Zwei Exemplare des Bugatti Typs 251 entstanden Mitte der Fünfzigerjahre. Erfolgslorbeeren holten sie keine und Bugatti-Liebhaber sehen im etwas seltsam anmutenden Monoposto ein ungeliebtes Stiefkind, dem weder Ettore noch Jean Bugatti Leben eingehaucht hatten.
Dass es trotzdem ein Buch über diesen Rennwagen gibt, zeigt vor allem auch den Enthusiasmus zweier Autoren, die keine Mühe scheuten, um den Geheimnissen des eigentlich revolutionären Rennwagens auf die Spur zu kommen.
Jean-Philippe Müller und Gehard Schütz haben über Jahre geforscht, Material gesammelt und mit Zeitzeugen gesprochen, soweit dies halt ein halbes Jahrhundert später überhaupt noch möglich ist. Überraschenderweise haben beide gebauten Exemplare (251/001 und 251/002) bis heute überlebt, wenn auch nicht in ihrer ursprünglichen Ausführung, nicht mehr fahrbar und nicht ganz komplett.
Kein echter Bugatti?
Gebaut hat den Typ 251 eigentlich Gioacchino Colombo, jener geniale Konstrukteur, dem wir unter anderem auch den berühmten V12-Motor von Ferrari verdanken, der aber auch den Maserati 250F oder Alfa-Romeo-Rennwagen mitentwickelte.
Für Colombo, in Diensten von Bugatti, war der Mittelmotor im Rennwagenbau gesetzt. Mit dem Bugatti 251 versuchte er einige der Nachteile dieser Bauweise auszumerzen. Er baute daher den Reihen-Achtzylindermotor quer hinter dem Fahrer ein. Vermutlich war der Typ 251 mit dieser Bauweise der erste Rennwagen, wenn es auch Spuren einer anderen ähnlichen Konstruktion aus jener Zeit gibt, die im Buch übrigens auch aufgeführt ist.
Es waren aber nicht nur der kompakte Antrieb, sondern auch die innovativen Aufhängungskonstruktionen, die den Bugatti Typ 251 als etwas besonderes auszeichneten.
Alleine, weder die Zeit noch die Mittel reichten, um den 251 erfolgreich zu machen, er hatte gegen die damalige traditionell konstruierte Konkurrenz keine Chance.
Aber war er deshalb eine Fehlkonstruktion? Und kein echter Bugatti?
Was hätte sein können
Konstruktionselement um Konstruktionselement gehen Schütz und Müller durch, um zu eruieren, wie gut oder schlecht die Basiskonstruktion war. Historische Baupläne werden dabei genauso eingesetzt wie historische Fotoaufnahmen. Mithilfe des “Musée National de l’Automobile Mulhouse”, das die beiden Rennwagen heute hütet, war es auch möglich, Detailaufnahmen der Wagen zu machen.
Fast alles, was die Autoren sammeln konnten, haben sie im 172 Seiten umfassenden Buch auch integriert. Zudem nützen sie die Aussagen von Zeitzeugen, um hinter die Ideen des Konstrukteurs zu kommen und herauszufinden, warum sie nicht (auf Anhieb?) funktionieren.
Herausgekommen ist dabei eine zumindest teilweise Rehabilitierung des glücklosen Rennwagens.
Für Technik-Aficionado
Nein, dies ist weder ein Coffee-Table-Book noch leichte Lektüre zum Einschlafen. Wer sich nicht für die Feinheiten einer DeDion-Starrachse oder des Mittenabtriebs bei einem Reihenachtzylindermotor begeistern kann, der wird dieses Buch nicht richtig schätzen können. Wer aber gerne Baupläne analysiert und sich für historische Renntechnik interessiert, der wird im Buch von Müller/Schütz einiges lernen können und sich garantiert nicht langweilen.
Wer Grundlegendes zum Bugatti Typ 251 erfahren will, der hat sowieso keine Alternative zu diesem in kleiner Auflage gedruckten Werk. Es mag mit CHF/EUR 78.00 teuer erscheinen, aber die Autoren werden damit sicher nicht reich. Sie haben ihre Forschungsarbeit auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus purer Freude an der Materie vorangetrieben. Entstanden ist ein sympathisches Werk, dem man auch die eine oder andere Lektorats- oder Layoutschwäche verzeiht.
Bibliografische Angaben
- Titel: Bugatti 251 – die unvollendete Revolution
- Autoren: Gerhard Schütz und Jean-Philippe Müller
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Eigenverlag
- Auflage: 1. Auflage (251 Exemplare) Oktober 2022
- Format: Gebunden, 21,6 x 30 cm
- Umfang: 172 Seiten, 194 Abbildungen (farbig und schwarzweiss, viele Baupläne)
- ISBN: keine
- Preis: CHF/EUR 78 (plus Versand und Verpackung)
- Kaufen/bestellen: Nur über den Verlag via Email




































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