Die Oktober-Versteigerung der Oldtimer Galerie in Toffen gehört zum Herbst wie das fallende Laub, die tieferen Temperaturen und die kürzeren Tage. Am Samstag, den 14. Oktober 2023 war es wieder soweit und Serge Stotzer eröffnete pünktlich um 13:30 die Versteigerung, wie immer sekundiert von Beat Walti, der für die englische Übersetzung sorgte.
86 Autos und neun Motorräder sowie einige Automobilia kamen unter den Hammer, die Fahrzeuge waren zusammen nicht ganz CHF 3,6 Millionen wert, 38 % wurden ohne Mindestpreis angeboten.
Insgesamt konnten 51 Fahrzeuge (54 % des Angebots) sofort zugeschlagen und verkauft werden. Weitere 26 Fahrzeuge wurden “unter Vorbehalt” zugeschlagen, bei diesen sind noch Nachverhandlungen nötig, die schliesslich zu einem Verkauf oder einem Rückzug des Fahrzeugs führen werden. Je näher das Höchstgebot am Schätzwert war, umso höher die Chancen, dass der Handel doch stattfindet. Wenn man langjährige Erfahrungswerte berücksichtigt, kann man davon ausgehen, dass sich die Anzahl der verkauften Wagen noch auf etwa 62 bis 64 Autos erhöht, womit eine Verkaufsquote von 65 bis 67 % erreicht werden dürfte. Bis es soweit ist, haben Serge Stotzer, Beat Leu und das ganze Toffen-Team allerdings noch einige (Verhandlungs-) Arbeit vor sich.
Der Gesamtumsatz für die Fahrzeuge dürfte sich schliesslich bei rund CHF 1,6 Millionen einpendeln, direkt verkauft werden konnten Autos und Motorräder für CHF 1,17 Millionen.
Fahrzeuge aus zehn Jahrzehnten
Die angebotenen Fahrzeuge waren durchschnittlich knapp über 53 Jahre alt. Immerhin acht Vorkriegsautos suchten neue Besitzer, wenn man den Cadillac von 1941 mitzählte.
Stark vertreten waren aber vor allem die Sechzigerjahre mit 28 und die Siebzigerjahre mit 25 Autos, während Youngtimer und noch neuere Fahrzeuge nicht ganz einen Zehntel des Angebots ausmachten.
Deutscher Luxus gefragt
Um die Ergebnisse zu analysieren wurde das Angebot von Toffen in Segmente unterteilt. Unterschieden wurden dabei britische Luxusfahrzeuge, britische Convertibles/Roadsters, deutsche Luxusautos, deutsche Cabriolets, deutsche Sportwagen, italienische Klassiker, US-Cars, Exoten und einstige Brot-und-Butter-Autos, die Motorräder blieben bei dieser Betrachtung aussen vor.
Hervorragend abschneiden konnten in Toffen die mit 10 Autos vertretenen deutschen Luxusfahrzeuge mit Durchschnittsalter 40 Jahre. 90 % von ihnen konnten verkauft werden, im Schnitt wurden 82 % des mittleren Estimates geboten, die Preise waren trotz hohem No-Reserve-Anteil relativ hoch.
Herauszustechen vermochte ein BMW 540i von 1994, der längere Zeit stillgestanden hatte und nun deutlich über den Erwartungen für CHF 11’200 oder EUR 11’789 einen neuen Besitzer fand.
Auch die S-Klassen-Derivate 300 SE W140 von 1991, 600 SEC C140 von 1993 und 560 SEC W126 von 1991 liessen sich für gute Preise verkaufen.
Eher günstig wechselte ein BMW 850i von 1990 mit Handschaltung (!) via Internet die Hand. Bezahlt werden mussten nur CHF 29’120 (EUR 30’653) für das gut erhaltene Luxuscoupé.
Weniger gut als den Limousinen und Luxus-Coupés erging es den offenen deutschen Autos und den deutschen Sportwagen an der Versteigerung, mehr als ungefähr ein Drittel von ihnen liess sich nicht direkt vermitteln.
Immerhin fand ein Porsche 356 B Super 90 Cabriolet von 1963 für gute CHF 134’400 (EUR 141’474) zu einem neuen Eigner, während der Mercedes-Benz 280 SL von 1981 mit CHF 19’600 (EUR 20’632) eher als Schnäppchen angesehen werden dürfte.
Relativ gut waren eigentlich die gebotenen CHF 25’000 für ein BMW Z3 2.8 Coupé von 1998, aber offenbar lag der geforderte Mindestpreis noch etwas höher, weshalb der Wagen nur unter Vorbehalt zugeschlagen werden konnte.
