2018 wurde der Porsche 964 30 Jahre alt. Zu diesem Anlass widmete ihm der Verlag BMB Berlin Motor Books ein aufwändig produziertes Buch mit dem Titel «Porsche 964 „30 Years“ 1988-2018».
Neubelebung
Eigentlich waren die Tage des Porsche 911 schon in den Siebzigerjahren gezählt, der Porsche 928 sollte ihn beerben. Daraus wurde bekanntlich nichts. Aber noch anfangs der Achtzigerjahren kämpfte der Porsche 911 mit denselben Schwächen, die er bereits bei seiner Geburt mit auf den Weg bekommen hatte, nämlich eine nicht einfach beherrschbare Fahrdynamik und eine mehr als zaghaft arbeitende Heizung.
Mit dem 1982 lancierten Porsche 911 Cabriolet und anderen Detailentwicklungen verschaffte man dem 911 Luft zum Überleben. Der Porsche 959 zeigte dann, wohin der Weg führen konnte, sprich Vierradantrieb und modifiziertes Design.
Die Geburt des 964
1988 wurde dann der Porsche 964 präsentiert mit Allradantrieb und einem dezent modifiziertem Äusseren. Nur 15 Prozent der Komponenten blieben unverändert, fast alles am Auto war neu. Was geblieben war, konnte man von aussen (und innen im Cockpit) fast von Auge sehen. Unter dem Blech aber war der 964 eine fast komplette Neuentwicklung.
Die Aerodynamikstudie E 19, die im Buch auf den Seiten 38, 40, 41 und 42 abgebildet ist, zeigt, wie radikal auch die optischen Eingriffe hätten sein können. Doch die abgesenkten Scheinwerfer kamen erst beim Nachfolger 993 zum Zug. Der fixe Heckspoiler schaffte es nur bei Turbomodellen in die Serie.
Treibende Kraft bei der Entwicklung des 964 war Friedrich Bezner, der immerhin 22 Seiten in Form eines Interviews gewidmet erhält. Da wird manch’ interessante Anekdote offenbart.
Nur sechs Jahre
Der Baureihe 964 waren nur sechs Jahre gegönnt, dann folgte der 993 als letztes luftgekühlter 911er. Es gab den 964 als zwei- und vierradangetriebenen Sportwagen, als Coupé, Targa, Cabriolet und Speedster, mit und ohne Turbo und dazu in vielen Sondermodellen, wovon der RS vermutlich der berühmteste ist, der Breitbau-Speedster oder der Leichbtbau-Carrera-4 zu den rarsten Versionen gehören.
Allen diesen Modellvarianten wird im Buch von Andreas Gabriel, Manfred Hering und Tobias Kindermann (letztere beide vor allem für Fotos zuständig) werden komplette Textrückblicke, Bildfolgen und technische Daten gewidmet.
Natürlich erhalten Carrera 2 und Carrera 4 am meisten Platz, aber auch die Turbo-Modelle und die Spezialversionen werden genau dokumentiert.
Als Recherchierer hätte man sicherlich gerne noch eine zusammengefasste Tabelle mit detaillierten Stückzahlen pro Jahr/Modell/Variante gehabt. Auch ein Stichwortverzeichnis wäre wertvoll gewesen. Gabriel aber entschied sich lieber dafür, den Bildern mehr Platz einzuräumen.
Das Buch ist zweisprachig gehalten, was natürlich den Textteil volumenmässig deutlich vergrösserte. Damit kann man aber leben, zumal die deutsche Textversion Basis und nicht Übersetzung ist. Mit farblicher Absetzung kann die jeweilig bevorzugte Sprache (bei Bildunterschriften beispielsweise) gut identifiziert werden.
Grosse Fotos
Die meisten Bilder erhalten im Buch viel Platz, oftmals über zwei grossformatige (27 x 32 cm) Seiten.
Neben neu aufgenommenen Fotos, bei denen man sich ab und zu noch etwas stimmungsvollere Inszenierungen gewünscht hätte, kommen vor allem auch viele Werksbilder zum Zuge, einige davon konnte man bisher noch kaum je sehen, wie etwa jenes von Helmutt Bott, das ihn zusammen mit F. A. Porsche und Huschke von Hanstein, wenige Tage vor seinem Tod zeigt (Seite 35).
Mit Kaufberatungen
Für die drei wichtigsten Modellgrundvarianten – Carrera 2, Carrera 4 und Turbo – sind im Buch mehrseitige Kaufberatungen abgedruckt, die potentielle Käufer aber auch Besitzer über Stärken und Schwächen der Modelle orientieren. Hingewiesen wird richtigerweise auch auf die wartungsintensiven Motoren, da alle 20’000 Ventile eingestellt werden müssen und dafür der Motor (teilweise?) ausgebaut werden muss.
EUR 99.80 sind kein Discountpreis für ein Buch, auch wenn es 380 Seiten umfasst und mit Schuber ausgeliefert wird. Wertsteigernd ist aber (wie bei den rareren 964-Modellen) die limitierte Auflage und die sorgfältige Recherche, die dem Text zugrunde liegt.
Empfohlen werden kann Gabriels 964-Werk daher sicherlich allen Porsche-Enthusiasten, natürlich allen 964-Interessenten und Besitzern und darüber hinaus Sportwagen-Fans, die mehr über die 964-Baureihe erfahren möchten.
Bibliografische Angaben
- Titel: Porsche 964 „30 Years“ 1988-2018
- Autoren: Andreas Gabriel (Text), Manfred Hering und Tobias Kindermann (Fotos)
- Sprachen: Deutsch/Englisch
- Verlag: BMB Berlin Motor Books;
- Auflage: 1. limitierte Auflage Dezember 2018
- Format: Gebunden, im Schuber, 26,6 x 32 cm
- Umfang: 380 Seiten, rund 250 Bilder
- ISBN: 978-3981459258
- Preis: EUR 99.80
- Kaufen/bestellen: Online beim Verlag BMB Berlin Motor Books oder im einschlägigen Buchhandel