In der Neckarursprungstadt kreisen beim 9. Hammerstatt-Revival am 5./6. Oktober wieder historische Rennfahrzeuge. Erstmals sind neben alten Sport- und Rennmotorrädern aller Epochen und Kategorien nun auch klassische Rennwagen sowie Autos mit alternativen Antriebstechnologien bei den Schauläufen im Schwenninger Industriegebiet am Flugplatz mit am Start.
Ein Motorradweltmeisterquartett, darunter US-Legende Freddie Spencer, schlüpfen beim großen Oldtimerfestival in die Lederkombi.
Ausgerichtet vom Schwarzwälder Automobilclub im ADAC e. V. wird das Hammerstatt-Revival in Schwenningen mit seinen "flotten" Präsentationsfahrten wiederum viele Motorsportromantiker und Fans von klassischen Sport- und Rennfahrzeugen nach Schwenningen ziehen. Ort des Geschehens wird wiederum der 1,6 Kilometer lange Viereckskurs im Industriegebiet am Flugplatz sein. Der Start/Zielbereich mit dem großen Fahrerlager befindet sich gleichfalls wie gehabt an der ehemaligen Maschinenfabrik Steinel, in der heute die Firma Müga fertigt.
Fahrer und Zuschauer genießen das Revival-Ambiente, weil im Gegensatz zu vielen im heutigen Motorsport genutzten modernen Retortenkursen hier einfach das Ambiente stimmt. Der unter höchsten Sicherheitsvorgaben abgesteckte Kurs wird mit fast unzähligen Strohballquadern - wie in alten Zeiten - umrahmt, was zum faszinierenden Fluidum sicherlich einen großen Teil beiträgt.
Hammerstatt-Revival: Hommage an die legendären Schwenninger Rundstreckenrennen
Das Revival begründet sich auf die legendären Schwenninger Rundstreckenrennen im Stadtteil Hammerstatt, welche in den Jahren 1950 und -51 mit Motorrädern und in 1954 und -55 mit Motorrädern und Autos (F3- und kleine GT-Sportwagen) mit bis zu 16000 Zuschauern veranstaltet wurden. Der jetzt in diesem Frühjahr leider verstorbene Siegfried Schlenker („Stierle Klepfer“) triumphierte als „Local Hero“ beim Debutrennen mit seiner 500er-Norton als einer der Sieger. In ganz besonderer Erinnerung ist heute noch vielen damaligen Rennbesuchern das brisante Rennduell zwischen dem Fürsten Joachim zu Fürstenberg im Flügeltürer-Mercedes und dem Braunschweiger Rennsportass Kurt Ahrens im James Dean-Porsche-Spyder. Nach einem fulminanten Dreher des Adeligen in der Maico-Kurve triumphierte damals Ahrens.
Qualität und Quantität: Mehr als 300 Rennmotorradpiloten beim Revival am Start, darunter einige Weltmeister
Die Hommage an alte Rennsportzeiten wird seit dem Jahr 2000 im Schwenningen ausgerichtet, mit einer Ausnahme, als man das Revival auf dem ehemaligen Heeresfliegerflugplatz in Neuhausen ob Eck veranstaltete. Auch bei der diesjährigen Auflage werden wiederum etwa 300 Rennmotorradpiloten am Start erwartet, darunter etwa auch die ehemaligen Weltmeister Freddie Spencer, Jim Redman und Dieter Braun. Der US-Amerikaner Spencer gewann auf Honda in den 1980er Jahren drei Mal die WM. Der Südafrikaner Redman, in Schwenningen mittlerweile längst ein guter alter Bekannter, fuhr in den „Swinging Sixties“ gleichfalls auf Honda-Maschinen insgesamt sechsmal zum WM-Titel.
Der Schwabe Dieter Braun wurde 1970 und -73 auf Suzuki und Yamaha jeweils Weltmeister. Weitere erfolgreiche Grand Prix-Piloten, wie Gianfranco Bonera Bruno Kneubühler oder Heinz Rosner sind am Start. Als Ehrengast wird die Schweizer Grand Prix-Legende Luigi Taveri dabei sein, dem es insgesamt drei Mal gelang den WM-Titel herauszufahren. Wie auch der heute 87-jährige Bad Dürrheimer Adolf Reich, der beim „Original-Hammerstatt-Rennen“ 1954 auf Platz 2 fuhr, wird der „Eilgenosse“ sicherlich die eine oder andere Ehrenrunde drehen.
