Zwei Fahrzeuge machten nach dem zweiten Weltkrieg mit einem Konzept einen Grossteil der Mobilität, erst in Ihrem Ursprungsland, und bald auch auf der ganzen Welt aus. Der luftgekühlte Motor war bei beiden im Heck angebracht und trieb entsprechend des naheliegend kurzen Weges auch die dort liegende Achse an: VW Käfer und die Vespa eint damit eine wesentliche konstruktive Auslegung. Dass beide ihre Namen aus dem Reich der Insekten haben, mag ebenfalls zum Erfolg geführt haben. Wie der Käfer wurde die Vespa jahrzehntelang nahezu unverändert gebaut. Und wie im New Beetle lebt die Vespaidee auch in den heutigen Modellen fort. Und ja, es gab auch Drei- und Vierräder von Vespa.
Die Vespa-Bibel
Ganz so ungebrochen wie oben behauptet ist die Vespamodellgeschichte natürlich nicht. Ähnlich wie beim Käfer wurde stets verbessert und versucht den Trends zu folgen. Auch die Leistungssteigerung gab es bei der Vespa. Was beim Käfer in den Siebzigerjahren der GSR mit 50 PS war, gab es bei Piaggio, dem Unternehmen, das die Vespa auf den Markt brachte, zum Beispiel als Rallye 200.
Nur am Design und an der technischen Auslegung, sollte sich über ein halbes Jahrhundert nichts ändern. Klein, flink und nicht selten in Bonbonfarben lackiert: Wer eine Vespa auf den Straßen erblickt, erkennt sie sofort. Dabei war das ikonische Vespa-Design zunächst mal pragmatischer Natur: Praktisch, sparsam und erschwinglich sollte das Motorrad sein. Dazu äusserst wendig, genau das Richtige für die Nachkriegsstraßen Italiens. Die erste Vespa 98 brachte es mit 3,2 PS auf gerade einmal 60 km/h –
Geschichte, Lifestyle, Technik
»Vespa« - Das offizielle Buch über alle Modelle seit 1945 feiert den bis heute ungebrochenen Siegeszug um die ganze Welt. Es präsentiert die Geschichte der Vespa vom ersten Prototypen des Jahres 1945 bis zur modernen Elettrica.
Bei diesem Buch handelt es sich um die deutsche Ausgabe der dritten überarbeiteten italienischen Originalausgabe von 2018, die als autorisierte Markenbiografie von Piaggio unterstützt wird. Auf fast 400 Seiten wird – angereichert mit historischem Material aus dem Unternehmensarchiv – ein Rückblick auf Geschichte, Design, Werbung und Technik aus sieben Jahrzehnten geboten.
Klare Einteilung - bunte Aufmachung
Das Buch gliedert sich in acht Kapitel mit unterschiedlich vielen Unterkapiteln. Dabei wird die Geschichte des Unternehmens ebenso erzählt wie die Entwicklung der Vespa vom sparsamen Mobilitätsanbieter zum Kultobjekt. Das Buch überzeugt dabei insbesondere durch seine hervorragende Gestaltung. Das Seitenlayout ist in 2½ Spalten eingeteilt, die je nach Bedarf für Text, Bild, Hinweis, Kasten, Tabelle oder Bildlegende zur freien Gestaltung herangezogen werden kann. So entsteht ein überaus buntes Buch, das über eine Fülle von Informationen verfügt.
Dank der lesenswerten Texte sowie der ausführlichen Bildlegenden ist jede Seite damit ein echter Eyecatcher und vermittelt gleichzeitig eine Menge an Information.
Der Autor David Mazzanti hat die Geschichte der Vespa hier in einem wunderbaren - fast schon opulent zu nennenden - Bildband dokumentiert. Dank der Zuarbeit zahlreicher Kenner der Vespageschichte sowie der liebevollen Detailfotografie gibt es zu jedem Modell eine Vielzahl an Anmerkungen.
