Die Römer waren es, die dem Schwarzwald seinen Namen gaben: "Silva nigra", "schwarzer Wald". Ein unwegsames Gelände, von dichten Wäldern bedeckt und wilden Tieren bewohnt, dabei aber nur spärlich besiedelt.
Zwischenzeitlich ist auch die Schwarzwald-Region zivilisatorisch verfeinert worden. Ausgehend von Freiburg ziehen sich fein ziselierte Strassen und Wege, an die sich Dörfer, Dörfchen und Weiler andockten, durch die ganze Region. Ein Eldorado für Mathias Wolber, der die Routen für die Oldtimer-Rallye «Schauinsland-Klassik» ausheckte.
Nicht weniger als 18 Automarken von Alfa Romeo bis VW waren an der Schauinsland über das Wochenende vom 4. und 5. August 2023 vertreten und boten den Zuschauern einen Querschnitt über den Automobilbau von den ausgehenden 20er Jahren des letzten Jahrhunderts bis ins Jahr 1990.
Knapp über 100 Teams, vorwiegend aus Deutschland und der Schweiz, ergänzt mit Equipen aus Frankreich und Luxemburg, waren im Starterfeld eingetragen. Los ging’s am Freitag nach dem Mittag. Die Route führte zuerst in den Norden, dann ging’s südwestlich hinunter bis fast nach Lörrach und dann wieder zurück nach Freiburg. Im Vordergrund standen nicht Tempo und Schnelligkeit, sondern sportliche Leistungen und hohes und präzises fahrerisches Können.
Entgegen dem Streckenverlauf früherer Jahre standen am ersten Tag viele Dorfdurchfahrten auf dem Programm. Ärgerlich für die Teilnehmer: Tempo 30 reihte sich in Strassenzüge mit parkierten Autos und vielen Ampeln zu einem Stop-and-Go, schön für die Zuschauer, die den Oldtimern zuwinken konnten. Das “piece de resistance”, nämlich den Schauinsland wurde diesmal im umgekehrten Sinn befahren, nämlich von oben nach unten.
Ziel der ersten Etappe war traditionell um 19.30 Uhr der Münsterplatz, trotz des schlechten Wetters proppenvoll mit unzähligen Zuschauern: Es herrschte richtiges „Italien-Feeling“ – dort kennt man normalerweise solche Zuschauermassen bei Oldtimer-Veranstaltungen. Abschrankungen sorgten dafür, dass sich die Autos der Teilnehmer den Weg nicht durch die Menschenmasse suchen mussten…
Der zweite Tag führte über 260 Kilometer in den östlichen und nördlichen Teil des unendlich weitläufigen Schwarzwaldes. Gleich nach dem Start aus den Messehallen gings zur Schauinslandstrecke. Und es hallten die mahnenden Worte der Fahrtleitung in den Ohren: „Bitte die Sicherheitslinien nicht überfahren – dies wird von der Polizei, falls anwesend, geahndet.
Nun, die Ordnungshüter glänzten glücklicherweise durch Abwesenheit, denn viele Teilnehmer suchten sich die Ideallinie… Zielankunft war am späteren Nachmittag wieder die Messehallen, es lauerte noch eine letzte Wertungsprüfung mit drei Zeitabschnitten – dann war die Schauinsland-Klassik 2023 bereits wieder Geschichte. Den krönenden Abschluss bildete die feierliche Siegerehrung, die in der Halle 4 im Rahmen eines kleinen Bankettes stattfand.
Nach rund 500 Kilometern Gleichmäßigkeitsfahrt mit anspruchsvollen Wertungsprüfungen triumphierten Knuth und Markus Henneke in einem Porsche 964 Targa (1990) als Gesamtsieger vor Uli und Tom Jäck mit einem VW Golf I GTI (1983) sowie den Schweizern Susanna und Stefano Ginesi in einem Porsche 356 B Roadster (1961).
Die Ergebnisse und weitere Informationen gibt es auch auf der Website der Veranstaltung .
Freiburg und die Kirchen-Tradition
Es ist so: Die Kirchen-Tradition und die heilige Messe im Freiburger Münster ist tatsächlich etwas älter als die Schauinsland-Klassik und dem dortigen Klerus im wahrsten Sinne des Wortes heilig. Störungen werden keine geduldet, schon gar nicht von motorsportlichen Veranstaltungen wie der Oldtimer-Rallye. Der Zieleinlauf am Freitag Abend darf deshalb frühestens auf 19.30 Uhr für das erste Auto angesetzt werden, denn dann ist die Abend-Messe fertig und die Motoren sind keine Konkurrenz mehr für das gesprochene Wort in der Kirche. Interessant wäre mal abzuklären, wer mehr „Zuschauer“ hat: Die heilige Messe oder die Schauinsland-Klassik auf dem Münsterplatz…!
Nur verrückt oder schon wahnsinnig?
Tempo 100 mit dem Oldtimer benötigt die volle Aufmerksamkeit des Fahrers. Tempo 100 und ein Radrennfahrer? Da gehört wohl nebst einer grossen Portion Mut auch etwas Verrücktheit dazu. Die Talfahrt vom Schauinsland, breit ausgebaut und mit wenig Verkehr, nutzte ein Radrennfahrer, um einen Porsche-Turbo zu überholen (!) und davonzuziehen. „Ich schaute auf einen möglichst grossen Sicherheitsabstand, falls der Wahnsinnige stürzen sollte“, äusserte sich der Porsche-Fahrer – der bestimmt zum ersten Mal von einem Fahrradfahrer überholt wurde – nach der kilometerlangen Talfahrt bewundernd über dessen Aktionen!
Der genmanipulierte VW Käfer
Schon von Weitem war ersichtlich, dass es sich der Starnummer 9 nicht um einen „gewöhnlichen“ VW Käfer handeln würde. Tiefergelegt, breitere Latschen, geradezu etwas bullig dreinschauend, präsentierte sich das Krabbeltier. Mario Ketter, ehemaliger Rennfahrer und Freiburger Lokalheld war in seiner aktiven Zeit mit schnellem Gefährt unterwegs.
In der Formel-2-Europameisterschaft mit einem Ralt-BMW, in der Markenweltmeisterschaft mit einem Porsche-908-Turbo oder einem Toj-BMW, in der Deutschen Rennsportmeisterschaft DTM mit einem Gruppe-5-BMW320 oder im heissumkämpften europäischen Renault-Markenpokal mit einem R5-Turbo. Auch in einem Procar-BMW-M1 bestritt er Rennen. Und selbstverständlich hält er als Freiburger mit 4 Minuten und 59 Sekunden den Streckenrekord an seinem Hausberg. An der Schauinsland-Klassik ging’s mit dem VW Käfer etwas beschaulicher her, „aber 100 PS und ein modifiziertes Fahrwerk muss sein, sonst macht’s ja keinen Spass“, lachte Ketterer.
Kaffee und Kuchen
In der Schweiz ist die Hostettler-Gruppe als Yamaha-Importeur ein fester Bestandteil der Motorradszene. In Deutschland versorgt die Hostettler GmbH von Müllheim im Marktgräflerland die Biker mit Bekleidung, Accessoires und Ersatzteilen. Die Schauinsland-Klassik Teilnehmer machten am Freitag Nachmittag einen Kaffeehalt auf dem Werksgelände: Zum Heissgetränk servierte die weibliche Belegschaft auch eine vielfältige Auswahl von Kuchen – notabene alles selbst gebacken!







































































































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