Neu im Starterfeld: Renn- und Sportwagen
Erstmals werden in der ehemals größten Uhrenstadt der Welt historische Renn- und Sportwagen mitfahren. Es zeichnet sich mittlerweile ab, dass auch hier ein Klassefeld mit allesamt hochkarätigen und seltenen Fahrzeugen an den Start gehen wird. Im Feld werden von Voiturette-Rennwagen aus den 1920er Jahren bis hin zu Formel-Autos (einschließlich etwa Baujahr 1975) am Start sein.
Die Schramberger Autosammlung Steim wird einige klassische Rennwagen aus dem Dornröschenschlaf erwecken und bringt dabei auch eine ganz besondere motorsportgeschichtliche Rarität an den Neckarursprung: Einen Adler Stromlinie-Le Mans Rennwagen, der in den Jahren 1937 und 38 das weltberühmten französische 24-Stunden-Rennen gewonnen hat.
Die österreichische Rennlegende Dieter Quester wird mit einem BMW M1 starten. Mehrere historische F1-Rennwagen werden starten, darunter etwa ein March 761 (Ex-Stuck/Brambilla) oder ein Jim Clark-Lotus 35.
Aus dem Thurgau hat Markus Hotz, der dreifache Sieger des Freiburger Schauinsland-Bergrennens und geniale Rennwagenkonstrukteur, zusammen mit einigen Freunden die Teilnahme zugesagt. Im „eidgenössischen“ Fahrzeugpulk sind unter anderem die renommierten Herstellernamen wie Bugatti, Aston Martin, Cooper, March und Tecno und Lotus vertreten. Diverse Formel V- und Super-V-Rennwagen sowie einige Formel 3, wie etwa auch der Ex-Ronnie Peterson-Brabham werden auf der Starterliste stehen.
Vielleicht ergibt sich beim Revival für die Vöhrenbacher Rennfahrerlegende Manfred Mohr (etwa F3-Sieger auf der Berliner Steilkurvenstrecke AVUS in 1965) beim Hammerstatt-Revival sogar ein kleines Comeback…. Aus Albstadt wird das Cyclecar-Team mit ihren interessanten Monoposti-Boliden erwartet. Auch ein Ex-F2-Cooper-Climax (Stirling Moss/Rob Walker) wurde für das attraktive Starterfeld bereits genannt.
Zukunftsmobiliät und Soziales Engagement beim Oldtimercorso drehen gleichfalls Runden
Neu gleichfalls dabei: Unter dem Stichwort „Zukunftsmobilität“ – werden neue Antriebskonzepte mit zahlreichen Fahrzeugen aufgezeigt werden. Verbunden mit sozialem Engagement in einer Partnerschaft mit der Kinderkrebsnachsorgeklinik Tannheim und der Lebenshilfe sind wiederum auch Oldtimertimercorsofahrten mit Straßenmaschinen in den Event eingeflochten.
Publikum dank offenem Fahrerlager nah dran
Das Fahrerlager wird wie gehabt für alle Besucher offen zugänglich sein. Fahrer und Mechaniker dürften sich sicherlich freuen mit diesen interessante PS-Gespräche zu führen. Das zuschauerfreundliche SAC-Motto: Beim Hammerstatt-Revival ist nur die Lederkombi oder die feuerfeste Unterwäsche näher dran an den Piloten als der Fan.
Voraussichtlich aufgeteilt wird das große Teilnehmerfeld in insgesamt zehn Startfelder. Diese werden jeweils 15 Minuten den „Neckarring“ zwei Mal pro Veranstaltungstag umrunden. Schon jetzt bedanken sich die Verantwortlichen des SAC bei den vielen Streckenanliegern im Industriegebiet am Flugplatz, sowie bei der Stadt für die gute Zusammenarbeit. Die konstruktive Bereitschaft dafür ermöglicht erst die Hommage an alte Schwenninger Rennsportzeiten und einen Blick in die motorisierte Zukunft.