Am 24. Mai 2017 eröffnete in der Galerie Plathner in Hannover die dritte Ausstellung, die sich dem Bauhaus-Motto „Kunst und Technik eine neue Einheit" verschrieben hat. Alle drei Ausstellungen sind durch die Auto Union Rennwagen Konstruktion der Firma Porsche ausgelöst.
Zu sehen sind sind aktuell Fotografien, Zeichnungen, Collagen, Konstruktionspläne, Pressefotografien verschiedener Künstler, Konstrukteure und Fotografen aus unterschiedlichen Dekaden, die sich im weiteren und näheren Sinne mit dem Auto Union Rennwagen, aber auch beispielsweise mit der Mercedes Stromlinie oder dem Cisitalia 360 befassen.
Kunst oder Technik
Unbestritten gibt es Karrosserieschöpfungen, die man getrost als Kunst bezeichnen kann, ja, die sogar in der Absicht entstanden sind wie Kunst rezipiert zu werden. Einen anderen Zugang wählt Martin Schröder in der Kuratierung seiner Ausstellung. Er nimmt sich der Gropius’schen Maxime „Kunst und Technik eine neue Einheit“ an und stellt die These auf, dass ein „Automobil unter Umständen auch Kunst sein kann.“.
Künstler oder Konstrukteur
Dass es sich bei einem Automobil nicht nur in seiner Karosserieform sondern vollumfänglich um angewandte Kunst handeln kann, unterstreicht Schröder in seiner Herangehensweise an die Konstruktion Nummer 22, die das Porsche Konstruktionsbüro für die Auto Union als Rennwagen auf die Räder gestellt hat.
Dazu muss man wissen, dass Martin Schröder sich als einer der ersten in Deutschland mit der Renngeschichte der Auto Union, den Fahrzeugen und dem Auffinden vielleicht noch vorhandener Wagen beschäftigt hat und seit 40 Jahren zu den Experten der Auto Union Renngeschichte zählt.
Katalog zur Ausstellung
Die rund 30 ausgestellten Werke unterschiedlichster Kunstgattungen hat Schröder in einem Katalog zusammen gefasst. Jedes einzelne Werk wird auf einer Seite präsentiert und ist teilweise auch mit einem erläuternden Kommentar zum Motiv versehen. Schröder stellt in einem Vorwort seine Intension zur Ausstellungsthematik vor, verzichtet aber aus automobilhistorischer Sicht auf jede ausführliche Erläuterung der Bildinhalte. Bedauerlich, ob des profunden Wissens von Martin Schröder, angesichts des Ausstellungsinhalts verständlich.
Gleichwohl, da die Kunstwerke auch als Fine Art Prints erhältlich sind und Schröder hier seine durchwegs nachvollziehbare These der Automobil-Kunst/Kunst-Automobil-Dialektik näher bringen will, fragt man sich, ob der Katalog in seiner nüchternen Sachlichkeit auch ein Publikum erreichen kann, das mit dem Thema nicht vertraut ist.
Die Bedeutungsebene der Kunstwerke lassen sich für den technikhistorischen Laien nicht oder kaum erschliessen. Aber vielleicht ist das ja Schröders Absicht, dem Rezipienten die ganze Verantwortung im Erkennen des Kunstwerks zu überlassen, das als Fine Art Print im besten Falle auch nur „ein Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ ist. Den vierzigseitigen Katalog im Format 23.5 x 30 cm kann man für € 19,80 in der Ausstellung oder über die Website der Galerie Plathner erwerben.
Fazit
Martin Schröder wagt sich mit seiner These weit hinaus. Schliesslich nimmt er dem Automobil seinen physischen Nimbus und lenkt den Fokus auf die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Auto. Es wäre interessant zu untersuchen, ob es anbiedernd wäre, eher auf Marken wie Ferrari oder Porsche zu setzen. Mit dem Auto Union oder dem Cisitalia löst sich Schröder zumindest im Grossen von der Markenaffinität seines potentiellen Publikums. Auf keinen Fall sind die ausgestellten Werke mit Reproduktionen von ausgedienten Werbemitteln zu verwechseln. Jedes Werk birgt in sich einen Kunstanspruch und auf keinen Fall Marketingabsichten.Es handelt sich nicht um eine Ausstellung alter Rennplakate, die bei aller gestalterischen Qualität eben keine Kunstwerke sind.
Die Ausstellung findet vom 24. Mai bis 28. Juli 2017 in der Galerie Plathner in Hannover statt. Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 14.00 – 18.00 Uhr, oder nach Vereinbarung.
Weitere Informationen gibt es auf der Website der Galerie Plathner .
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