Die Toyota Collection in Köln – das ist zunächst eine große Halle, voller Autos in bunten Farben. "Nä wat wor dat fröher ne superjeile Zick" (auf hochdeutsch etwa: Was war das früher für eine tolle Zeit) fällt mir da ganz spontan ein. Und in der Stadt, wo die Gruppe Brings und ihr gerade zitierter Kult-Hit heimisch sind, ist das wohl auch legitim. Hier in Köln-Marsdorf sind jedenfalls die heutzutage üblichen Lackfarben schwarz, weiß und graumetallic nicht angesagt. Eine derartige farbliche Diversität sah man wohl zuletzt auf den Parkplätzen der 1970er-Jahre. Oder in Filmen und Fotos aus der Zeit, in der es noch Telefone mit Wählscheiben gab.
Die fröhlichen Farben sind also sicher eine Besonderheit der unweit der Autobahn A 4 gelegenen Toyota Collection. Sie zeigt auf über 1800 qm eine wechselnde Auswahl von rund 75 Automobilen und ist aus der Sammlung des Passauer Autohändlers Peter Pichert hervorgegangen, der die größte Sammlung von Toyota-Fahrzeugen außerhalb Japans besaß. Nach dessen Tod im Jahre 2016 wurde diese von Toyota Deutschland übernommen. Darunter befindet sich übrigens auch das erste von ihm verkaufte Modell der Marke, ein dunkelgrünes Corolla Coupé von 1971.
Seit 1935 baut Toyota Automobile, zunächst noch unter dem Namen Toyoda. Der erste in Serie gebaute Typ war der AA mit Sechszylindermotor und 3,3 Litern Hubraum (Anmerkung: ein unrestauriertes Exemplar wird im Louwman Museum in Den Haag ausgestellt). Seit 1971 – nun auch schon über ein halbes Jahrhundert her – ist die Marke auf dem deutschen Markt vertreten, anfangs nur mit den Modellen Corolla, Corona und Celica.
Es fehlt an (fast) nichts
Die Kölner Collection bildet das ganze Spektrum des Herstellers ab: Die Bandbreite reicht von Offroadern über Limousinen und Sport- und Rennwagen bis hin zu alternativen Antrieben. Natürlich ist hier auch der Corolla, das meistverkaufte Auto der Welt, gebührend vertreten. Wesentliche Daten zur Firmengeschichte werden auf Info-Tafeln angezeigt und die Exponate werden kurz zweisprachig (deutsch und englisch) beschrieben.
Vermutlich hat die Besucherin oder der Besucher manche der ausgestellten Modelle irgendwann schon einmal gesehen. Doch wie lange ist das her? Jedenfalls dürfte man eine derartige Präsentation wohl kein zweites Mal finden. So weit, so schön.
Natürlich ist es zu begrüßen, dass die Collection seit September 2021 wieder der Öffentlichkeit zugänglich ist. Doch die Freude ist leider nicht ungetrübt. Denn wie bei anderen wieder geöffneten Museen fordern auch hier die jeweils gültigen Corona-Regeln ihren Tribut.
Doch gerade im Falle der Kölner Collection wirkt sich das besonders unschön aus, entfällt so doch ein Alleinstellungsmerkmal, welches nach Meinung des Verfassers einen ganz besonderen Reiz des Museums ausgemacht hat. "Vor Corona" war es den Besuchern nämlich gestattet, alle Exponate im wahrsten Sinne des Wortes zu “begreifen”. Also nicht nur verstohlen wenn niemand hinschaut, vielmehr war das durchaus erwünscht, wovon ich mich bei einem früheren Besuch im Jahre 2018 überzeugen konnte.
"Damals" durfte man bei Toyota also die Motorhaube oder die Türen der ausgestellten Autos öffnen und sich hinter das Lenkrad setzen – was nicht nur die jüngsten Besucher gern taten! Dies ist wegen der restriktiven Hygienemaßnahmen derzeit nicht mehr möglich. Wirklich schade! Starten wir also unter dieser Prämisse einen kleinen Rundgang durch die Exponate...
Spannende Hauptakteure
Am Eingang erwartet den Besucher ein Auszug aus der rennsportlichen Historie der Marke: ein TS050 Hybrid Showcar von 2016/17, ein GT-One (1998/99, einst bei den 24 Stunden von Le Mans eingesetzt), das Rallye-Fahrzeug Corolla WRC und ein Exemplar eines Formel-1-Rennwagens aus jener von 2002 bis 2009 dauernden Ära der Marke.
Dazu passt der an anderer Stelle platzierte Celica GT Sunchaser TA 40 von 1981, dessen Motorhaube von den damaligen Werksfahrern Olivier Panis und Ralf Schumacher signiert ist. Spätestens jetzt muss der Sportwagen Toyota 2000 GT zur Sprache gebracht werden, dessen übergroßes Profil den Besucher schon eingangs von der gegenüberliegenden Wand aus begrüßt. Dieses Fahrzeug kann also getrost als Star der Ausstellung bezeichnet werden. Der 2000 GT wurde sogar zum "Bondcar" und spielte – als Cabrio-Version – eine Rolle im Film "Man lebt nur zweimal". Heute ist das Auto im Oldtimer-Olymp angelangt. Bei meinem jüngsten Besuch war das seltene Modell sogar in zwei Exemplaren vertreten.
Beachtung verdient auch das kleine Sportcoupé Sera, welches Anfang der 90er-Jahre offiziell nur in Japan angeboten wurde. Bei ihm fallen neben der Glaskuppel insbesondere die "Schmetterlingstüren" auf. Bei meinem Aufenthalt in der Toyota Collection wurde er von einem Kei-Car, den Sports 800, flankiert. Dies ist ein hübsches kleines Coupé, welches als erster Seriensportwagen von Toyota von 1965 bis 1969 gebaut wurde.
Den Kontrast stellen die Geländewagen dar, deren Bandbreite vom kleinen Tercel mit Vierradantrieb über den SUV RAV4 bis hin zum heute fast schon archaisch anmutenden FJ 40 reicht. Dessen Debüt liegt nun auch schon 50 Jahre zurück.
Vielleicht weniger bekannt ist, dass die Firma auch repräsentative Limousinen produziert hat. Dies bezeugen neben einem Crown von 1981 nicht zuletzt auch der in Handarbeit von 1997 bis 2017 gefertigte Luxuswagen Century mit einem V12-Motor.
Ein bisschen Komik, ein Takt Zukunftsmusik
Aus den Exponaten hervorgehoben seien noch der Corona Mark II von 1975 mit seinem typischen “Nasen-" Kühlergrill sowie das schwarze Coupé Celica Liftback von 1977, dessen Heckpartie eine Ähnlichkeit zum frühen Ford Mustang Fastback nicht verleugnen kann. Wohl nicht ganz ernst gemeint ist die glitzernde "Discokugel " auf Basis des einstigen Smart-Konkurrenten iQ…
Selbstverständlich fehlen auch neuere Fahrzeugkonzepte in der Ausstellung nicht, so wird etwa der Hybrid-Pionier Prius präsentiert. Am Ausgang verabschiedet den Besucher die neueste Ausgabe des mit einem Brennstoffzellenantrieb ausgerüsteten Mirai. Nicht nur Freunde japanischer Autos werden in der Toyota Collection sicherlich einiges entdecken können.
Seit dem 4. September ist die Ausstellung wieder zu bestimmten Zeiten geöffnet, der Eintritt ist frei. Derzeit gelten strenge Hygieneregeln. Unerlässlich sind die Buchung eines Zeit-Slots und personalisierten Tickets vorab.
Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Toyota Collection .
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