Vier Tage waren gerade genug, um die vergangenen 100 Jahre Motorsport an der Sarthe gebührend zu feiern. Die diesjährige Le Mans Classic vom 29. Juni bis zum 2. Juli 2023 stand ganz im Zeichen des grossen Jubiläums und fand deshalb ausserhalb des üblichen Zweijahresturnus statt. Natürlich hatte man sich grosse Mühe gegeben, alles noch ein bisschen grösser, spektakulärer und eindrucksvoller zu machen als ohnehin schon. Man hatte wegen des Hundertjährigen sogar den normalen Zweijahres-Turnus verlassen.
Mehr als 750 Rennwagen auf der Strecke konnten trotzdem nicht ermöglicht werden – weil 75 Autos pro Starterfeld das zulässige Maximum sind. Die weiteren 50 Wagen verteilten sich daher auf Schauläufe und Demonstrationsrunden.
Der eindrucksvollste unter ihnen war sich der Korso der Le-Mans-Siegerwagen von 1923 bis 2010. Bentley 4 1/2 Litre, Jaguar D-Typ, Ferrari 250 LM, Ford GT 40, Porsche 917, Mazda 787B, Audi R8 – alle Berühmtheiten des letzten Jahrhunderts waren dabei, gelegentlich auch hinter dem Lenkrad. Henri Pescarolo pilotierte seinen Matra MS 680 B wie vor 50 Jahren persönlich um den Kurs.
Aber eben auch die in der Populärkultur weniger präsenten Grössen vom Schlage eines Rondeau M 379 B oder eines Chenard & Walcker 3 Litres Sport. Wobei letztgenannter das schamhafte Dasein im Schatten gulfblauer Porsche und Ford nicht verdient hat, war er doch vor 100 Jahren der erste Gesamtsieger der 24 Stunden von Le Mans.
Die sechs offenen Rennklassen waren wie gewohnt nach Baujahren und Epochen eingeteilt. Dazu kamen noch eine eigene Wertung für Gruppe-C-Rennwagen, ein Feld für junge Langstrecken-Rennwagen von zehn Jahre vor und nach der Jahrtausendwende sowie eine eigene Porsche-Klasse, feiert die Rekordsiegermarke aus Stuttgart doch in diesem Jahr ebenfalls Jubiläum. Neu bei dieser elften Auflage der Le Mans Classic war erstmals Benjafield's Racing Club mit über 70 Bentleys aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen am Start.
Weitere 210 Marken- und Oldtimerclubs aus ganz Europa fanden sich mit insgesamt 8500 Autos am Streckenrand ein, um dem Spektakel unter Gleichgesinnten beizuwohnen. Insgesamt bevölkerten 235'000 Zuschauer die Stahl- und Naturtribünen um den Circuit de la Sarthe – so viele nie zuvor bei der Le Mans Classic. Viele von ihnen reisten stilsicher im historischen Campingbus an, natürlich überwiegend auf VW-Basis.
Freilich war kaum jemand so fahrlässig, sich in der Nacht wirklich schlafen zu legen. Denn dann geht es an der Sarthe erst so richtig los. Wenn ganz Frankreich ins Bett geht, die Umgebungsgeräusche runterfährt und die kühle Sommernachtsluft von nichts anderem erfüllt ist als dem Gebrüll, Geschrei und Gebelfer von Rennmotoren an der Belastungsgrenze – erst dann merkt man, was die Le Mans Classic wirklich von anderen historischen Rennveranstaltungen unterscheidet.
Natürlich gab's auch ein paar Sieger. Im Grid 1 siegte der Talbot AV105 von 1937 (Gareth Burnett/Michael Birch). Grid 2 beendete der Jaguar D-Type von 1954 (Niklas and Lukas Halusa) als Sieger. Ein ehemaliger Le-Mans-Sieger, nämlich Emanuele Pirro entschied das Grid 3 für zusammen mit Hans Hugenzoltz im Lister Jaguar Costin von 1959 für sich. Im Grid 4 dominierten die Ford GT 40; am Schluss hatte Diogo Ferrao das bessere Ende für sich uns ein '65er Modell. In Grid 5 musste man einen Lola T 70 fahren, um siegreich zu sein. Dies taten David und Olivier Hart mit Bravour. Maxime Guenat hatte in Grid 6 mehr Glück mit seinem Lola T 286 von 1976 als sein Gegner im Toj. Die Gruppe-C-Klasse konnten van Vercoutere and Ralf Kelleners im Porsche 962 C von 1990 für sich entscheiden. Und Emmanuel Collard entschied die Endurance Racing Legends Serie im Pescarolo C60 von 2006 für sich.
Information
Kostenlos anmelden und mitreden!
Mit einem Gratis-Login auf Zwischengas können Sie nicht nur mitreden, sondern Sie profitieren sofort von etlichen Vorteilen:
Vorteile für eingeloggte Besucher