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Weniger Nachfrage für italienische Klassiker
Immerhin zehn italienische Klassiker von Marken wie Alfa Romeo, Ferrari, Fiat, Lamborghi oder Lancia kamen in Toffen unter den Hammer, nur drei davon konnten direkt verkauft werden. Die Höchstgebote lagen im Schnitt bei etwa 68 % des mittleren Schätzwerts. Allerdings lag der No-Reserve-Anteil mit 10 % besonders tief.
Gut liessen sich zwei offene Alfas an den Mann bringen, sowohl der nachgemeldete Giulietta Spider von 1962 als auch der 2000 Spider Veloce von 1974 fanden auf Estimate-Ebene neue Besitzer.
Der mit einiger Spannung erwartete Lamborghini Espada, der nach Jahrzehnten Ruhe in einer dunklen Garage wieder zum Vorschein gekommen war, konnte für für CHF 50’000 nur unter Vorbehalt zugeschlagen werden.
Ähnlich erging es dem bereits aus einer früheren Toffen-Versteigerung bekannten Lancia Flaminia 2500 GT Touring von 1961, für den niemand mehr als CHF 35’000 bieten wollte, was eigentlich fast schon eine Beleidigung für das Auto war.
Auch beim Maserati Indy 4.2 von 1970 endeten die Gebote schon weit vor Erreichen des Schätzwerts, das gleiche kann man vom hübschen Fiat 124 CC Sport Coupé 1600 von 1974 sagen.
Der hübsche und interessante Lancia Ardea von 1949 mit Fünfganggetriebe (!) wurde für CHF 11’200 (EUR 11’789) deutlich unter den Erwartungen verkauft.
Offene Briten im Tief?
Immerhin 12 offene britische Sportwagen konnte man in Toffen am 14. Oktober 2023 ersteigern. Fünf (42 %) konnten direkt verkauft werden, beim Rest reichten die Gebote nicht für einen sofortigen Zuschlag aus. Im Schnitt wurde 67 % des mittleren Schätzwerts geboten.
Das Angebot war breit und reichte von den Dreissiger- bis in die Siebzigerjahre. Von den vier Vorkriegs-Briten konnten zwei verkauft werden, der interessante TA von 1937 allerdings für relativ tiefe CHF 15’120 (EUR 15’916), während der Bentley 3,5 Litre Special von 1936 als teuerster Wagen der Versteigerung für CHF 162’400 (EUR 170’947) den “Rennstall” wechselte.
Für den Singer Nine Le Mans von 1933 und den Alvis Speed Twenty von 1934 wurden nicht genug geboten.
Verkauft werden konnten dafür einer der beiden MGB und ein Triumph Spitfire Mk 3 von 1968.
Beim relativ unbekannten Bond Equipe 2-Litre GT Convertible von 1969 mit Sechszylindermotor und berühmter Vorbesitzerin stieg der Verkaufspreis aber dafür über den Schätzwert. Der neue Besitzer, der offenbar sogar verwandtschaftlich mit der einstigen Vorbesitzerin verbunden ist, zahlte CHF 22’960 (EUR 24’168) für das blaue Cabriolet.
Populäre Klassiker wie MGA, Triumph TR4 oder Austin-Healey 3000 konnten nur unter Vorbehalt und zu verhältnismässig tiefen Preisen zugeschlagen werden.
Britischen Luxusautos von Jaguar, Daimler, Bentley und Rolls-Royce waren mit 15 Fahrzeugen stark vertreten, wenn man auch Ford Zeyphr, Jensen Interceptor sowie einen MGC GT und einen Jaguar E-Type 2+2 in diese Kategorie rechnet. Die Nachfrage war aber im Vergleich eher bescheiden, konnten doch nur ein Drittel dieser Fahrzeuge sofort verkauft werden, was vielleicht auch am niedrigen No-Reserve-Anteil von 13 % lag, denn geboten wurden im Mittel 71 % des Durchschnittsschätzwerts.
Gut verkaufen lies sich aber immerhin ein Jaguar XJ6 4.2-Litre Series 1 von 1971, der für CHF 22’400 (EUR 23’579) in neue Hände überging. Auch der Ford Zephyr Six von 1954 schaffte es zu einem Höchstgebot exakt auf Ebene des mittleren Schätzwerts, während aber etwa für den Jensen Intercepter II von 1970 deutlich weniger geboten wurde als erwartet.
Breit gefächerte US-Fahrzeuge
Die sechs angebotenen US-Cars verteilten sich über ein halbes Jahrhundert Bauzeit. Die Hälfte konnte verkauft werden, die Höchstgebote kamen im Schnitt aber auf immerhin 82 % des mittleren Schätzwerts.