Vespa zieht um die Welt
Ähnlich wie der weltweite Erfolg des Käfers, lässt sich auch die Geschichte der Vespa nicht auf Italien reduzieren. Umso erfreulicher, dass diese Dokumentation dem Anspruch nach einer umfassenden Darstellung wunderbar nachkommt. Ob Rennen in Kapstadt, Kalendercover in Indien, ob Kult in Quadrophenia oder Hollywoodsterne und -sternchen auf der Vespa: dem Zeitgeist wird stets Rechnung getragen. Dabei kommen auch Marktansprüche und Vertriebsziele nicht zu kurz.
Von der kleinsten 50er mit knapp 1,5 PS bis zur fast zehnfachen Leistung der 200er Modelle sind hier ebenso zu finden wie die motorsportlichen Ambitionen auf der Vespa bei Geländefahrten, auf der Rundstrecke oder bei Geschwindigkeitsrekorden.
Konkurrenz aus dem eigenen Haus
Die Vespa muss bereits in den Fünfzigerjahren dem steigenden Autoabsatz trotzen. Aber auch Piaggio bleibt kaum verborgen, dass sich erfolgreiche Zweiradhersteller nach und nach aufs Auto umsatteln, den Rollerboom zum Teil noch mitnehmen, bevor sie sich dann vom Motorrad verabschieden. In Deutschland geben beispielsweise die Auto Union die Zweiradproduktion auf oder wenden sich wie NSU dem Kleinwagensegment zu.
Diese Ausfahrt nimmt auch Piaggio und präsentiert auf dem Pariser Salon 1952 den Vespa 400 mit 2-Takt-Zweizylindermotor. Er sieht aus wie ein verkürzter Prinz von NSU ist aber angesichts der Leistung sehr teuer und kommt im Grunde genommen auch schon zu spät. Die Konkurrenz von Fiat oder VW und auch der französischen Hersteller ist mittlerweile enorm. Besonders preislich auf Augenhöhe bieten sie deutlich mehr Auto. So endet das Vierradkapitel schneller als es begonnen hat, auf die Ape wird in diesem Buch nur am Rande eingegangen,
Geniale Idee in Buchform
Eine geniale Idee aus dem Kriegsjahr 1945 aus Italien wird zum weltweiten Erfolg, der eine ganzen Fahrzeuggattung begründet. Der opulente Bildband »Vespa – Das offizielle Buch« dokumentiert diesen Erfolg auf knapp 400 Seiten bis zur Gegenwart. Eine Erfolgsgeschichte, die mit dem ersten Prototypen beginnt, eine Sackgasse beim Autobau nimmt, und trotzdem bis heute anhält.
Autor David Mazzanti ist es gelungen eine Unmenge an Information dank aufwändiger Gestaltung in viele lesenswerte Geschichten, Legenden, Hinweise, Einschübe oder am Ende des Buches in eine Typentabelle zu fassen.
Die zahlreichen Bilder – nicht nur zu den Vespamodellen – illustrieren und bereichern den Textteil und runden diese mit viel Leidenschaft geschaffene Dokumentation ab.
EUR 29,90 sind gemessen an Inhalt, Umfang und Layout ein mehr angemessener Preis. Dass das Buch dafür nur als Broschur mit Klappen daher kommt, mag dem pragmatischen Anspruchs seines Themas geschuldet sein. Gebunden und vielleicht mit etwas mehr Glanz hätte es ein wunderschönes Coffeetablebook – allerdings nicht zum selben Preis – gegeben. Hätte, hätte, Steuerkette.
Bibliografische Angaben
- Titel: Vespa – Das offizielle Buch. Alle Modelle seit 1945
- Autor: David Mazzanti
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Delius Klasing
- Auflage: 1. Auflage 2020
- Format: 220 x 264 mm, Klappenbroschur
- Umfang: 384 Seiten, über 1000 Abbildungen sowie zahlreiche Typentabellen
- ISBN: 978-3-667-11858-5
- Preis: EUR 29,90
- Kaufen/bestellen: Online bei amazon.de , onliine bei Delius-Klasing.de oder in der guten Buchhandlung