Bücher wie dieses werden nicht geschrieben, weil man damit reich wird. Es muss purer Enthusiasmus gewesen sein, der Michael Schmitt dazu brachte, diese Biografie über Albert Pfuhl zu verfassen. Und diesen Enthusiasmus teilte er sicher mit dem Darmstädter Rennfahrer, denn auch jener fuhr Rennen, weil er es liebte und nicht weil er nichts andere hätte machen können. Da passt es natürlich auch dazu, dass nach der Einleitung ein Kurzartikel von Rainer Braun folgt, der die Geschichte Pfuhls unter dem Titel “Der Herrenfahrer” aufarbeitete.
Tüftler am Lenkrad
Dass er sich am Lenkrad der schnellsten Rennwagen seiner Zeit beweisen konnte, war nicht Albert Pfuhls fahrerischem Talent, sondern seiner technischen Ader zu verdanken. Schon früh nämlich hatte er es geschafft, ein Zyklon zu entwickeln, das die Papierherstellung deutlich zu verbessern. Er patentierte seine Arbeit, musste aber trotzdem hart arbeiten, bis die Papierindustrie überzeugt war. Er setzte sich selber in seinen Käfer um die Einrichtung in Deutschland, aber auch in der Schweiz und Österreich zu präsentieren. Um Geld zu sparen, übernachtete er jeweils im Volkswagen. Schliesslich gelang der Durchbruch, der ihm auch die Mittel für seine motorsportlichen Einsätze verschaffte.
Vorerst ging es einmal mit zwei oder gelegentlich drei Rädern los, sowohl im Gelände als auch bei Langstreckenfahrten trat er auf dem Motorrad, dem Heinkel-Roller oder auch im Gespann an.
Vom NSU Prinz zum Porsche 917
Im Jahr 1961 setzte sich Pfuhl dann in einen NSU Prinz, um an Bergrennen teilzunehmen. Es folgte ein Porsche Super 90 und dann ein Ferrari 250 GT SWB, der in Le Mans 1960 Platz 4 errungen hatte. Beim ersten Platz kam er mit dem Ferrari beim Krähbergrennen auf den dritten Platz.
Neben dem Ferrari setzte er auch immer wieder Mercedes-Benz-Fahrzeuge ein. Er startete bei Bergrennen, aber auch auf der Rundstrecke.
Dann kam die Zeit der Prototypen, im Jahr 1970 mit einem gebrauchten Porsche Carrera 6 initiiert Schnell stieg Pfuhl zum Porsche 908/02 auf, um nur wenig später auch noch einen Porsche 917 Spyder zu kaufen. Mit diesem Wagen kam er dann in der Bild-Zeitung. als er in Hockenheim Feuer fing und Pfuhl ihn noch bis ins Motodrom vor die Feuerwehr chauffierte.
Weil der 917 Spyder gegen die schnelleren 917/10 keine Chance hatte, kaufte Pfuhl auch noch eines dieser Turbo-Monster mit rund 1000 PS auf zwölf Zylindern und fünf Liter Hubraum.
All dies wird von Schmitt Kapitel um Kapitel minutiös erzählt und es liest sich spannend und informativ.
Und dann auch noch Rallyes
Schon aus seinen Motorradzeiten hatte Pfuhl Rallye-Veranstaltungen lieben gelernt. Auch auf vier Rädern nahm er daher an grossen Rallyes, z.B. der Tour de Europa im Jahr 1965 teil. Meist startete er auf Mercedes, ab und zu auch auf Opel. Er startete auch durchaus mit interessanten Partner, etwa mit Jochen Mass bei der Rallye Paris-Dakar im Jahr 1983. Schliesslich war es Zeit.
Eine Augenkrankheit (Makula) machte schliesslich weitere Einsätze im Rennsport unmöglich.
Dass diese ganze Geschichte so umfangreich erzählt werden kann, ist dem unermüdlichen Informationshunger Michael Schmitts zu verdanken, der auch genügend strukturiert vorging, um aus den vielen Anekdoten und Fotos eine schlüssige Abfolge zu erzeugen.
Fotos aus den Bilder-Schatzkisten
Zum Schatz macht das Buch nicht zuletzt die Bildauswahl, die Schmitt zusammengetragen hat. Einige Bilder kamen aus den Fotoalben Pfuhls, aber auch seine Beifahrer und Weggefährten halfen mit, namhafte Fotografen wie Seufert, Heere oder Fausel öffneten ihre Archive ebenfalls.
Und es sind garantiert viele Fotos dabei, die man noch kaum irgendwo gesehen hat und die die Rennleidenschaft Pfuhls in allen Facetten beleuchten, die aber auch einen Einblick in das Leben eines Amateurrennfahrers, der nebenbei auch noch Wildkatzen als Haustiere hält. zeigen.
Dass das Layout nicht aussieht wie bei einem gestylten Coffee-Table-Book, und dass die Wiedergabequalität nicht auf Kunstdruckniveau ist, tut der Sache keinen Abbruch. Es macht einfach Spass, dieses Buch durchzublättern, oder noch besser es zu lesen.
Sicher nicht nur für Pfuhl-Fans
Rennfahrer wie Albert Pfuhl gab es in allen Epochen, aber nur wenige von ihnen schafften es, in ihren aktiven in derartig vielen Rennkategorien von zwei bis vier Rädern am Start zu sein, selbst ein Formel-1-Versuch wurde einmal gemacht. Aber das Buch ist grösser als Pfuhls Rennkarriere, es ist auch eine Charakterstudie des Rennsports der Sechziger- und Siebzigerjahren, wie er eben auch stattfand. Dazu kommen viele rare Aufnahmen, die auch manchen Porsche- oder Mercedes-Benz-Fan entzücken werden und all dies für nur EUR 25.00, da kann man doch wirklich nicht klagen. Also kaufen.
Bibliografische Angaben
- Titel: Meine Freiheit beim Klang der Motoren - Die sportliche Lebensgeschichte des Darmstädter Rennfahrers Albert Pfuhl
- Autor: Michael Schmitt
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Eigenverlag
- Auflage: 1. Auflage 2017
- Format: Gebunden, 21 x 24 cm
- Umfang: 144 Seiten, 205 Farb- und Schwarzweissfotos
- ISBN: 978-3-96049-023-4
- Preis: EUR 25.00 (+ Versand)
- Kaufen/bestellen: Via Email beim Autor oder schriftlich an Michael Schmitt, Beerfelden, Friedhofsweg 4, D-64760 Oberzent (Telefon +49 (0) 6068 33 71




































































































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