Herrliches Frühsommer-Wetter mit Temperaturen über 30 Grad lockten eigentlich eher in die Freibäder als in die Messehallen in Luzern. Aber natürlich liessen es sich die Schweizer Oldtimer-und Youngtimer-Enthusiasten nicht entgehen, zu erkunden, was am 27. und 28. Mai 2017 an der Swiss Classic World denn so geboten würde. Und sie wurden nicht enttäuscht!
Vielfältiges und hochwertiges Angebot
Messe-Organisator Bernd Link hatte mit viel Geschick und Gefühl ein gleichzeitig unterhaltsames und lehrreiches Angebot mit 207 Ausstellern zusammengestellt.
Drei Sonderschauen, viele Händler, grosszügige Club-Präsentationen und immer wieder überraschende Anbieter sorgten dafür, dass es keinem Besucher langweilig wurde.
Das Getränk von damals
Die hohen Temperaturen liessen auch die Hallen zunehmend erwärmen, da wurde man schnell einmal durstig. Natürlich wurde mit einem umfangreichen Restaurant-Angebot dafür gesorgt, dass niemand durstig oder hungrig bleiben musste. Aber auch an den Ständen gab es Getränke-Vielfalt. Am Stand der Mythen Classics wurde beispielsweise “Vivi Cola” ausgeschenkt.
Da klingelte es bei vielen im Hinterkopf, denn Vivi Cola gehörte einst zur Schweiz fast wie der Emmentaler Käse. Es war die Mineralquelle Eglisau, die das Getränk im Jahr 1938 auf den Markt brachte, noch lange bevor Coke hierzulande verbreitet war. In den Vierziger- bis Sechzigerjahren startete der “Energy Drink” aus Eglisau voll durch und wurde zum Inbegriff der stimulierenden Erfrischung, unterstützt durch kreative Werbekampagnen und Fernsehspots sowie Sport-Sponsoring. Dann kam Coca Cola und Vivi Cola verschwand, bis der Eglisauer Christian Forrer das Getränk im Juni 2010 wieder neu lancierte. Und wie ist es, das neue Vivi Cola? Herrlich, vor allem wenn es so gekühlt daherkam wie auf dem Stand der Mythen Classics. Und es passt zum Oldtimer wie die Weisswandreifen.
Die Geschichten von heute
Wer von Stand zu Stand wanderte und das Gespräch mit den Ausstellern suchte, der konnte viele Geschichten von heute erfahren, ob es nun über Versicherungs-Malheure ging, missratene Reparaturen, Scheunenfunde oder kommende Versteigerungsangebote.
Dank der grosszügigen Hallen fühlte man sich als Besucher kaum je gestresst und auch das Standpersonal fand meistens Zeit für einen kurzen Schwatz. Einige der Händler versuchten allerdings gar allzu viele Autos auf der knappen Fläche zu parkieren, hier wäre manchmal weniger mehr!
Wer sich für ein bestimmtes Fahrzeug interessierte, fand vor Ort fachmännische Beratung und weitgehend geerdete Preise vor. Richtig billig war natürlich an dieser hochkarätigen Messe kaum ein Auto, aber die Preis-Wert-Relation stimmte in den meisten Fällen, befanden zumindest diejenigen, die Ausschau gehalten hatten.
Monteverdi-Historie in sechs Modellen
Sechs Fahrzeuge aus dem Schaffen von Peter Monteverdi wurden in einer Sonderschau gleich bei der grossen Bühne gezeigt. Sie warben für die neue Ausstellung und Strassenverkehrshalle des Verkehrshauses Luzern.
Vom frühen Monteverdi High Speed, über den Hai, bis zum Geländewagen Safari und zum Formel 1 waren wichtige Modelle vertreten.
100 Jahre Tüscher
Das Swiss Car Register organisierte für die Messe eine Sonderschau zum 100. Geburtstag des Karosseriebauers Tüscher.
Gezeigt wurden zwei S.S. Jaguar, ein Delahaye und ein Plymouth, alle aus den Vorkriegsjahren.
Saubers Sportwagen
Lange bevor Peter Sauber in die Formel 1 einzog, baute er Sportwagen-Prototypen, die er mit C1, C2, C3, und so weiter bezeichnete. Das “C” hatten die Rennwagen von Saubers Frau Christine geerbt.
Nicht alle dieser Sportwagen entsprechen der heutigen Ästhetik, aber der Sauber C5 mit der Artos-Lackierung dürfte einer der schönsten je gebauten Gruppe-6-Sportwagen überhaupt sein. Neben dem C5 wurde auch ein besonders seltener C6 und ein C9 mit rarer schwarzer AEG-Lackierung gezeigt.
Unterhaltung drinnen und draussen
Sowohl in den Hallen als auch zwischen und vor den Hallen herrschte ständig Betrieb. Clubs und Interessengemeinschaften hatten sich angekündigt und zeigten ihre Wagen vor den Toren.
Am Sonntag Vormittag fuhren beispielsweise die Graber-Freunde ein und zeigten einen umfangreichen Ausschnitt aus dem Schaffen des Wichtracher Carrossiers Hermann Graber, angefangen bei einem Vorkriegs-Mercedes-Benz bis zu den wohlbekannten Alvis-Cabriolets- und Coupés.
Einblick in Restaurierungsprojekte
Wie auch an anderen Messen waren nicht nur die Händler mit ihren hochglanzpolierten Klassikern vertreten, sondern auch die Restaurierer-Zunft, die gerne einen Einblick in ihr Schaffen zeigte. So konnte man eine entlackierte Jaguar-Karosserie inspizieren oder einen Nash Healey, der noch auf seine Komplettrestaurierung wartet.
