealth, eines Ford Sierra Cosworth Turbo oder eines Alfa Romeo SZ/RZ Zagato der Achtziger- und Neunzigerjahre. Dass auch die Lancia Delta Integrale Varianten da nicht abseits stehen konnten, versteht sich von alleine.
Immer wieder ein Thema waren auch in Padua wieder Fahrzeuge mit geringen Laufleistungen, vor allem, wenn es sich um Raritäten handelt. Ein Fiat Ritmo Abarth 125 TC von 1982 mit gerade einmal 18’000 km Laufleistung grenzt schon beinahe an ein Naturwunder, da erscheinen dann auch die 15’000 geforderten Euronen ein akzeptabler Obulus zu sein.
Immer teurer?
Dies führt uns bei unserem kleinen virtuellen Rundgang zu den Preisen, die natürlich auch 2015 ein grosses Thema waren, wenn man sie denn mangels Preisnennungen auf den Schildern, überhaupt herausfinden konnten. Generell wurden happige Beträge verlangt für gute Autos, ein M3 E30 konnte schnell einmal Euro 60’000 kosten, Superklassiker wechselten den Besitzer nur für Superpreise.
Etwas abseits aber gab es immer interessante Fahrzeuge zu kaufen, die auch preislich nicht ins Unbezahlbare ausuferten, bei uns aber kaum zu kriegen sind. Etwa ein Alfa Romeo Alfasud Sprint Veloce von 1981 mit gerade einmal 24’000 km auf dem Tacho oder eine Giulietta Turbodelta von 1984 für Euro 18’500. Auch ein Fiat 1500 L von 1967 erscheint mit Euro 7500 nicht überteuert und ein silbernes Coupé 2300 S wurde für Euro 26’5000 angeschrieben. Geduldiges Stöbern und hartes Verhandeln konnte durchaus zu einem günstigen Kauf führen ...
Die Schätze auf den Clubständen
Nicht alle raren und seltenen Autos standen natürlich zum Verkauf, viele sind ja bekanntlich in den treuen Händen von Clubmitgliedern und solche stellten dann auch 2015 wiederum viele Raritäten auf die liebevoll und zweckmässig eingerichteten Clubstände.
Wann sonst kann man einen Autobianchi 111 sehen, die diversen Derivate der Fiat-Modelle 500, 600 oder 850 und selbst ein Renault 5 Alpine hatte es auf den Stand der Gordini- und Alpine-Freunde geschafft. Näher hinschauen lohnte sich auch hier. Und man konnte vielleicht da auch den ältesten Fiat-500-Fahrer Italiens treffen. Emilio Zumerle heisst der 103-jährige Mann und er fährt immer noch. Zurecht wurde er vom Fiat 500 Club Italia prämiert.
Teile im Halbdunkel
Traditionell werden in Padua natürlich auch Teile angeboten und hier überwogen dann eindeutig Lampen, Instrumente, Vergaser und vieles mehr für die einheimischen Fabrikate. Wer lange genug suchte bei einem der 650 Teile-Ausstellern im Halbdunkel der relativ schlecht beleuchteten Hallen konnte vielleicht mit einem glänzenden frischen Lenkrad für seine Alfa Romeo Giulietta nachhause gehen oder seinem Klassiker ein originalgetreues Autoradio spendieren.
Gut gesättigt nachhause
Auch wer seinen Oldtimer-Hunger nicht mit einem Kauf eines Autos oder Ersatzteils stillen konnte, musste kulinarisch gesehen sicherlich nicht hungrig nachhause gehen, denn die gut verteilten Verpflegungsgelegenheiten boten Auswahl und bezahlbare Preise, verströmten gleichzeitig jene Prise “Italianitâ”, die in den teilweise düsteren und kunstlichtbeleuchteten Hallen manchmal verloren ging.
Gefallen jedenfalls hat die Messe sicherlich den meisten, wenn nicht allen Besuchern und so kommen sie dann sicher auch nächstes Jahr im Herbst wieder. Und auf dem Weg locken dann wiederum die wunderbaren Espressi an den Autobahnraststätten ...
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