Tausend Silbervasen und ein Papagei: Louis Chiron
Zusammenfassung
Louis Chiron war ein vielseitiger Rennfahrer, der auf allen Pisten erfolgreich war. Aber auch nach seiner aktiven Rennkarriere hatte er viel zu tun und Monarchen und Berühmtheiten gingen bei ihm ein und aus …
Dieser Artikel enthält folgende Kapitel
- Weit herum bekannt
- Louis Chiron ganz privat
- Fast wie im Museum
Geschätzte Lesedauer: 4min
Leseprobe (Beginn des Artikels)
Kein Monarch, dem er nicht die Hand geschüttelt hätte, keine Rennstrecke der Welt, die für ihn nicht ein Stück Lebensgeschichte war, kein flambiertes Steak in ganz Europa, dessen Zubereitung er nicht noch übertreffen würde : Amateurkoch und Ex-Rennfahrer Louis Chiron war mehr als prominenter Bewohner der Riviera-Metropole Monte Carlo. “Natürlich, Monsieur Chiron, können Sie Ihren Wagen hier parken“, beeilte sich der Drehtür-Zerberus des Hotel de Paris zu Monte Carlo zu versichern, als Louis Chiron seinen Mini just dort abstellte, wo er die Hotelanfahrt blockierte – man konnte es sich halt leisten, den anderen Herrschaften ein paar Schritte zu Fuß zuzumuten, wenn man Chiron hieß. Und einmal Geschäftsführer jenes Hotels gewesen war, das zu den berühmtesten Europas zählte.
Diesen Artikel kostenlos weiterlesen?
Bilder zu diesem Artikel

Während des Zweiten Weltkriegs lebte Hellé Nice vorerst in ihrer Villa an der Côte d'Azur, zog nach Paris um und kehrte 1943 ins von den Deutschen okkupierte Nizza zurück. Wie ihr Verhältnis zu den Besatzern gewesen ist, bleibt im Dunkeln.
Im Herbst 1948 bat Anne Itier, eine Fahrerin und Freundin von Hélène, bei der Rallye Monte Carlo 1949 noch einmal das Steuer zu übernehmen. Anlässlich der Rallye 1949 kommt es in Monaco zum Eklat. Zur Vorstellung der Fahrer wird ein Empfang abgehalten. Hélène unterhält sich mit Freunden, als ein Mann auf sie zukommt und anklagend mit dem Finger auf sie zeigt. Der Monegasse Louis Chiron, der die Kriegszeit in der neutralen Schweiz verbracht hat, beschuldigt sie vor versammelten Teilnehmern und der Presse, eine Gestapo-Agentin zu sein. Chiron hat seinen Hofstaat, ist ein Prominenter, wird von der Presse und den Fotografen verwöhnt und ist stets von einem Schwarm hübscher Frauen umgeben. Hellé Nice ist sprachlos. Sie verlangt eine Entschuldigung. Chiron bleibt stumm. Hellé Nice versucht, sich mit rechtlichen Mitteln von diesem ungeheuerlichen Vorwurf zu entlasten. Kein Erfolg. Chiron ist Monegasse, der Held des Fürstentums. Beweisen lässt sich seine Aussage bis heute nicht. Im Gegenteil. In deutschen Geschichtsarchiven ist der Name Hellé Nice oder Mariette Hélène Delangle unbekannt. Allein der Verdacht hat ihre Karriere gestoppt und ihren Ruf zerstört. All ihre Freunde aus vergangenen Zeiten sind stumm geblieben, stumm wie Louis Chiron.
Innerhalb von Sekunden war der Ruf und die Karriere der berühmten Hellé Nice durch die diffamierenden Bemerkungen eines Mannes zerstört worden, der einen sichtlich hartnäckigen Groll gegen eine Männer-Verführerin hegte, bei der er nicht landen konnte. Nach "Grandseigneur" hört sich das nicht an.
Hélène verlor ihre Freunde und Sponsoren. Dieser kleine mörderische Satz, gegen den sie sich nicht zu wehren wusste, hat alles beendet. Die Gestapo führte detaillierte Aufzeichnungen über französische Kollaborateure, in denen sich die schöne Pilotin mit keiner einzigen Erwähnung fand.
Sie versuchte noch, irgendwo ein Engagement zu bekommen, doch es war aussichtslos. Zu trauriger Letzt verschwand ihr Liebhaber, der Schweizer Arnaldo Binelli, mit ihrem Ersparten und liess sie völlig mittellos zurück. Hellé Nice starb verwahrlost 1984 in ihrer Wohnung in Nizza.
Sehr, sehr traurig und es wirft ein anderes Licht auf diesen Herrn.

















































































































Kommentare