Es hat sich nichts verändert! Damit wäre die brennendste Frage nach zwei Absagen in Folge schon einmal beantwortet. Während viele Veranstaltungen mit mehr oder weniger reduziertem Umfang aus der Pandemiepause zurückgekehrt sind, zeigte sich die Veterama Mannheim von 7. bis 9. Oktober 2022 so bunt, blechern und rostig wie eh und je. Das Maimarktgelände war gut gefüllt und gut besucht. Kaum ein Standplatz blieb leer.
Auch nach drei Jahren Pause war es direkt hinter dem Eingangstor wieder da, das alte Veterama-Gefühl: die Neugier, die Vorfreude, die leise Hoffnung nach dem Fund dieses seltenen Ersatzteils oder Sammlerstücks, das man schon so lange sucht – und die Erkenntnis, dass man doch besser zwei Tage eingeplant hätte, weil man an einem einzigen garantiert nicht alles zu sehen bekommt. Gleichzeitig fragt man sich, was man schon alles verpasst hat. Denn bereits eine halbe Stunde nach Einlass schleppen die Ersten halbe Motorräder und ganze Zapfsäulen zurück in Richtung Besucherparkplatz – um sich danach abermals zwischen den Ständen zu verlieren.
Da gibt es die üblichen Teilehändler, die sich auf eine Marke spezialisiert haben, die jede Teilenummer auswendig kennen und genau wissen, was sie im Sortiment haben. Dann gibt es die Gemischtwarenläden, bei denen Renault-4-Rückleuchten neben Porsche-Stossfängern liegen, sich seltene weisse Blinker für den Opel Rekord P1 in einer Kiste Ford-Leuchten verstecken und deren Betreiber immer noch einen recht guten Überblick über das Angebot haben. Und dann sind da noch jene Stände, auf denen einfach eine grosse Kiste unsortierter Moped-Vergaser oder Vorkriegs-Instrumente steht, deren Inhalt der Verkäufer ebenso wenig im Detail kennt wie der Kunde.
Ehemalige Turnierpokerspieler sind hier im Vorteil. Wenn man die grosse Rarität auf dem Kistenboden vorfindet, gilt es bloss keine Miene zu verziehen, nicht einmal den Ansatz eines ungläubigen Lächelns zu zeigen, denn sonst kann es das mit dem Schnäppchen ganz schnell gewesen sein. Gepflegtes Desinteresse hält die Preise niedrig. Und falls man sich einmal nicht handelseinig wird, ist das auch kein Drama. Denn in irgendeiner Kiste irgendwo anders auf dem Gelände findet sich das gleiche Teil ganz sicher nochmal.
Rückleuchten für einen frühen BMW 02? Gab es gefühlt einen Überseecontainer voll. Ein Heckblech für einen Auto Union 1000 Sp? Wahlweise ganz oder in Scheiben. Ein graues Lenkrad für einen 1959er Chevrolet Impala? Selbst das fand sich irgendwo in einem brauchbaren Zustand. Viele langjährige Projekte lassen sich erst durch einen Veterama-Besuch endlich beenden.
Neben Ersatz- und Zubehörteilen für Autos und Motorräder gab es auch alles, womit sich Garage und Wohnzimmer verzieren lassen: Emailleschilder, Modellautos, Originalprospekte und sonstiger zeitgeistiger Nippes – wer das Maimarktgelände mit leeren Händen verlässt, besitzt entweder eiserne Disziplin, oder wollte eigentlich zur Landesgeflügelschau und hat sich im Wochenende geirrt.
Dem gegenüber stehen jene Stände, die den Eindruck machen, als wäre am Vortag ein Altmetallcontainer vom Lastwagen gefallen und man hätte bisher noch nicht die Zeit gehabt, richtig aufzuräumen. Gerupfte Drahtspeichenräder, Fragmente von Velorahmen und verbogene, perforierte Auspuffanlagen liegen in einem Bett aus verschiedenen Bolzen, Blechen und dicken Rostbröseln und tragen Preisschilder, für die Porsche Klassik sich schämen würde.
Das einzige, was dieses Jahr ein bisschen leer wirkte, war der Marktplatz für Komplettfahrzeuge. Das hintere Drittel blieb grün, während sich vorne auf der Wiese die Klassiker feilboten. Dem Charakter der Veterama entsprechend präsentierte sich hier ein Angebot aus eher günstigen Fahrzeugen. Porsche Carrera RS und Maserati Mistral sollte man lieber auf Messen suchen. Dementsprechend bestand das Angebot überwiegend aus jüngeren Autos, die überwiegend einen Stern am Kühlergrill trugen. Mercedes-Benz-Modelle der Achtzigerjahre belegten weite Teile des Marktplatzes, wobei die Baureihe 124 als T-Modell besonders häufig anzutreffen war.
Den Gegenpol zur Stuttgarter Sternenflotte bildeten jene Autos der Fünfziger- und Sechzigerjahre, die noch nicht von exorbitanten Preissteigerungen zu Spekulationsobjekten geadelt wurden. Der knuffige Morris Minor 1000 Traveller, der unauffällige Fiat 130 und der opulent-elegante Pontiac Star Chief Vista boten viel Exklusivität fürs Geld. Viel Arbeit fürs Geld bot dagegen ein Peugeot 504 aus Kroatien, der fast nur noch von seinem Lack zusammengehalten wurde, aber dafür mit einer klasse erhaltenen roten Innenausstattung aufwartete und nur 1500 Euro kosten sollte. Manche Projekte beginnen eben auch erst auf der Veterama.















































































































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