Für viel Interesse sorgte ein Ford Mustang SVT Cobra als Convertible von 1996 mit relativ wenig Laufleistung und Handschaltgetriebe. Die bezahlten CHF 17’920 (EUR 18’863) jedenfalls überstiegen den Estimate deutlich.
Einiges Interesse für “Brot-und-Butter”
Dem Segment einst häufig gesehener Alltagsautos konnten 13 Fahrzeuge zugerechnet werden. Neun (69 %) konnten verkauft werden, geboten wurde im Schnitt 76 % des mittleren Schätzwerts.
Für einen Mercedes-Benz 300 TE von 1988 (W124, sicherlich am oberen Ende von Brot-und-Butter) wurde etwas mehr bezahlt als erwartet, der Peugeot 504 GL von 1973 fand für CHF 16’800 (EUR 17’684) einen neuen Besitzer.
Für den heute sehr rar gewordenen Alfa Romeo Alfasud 1.2 von 1976 mit Chromstosstangen investierte ein Enthusiast CHF 14’560 (EUR 15’326), einen Morris Marina 1.8 von 1973 konnte man für CHF 5320 (EUR 5600) deutlich günstiger erstehen als vom Einlieferer erhofft.
Exoten mit Gegenwind
Dank 50-prozentigen No-Reserve-Anteil konnten zwei Drittel der als Exoten einzustufenden Autos verkauft werden, darunter etwa das über 100-jährige White Postauto von 1916, das für CHF 40’320 (EUR 42’442) verkauft wurde.
Auch der sehr brachial aussehende und nicht strassenverkehrstaugliche Hot Rod auf Basis eines Ford Model A mit Cadillac V8 und Automatik fand einen neuen Käufer, der bereit war CHF 17’920 (EUR 18’863) zu investieren, was immer noch deutlich unter dem Estimate war.
Sehr günstig wechselte auch der interessante Reliant Scimitar GTE SE5 3.0 von 1971 den Besitzer, während es beim Citroën SM von 1971 und beim Alpine-Renault V6 Turbo von 1989 nur zu Zuschlägen unter Vorbehalt reichte, während für den unorthodoxen Volvo TP 21 “Sugga” von 1954 ein Verkauf bei CHF 44’800 (EUR 47’158) möglich war.
Über fünf Stunden dauerte die Versteigerung, gegen Schluss wurde es in der Halle immer kühler, was wohl auch einige der Gäste zur verfrühten Heimreise bewegte. Dank reger Internet-Beteiligung, treuen Vorgebots- und Telefonbietern sowie guter “Verhandlungsführung” durch Serge Stotzer und Beat Walti blieb die Autktion aber bis zum Schluss spannend und ereignisreich, auch an interessierten Bietern fehlte es bis zum Ende nicht.
Angebotene und verkaufte Fahrzeuge
Die folgende Tabelle listet alle angebotenen und verkauften Fahrzeuge mit Schätzpreisen, Höchstgeboten und Verkaufspreisen. Die Preis-Umrechnung erfolgte zum am Auktionstag gültigen Tageskurs. Alle Angaben ohne Gewähr.
Lot | Fahrzeug | Jahr | CHF Est von | CHF Est bis | CHF HG | CHF VP | EUR VP | % Est | S |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
101 | Fiat 500 C Topolino | 1949 | 8000 | 12'000 | 9000 | 10'080 | 10'584 | +0.8%
|
V |
102 | Mercedes-Benz 300 TE W124 | 1988 | 3500 | 4500 | 4700 | 5264 | 5527 | +31.6%
|
V |
103 | Chrysler LeBaron 3.0 V6 Convertible | 1990 | 4500 | 5500 | 4000 | 4480 | 4704 | -10.4%
|
V |
104 | Morris Marina 1.8 | 1973 | 8000 | 12'000 | 4750 | 5320 | 5586 | -46.8%
|
V |
105 | Bond Equipe 2-Litre GT Convertible | 1969 | 15'000 | 20'000 | 20'500 | 22'960 | 24'108 | +31.2%
|
V |
106 | Porsche Boxster 2.5 | 1997 | 15'000 | 18'000 | 11'000 | U | |||
107 | BMW 3.0 Si | 1973 | 25'000 | 30'000 | 17'000 | 19'040 | 19'992 | -30.76%
|
V |
Alle Angaben ohne Gewähr
Legende: Spalte S = Status (V = Verkauft, N = Nicht verkauft, Z = Zurückgezogen, U = Unter Vorbehalt)
Est = Estimate/Schätzwert, HG = Höchstgebot, VP = Verkaufspreis
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