Spezialisten für vielerlei Dienstleistungen und Produkte rund um den Neuaufbau eines alten Autos boten ihre Expertise an und so konnte man nicht nur einiges kaufen, sondern auch viel lernen, wenn man sich die Zeit dazu nahm.
Während der Restaurierer versucht, den alten Glanz eines Autos wieder herzustellen, gibt es auch einen Trend in die andere Richtung. Die Firma Autone zeigte, wie man aus einem neuwertigen Fahrzeug einen Scheunenfund macht.
Beeindruckendes Klassikerangebot
Nicht jeder aber will selber restaurieren, das Gros sucht immer noch einen fahrfertigen Oldtimer und von denen hatten die vielen Händler eine beindruckende Vielfalt zu bieten.
Ob Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer (2x), BMW Isetta, FMR Tiger 500, Tatra, Simca Plein Ciel, Alfa Romeo Giulila, Amilcar, Cadillac, Fiberfab Banshee, VW Käfer oder Opel Lotus Omega - irgendwo fand sich fast für jeden ein Wagen, der ihn zum Träumen brachte.
Zufriedene Aussteller und Besucher
Vorwiegend zufriedene Gesichter traf an, wer am Sonntag nachmittag durch die drei Hallen pilgerte. Viele Händler konnten von verkauften Fahrzeugen berichten, zumindest aber von zielführenden Gesprächen mit Abschlusspotential.
Auch die Besucher zeigten sich mit dem Gebotenen sehr zufrieden. Es dürfte kaum eine zweite Oldtimermesse geben, auf der man auf so geringer Fläche mehr hochwertige Autos zum Anschauen (und zum Kaufen) finden kann.
Messe-Veranstalter Bernd Link zeigte sich am Sonntag Mittag optimistisch, dass er die 10’000-Besucher-Marke knacken würde. 10'300 waren es dann nach der Nachzählung. Das Wachstum war allerdings nicht für alle Beobachter nachvollziehbar. Vor allem am Samstag Nachmittag habe der Andrang spürbar nachgelassen, meinten einige Aussteller. Dämpfend auf den Andrang wirkte sich neben dem Badewetter eventuell auch die mit dem Auffahrt-Brückenwochenende kollidierende Terminwahl.
Wichtiger als die reine Menge sei aber sowieso die Qualität der Besucher, meinte Thomas Valko von Emil Frey Classics, und da waren sich die meisten Aussteller einig darüber, dass man es in Luzern mit einem solventen und interessanten Zielpublikum zu tun habe.
Kaum einer jedenfalls ist abgeneigt, auch im Jahr 2017 wieder seine Zelte in Luzern aufzuschlagen, wenn die fünfte Swiss Classic World wiederum einlädt.
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Für mich begann die Swiss Classic World schon mit der ersten Enttäuschung als ich den hoch gepriesenen, speziellen Parkplatz 2 nur für Oldtimer ansteuern wollte. Einige Securitas liessen mich und zwei weitere Autos nicht auf den Platz. Zeit 9.30.Irgenwelche organisatorische Probleme seien der Grund. Verärgert mussten wir den ,Staubigen" Kiesplatz auf der Allmend aufsuchen. Die Securitas am Eingang zu Platz 2 waren zudem sehr forsch, wenn nicht sogar unfreundlich. Mein den ganzen Samstag auf Hochglanz gebrachter Ferrari war bis am Nachmittag wieder reif die Wäsche! In den Messehallen suchte ich den "grossen" Teilemarkt. Nicht einmal 10 Stände mit Teilen waren in einer kleinen Halle. Davon mehrere nur mit Neuware. Billige "fake Blechschilder" und wieder einmal Modellautos etc. Als Selbstschrauber gab es bis auf einen einzigen Anbieter rein gar nichts. Also schaute ich mir die Fahrzeuge in den verschiedenen Hallen an. Die meisten Autos die auf den Ständen standen werden auf dem Hänger von Messe zu Messe gekarrt. Immer klinisch rein und nie gefahren. Weit weg von der Realität jedes Oldtimer- Freundes. Zudem sind sie so überrestauriert, dass sie weit davon entfernt sind, wie sie einst das Werk verlassen haben. Echten Schraubern wie mir wird so suggeriert, dass ein gepflegter Oldtimer so aussehen muss. Für mich schon fast krank! Die Autos sind doch zum Fahren da. Sie heissen ja "Fahrzeuge" nicht "Stehzeuge"! In der Halle der Amerikaner dann die nächste Überraschung. Da stehen Autos die nie und nimmer die MFK schaffen dürften. Riesige, angeschlossene Sidepipes. Hot Rods mit freistehenden Rädern, Rammbügel die selbst Elefanten überstehen dürften und Fahrwerke so tief, dass selbst Ameisen den Kopf einziehen müssen. Leider ist es halt so, dass diese Fahrzeuge meist mit "missbrauchten" Garagennummern gefahren werden. (auch an Sonntagen!) Doch genug reklamiert, die Clubs haben sich gut präsentiert und ehrliche fahrbare Autos hingestellt. Für mich jedenfalls ist klar, das war meine letzte Swiss Classic World. Die Aussage premium Messe verdient dieses Prädikat. Nur was für gehobene Klientel, nichts für Schrauber. Eine Cüpli- Veranstaltung. Ich fahre im Herbst wieder an die Auto Moto dÈpoca nach Padua. Eine tolle Messe für echte Oldtimer Enthusiasten, die ihr Auto auch von unten kennen und ölige Finger nicht scheuen.
Roland Hufschmid, 6024 Hildisrieden