Die 24. Infoveranstaltung, vor vielen Jahren als Insider-Anlass in Roggliswil ins Leben gerufen, adressiert heute die grossen Themen der Oldtimer-Szene. Inzwischen läuft sie unter dem Titel “Swiss Car Register Academy” und findet alljährlich im neuen Emil Frey Classics Zentrum in Safenwil statt. Am 26. Januar 2023 war es wieder soweit und rund 150 Oldtimer-Enthusiasten, Spezialisten und Experten diskutierten über Originalität, Substanz, Identität und die moralischen Pflichten eines Oldtimerbesitzers.
Nach einer kurzen Begrüssungsansprache von Hannes Gautschi führte Urs. P. Ramseier in die aktuellen Zielsetzungen des Swiss Car Registers ein. Stichworte waren: Ohne Herkunft keine Zukunft, Fahren UND Bewahren, Knowhow/Wissen weitervermitteln.
Als nächstes stellte Philipp Husistein den “Classic Vehicle Compass” vor, eine Website, auf der Themen und Wissen zum Oldtimer und dessen Bewahrung gebündelt werden sollen. Es soll eine Brücke zwischen Theorie und Praxis geschlagen werden.
Felix Aschwanden erklärte als nächstes, was unter dem “Vehicle Life Cycle” zu verstehen ist, im Prinzip ein auf das Automobil angepasster Product Life Cycle: Erstellung/Bau, Nutzung+Instandhaltung, Verfall, Untergang.
Philipp Husistein führte dann in einem weiteren Referat Parallelen zwischen der Denkmalpflege von Gebäuden und der Bewahrung historischer Automobile auf, nannte grundlegende Begriffe und Normen.
An einem Porsche 356 erläuterte Felix Aschwanden danach, wie schwierig die Identitätsfindung bei einem alten Auto sein kann, wenn sogar bereits vor Auslieferung Umbauten vorgenommen wurden und über die Jahre immer wieder Komponenten ersetzt wurden. Dies führte dann zur Begriffsklärung zu “Substanz”, bei der man ursprüngliche, historische, aktuelle, fehlende und “immatrielle” Substanz unterscheiden kann.
An mehreren Beispielen zeigte dann René Gauch auf, wie selbst klare Identitätskennzeichen zu Missverständnissen und Herkunftsfragen führen können. So war der neben der Bühne aufgestellte Lister-Maserati eben einst ein Lister-MG. Der ebenfalls präsentierte Jaguar XK120 trug in seinem Leben zwei verschiedene Chassisnummern und unter der Fahrgestellnummer 906-007 gibt es heute drei Autos, die sich deutlich unterscheiden und alle eine interessante Geschichte seit den Sechzigerjahren aufweisen. Weil die Amerikaner und die Europäer andere Normen für VIN-Nummern (Identifikationsnummern/Chassisnummern) hatten, gibt es relativ moderne Automobile wie Jaguar XJ (X300) oder Porsche 944, die zwei verschiedene Chassisnummern tragen.
Urs. P. Ramseier ging dann auf das Thema Dokumentation ein, das bei historischen Fahrzeugen immer wichtiger wird.
Gewohnt unterhaltsam gab Georg Dönni dann einen Einblick in die schwierigen Entscheide, die anlässlich der Restaurierung und Wiederherstellung des weissen Jaguar XK120 nötig waren.
Dieser Jaguar stand 1949 rechtsgelenkt an der London Motor Show in Earls Court, wurde dann im Werk auf LHD umgebaut, mit neuer Chassisnummer versehen und an eine amerikanische Balletttänzerin verkauft. Viele Jahre später kam er schwarz lackiert in Frankreich wieder zum Vorschein und wird nun behutsam und unter maximaler Erhaltung der Originalsubstanz wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgeführt.
Anschliessend gab’s noch eine Vorführung der neu ins Leben gerufenen und vorerst kostenlos nutzbaren “Classic Vehicle Compass” Website zu sehen, bis dann nach einem kurzen Panelgespräch zum Ausklang viele bilaterale Diskussionen bei “Älplermagronen” möglich waren.
Spannende Themen, aber auch viele philosophische Fragen. Da konnte es einem leicht schwindlig werden und mancher Teilnehmer dachte wohl über deutlich konkretere Probleme nach beim Nachhausefahren, etwa wo er noch eine originale Rückleuchte für seinen Singer Gazelle finden könnte oder wer ihm wohl eine neue Frontscheibe für seinen Audi 75 herstellen würde.














































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