Fand er die ersten Jahre noch auf der alten Betonstrecke statt, so wurde inzwischen doch alles etwas anders. Die tolle alte Holztribüne wich dem modernen Dorint-Hotel. Die Rennstrecke bekam den neuen Grand-Prix Kurs verpasst, der bis heute – wie fast alle neuen Rennstrecken – fotografisch im Hintergrund an eine nie fertig werdende Baustelle erinnert. Einzig die Nürburg thront noch immer über der Strecke, und das alte Fahrerlager musste Gott sei Dank auch nicht einer modernen Architektur weichen. Zwischenzeitlich wollte man, noch gar nicht allzu lange her, aus dem tollen und einfachen Rennsport-Tempel ein Spielerparadies à la Las Vegas machen, was aber gründlich in die Hose ging und am Ende nur unglaublich viel Steuergelder verschlungen und viele teure Bauruinen hinterlassen hat.
Auf Initiative des damaligen Automuseums in Salem am Bodensee lud Hubertus Graf Dönhoff für den August des Jahres 1973 die Besitzer von klassischen Sportwagen zur "Nürburgring-Show" an die Traditionsstrecke in der Eifel, denn "Sportwagen gehören auf die Rennstrecke und nicht ins Museum." Immerhin 63 Besitzer historischer Rennwagen und die Fahrer von 40 Motorrädern aus verschiedenen Ländern bewegten die klassischen Renn- und Sportfahrzeuge zur "Nürburgring-Show" wieder einmal gegen die Stoppuhr – eine artgerechte Ausfahrt auf dem Terrain, für das die Gefährte aus den Jahren 1904 bis 1959 einst gebaut worden waren. Manch späterer Klassiker war da erst 14 Jahre alt. In den Siebzigerjahren war alles noch wie in den Fünfzigern: Man startete vor der hölzernen Haupttribüne und nutzte noch die Betonschleife des Rings mit der Südkehre.
Ein wahres Gipfeltreffen
Die 50. Austragung der inzwischen "Oldtimer Grand-Prix" genannten Veranstaltung hatte im Vorfeld mit ein paar internen Querelen zu kämpfen und brachte dadurch vermutlich nicht ganz alle Starterfelder voll. Nichtsdestotrotz wurde Rennsport geboten, wie man ihn doch so gerne hat. Allein die rund 500 historischen Rennwagen aus fast allen Epochen konnten die rund 50'000 Zuschauer über die drei Tage begeistern.
Das sportliche Programm lebte auch dieses Jahr durch eine gelungene Mischung aus deutschen und internationalen Rennsportwagen. Die einheimische Motorsporthistorie wurde durch das riesige Starterfeld der "Tourenwagen Golden Ära" repräsentiert, in dem viele unvergessene DTM- und STW-Fahrzeuge zu sehen waren. Am Steuer sassen auch alte Haudegen wie Kris Nissen, Olaf Manthey oder Roland Asch, der sich den Ford Sierra RS 500 Cosworth mit seinem Sohn Sebastian teilte. Am Ende aber stand der Schweizer Michael Kammermann im BMW 3.0 CSL von 1976 ganz oben auf dem Podest. Passend zum 50-jährigen Jubiläum des 1973 in der Tourenwagen-Meisterschaft erstmals von der neuen M GmbH eingesetzten Coupés.
Ebenfalls für leuchtende Augen sorgten die Läufe des DRM-Revivals, in dem es zu einem wahren Gipfeltreffen von Gruppe-5-Boliden kam. Ralf Kellners im De Tomaso und Stefan Mücke im Zakspeed-Capri teilten sich die Siege.
Hier spielt das richtige Reifenfenster keine Rolle, Telemetrie gibt es nicht. Hier entscheidet noch immer der Fahrer über den Ausgang des Zweikampfes. Mal geht der Gang nicht rein, mal trifft man den Scheitelpunkt nicht wie gewünscht, und auf den Geraden wird immer Runde für Runde der Gesundheitszustand des Fahrzeuges überprüft. Der 23-jährige Horatio Fritz-Simon startete seine Karriere vor elf Jahren im selben Kart-Team wie Max Verstappen und betonte den fahrerischen Anspruch der Klassiker: "Diese Autos verzeihen viel weniger. Heute beginnen die jungen Fahrer direkt mit Slicks und der ganzen Aerodynamik. Sie bekommen überhaupt kein Gefühl mehr für den mechanischen Grip eines Rennwagens."
Ehre wem Ehre gebührt
Der Haupttag war mit Abstand der Samstag, wo doch die Motoren von früh bis spät um die Rennstrecke dröhnten. Das 60 Minuten lange Rennen in die anbrechende Nacht hinein ist und bleibt der stimmungsvolle Höhepunkt der Veranstaltung, welcher mit dem Feuerwerk beendet wird. Die Fans feierten am Ende sämtliche Teilnehmer mit den geschwenkten Handy-Taschenlampen wie berühmte Rockstars bei einem Konzert. Feuerzeuge hat schliesslich im rauchfreien Zeitalter der E-Zigaretten kaum noch einer dabei.
Eine besondere Ehrung hatten die Organisatoren für den treuesten und damit auch einzigen Teilnehmer der Veranstaltung vorbereitet, der mit seinem Vorkriegs-BMW 328 seit dem Debüt 1973 jedes Jahr beim OGP dabei war: Uli Sauer aus Iserlohn. Ihm widmeten der Nürburgring und die Veranstaltungsgemeinschaft einen Baum an der Rolf-Stommelen-Strasse, dem Verbindungsweg zwischen historischem Fahrerlager und modernem Grand-Prix-Fahrerlager, wo eine eigene Allee ausgewählte Menschen mit ganz besonderer Verbindung zur Eifelstrecke ehrt.
Dass es mit der traditionsreichsten und grössten deutschen Rennveranstaltung für historische Fahrzeuge weitergeht, ist ebenfalls bereits sicher. Voraussichtlich am zweiten August-Wochenende findet im Jahr 2024 der 51. AvD Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring statt.
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Die Vorkriegsfahrzeuge fuhren kein Rennen mehr, lediglich einen Schaulauf. In der GT Klasse bis ‘65 war das Starterfeld im großvolumigen Motorenbereich mehr als mau, ein einziger EType fuhr einsam sein Rennen. Eine einzige - geräuschgedämmte - Cobra fuhr um den GP Kurs. Das Gleicge Bild bei Corvette - eine einzige geräuschlose C2.
Ein DBR1 stand wie ein 250 Testarossa überhaupt nur in der Box - wofür? Insgesamt waren mir eindeutig zu wenige hochkarätige Racer dieser Klasse am Asphalt. Eine großartige Ausnahme machte da allerdings der AM DP212. Traumhaft gefahren - Grossartig der Sound - thats it!
Im Infield waren die Verkaufsstände teilweise wahllos, lieblos platziert. Hier gibts Vorbilder, wie es stil- und geschmackvoller ginge.
Insgesamt wünsche ich mir für die nächstjährige Auflage wieder meine 50/60er Jahre Racer zurück!
TVR wird dort übrigens 2024 eine großartige Stellung (im Infield) einnehmen, seid gespannt :-)