Wenn jemand ein Buch verfasst über einen Rennwagen, der vor ziemlich genau 100 Jahren nicht überaus erfolgreich war, nur in einem, respektive zwei Exemplaren noch vorhanden ist und dazu noch nicht einmal dem herkömmlichen Sinn für Ästhetik entspricht, dann ist echte Leidenschaft im Spiel. Und die ist bei Gerhard Schütz und Jean-Philippe Müller sicher vorhanden.
Es ist dies bereits das zweite Werk dieses Duos, vor einem Jahr erschien bereits “Bugatti 251 – die unvollendete Revolution” .
Revolutionär …
Mit dem Typ 32 erfand Ettore Bugatti eigentlich den Rennwagen neu, ähnlich wie dies Colin Chapman mehrfach tat. Die Autoren Schütz und Müller erklären dies bereits im Prolog des Buchs “Bugatti 32 – Der Aero-Tank“: “Der Typ 32 war in jeder Beziehung anders: Die Bodenfreiheit auf ein Minimum reduziert, das Getriebe zur besseren Gewichtsverteilung an der Hinterachse, die ganze Technik samt Rädern voll verkleidet, und das, besonders revolutionär, selbst auf der Unterseite.”
… aber nicht wirklich erfolgreich
Der Wagen, den man “Tank” nannte, trat 1932 beim Grand Prix von Tours an und konkurrierte dort mit Autos von Fiat, Delage, Rolland-Pilain, Sunbeam und Voisin, verteilt auf 16 Startende (inklusive der vier Bugatti). Am Ende platziert sich ein Bugatti T32 auf Platz drei, siegreich aber ist der Sunbeam von Seagrave, gefolgt vom von Divo mit einem Wagen derselben Marke.
Nach dem Rennen gab Ettore das Projekt auf, obschon Hoffnungen für noch bessere Rennergebnisse vorhanden waren. Der Wagen passte einfach nicht in die Bugatti-Strategie, am Montag das zu verkaufen, was am Sonntag gewonnen hatte. Mit dem erfolgreichen Bugatti Typ 35 gelang dies viel besser, denn dieser war als Strassen- und als Rennwagen praktisch identisch.
Spurensuche
Dass es nicht einfach ist, die Geschichte eines Fahrzeugtyps und von fünf gebauten Exemplaren 100 Jahre später nachzuzeichnen, ist klar. Schütz und Müller mussten tief in Archive eintauchen, detektivisch Fotos vergleichen und verfügbare literarische Quellen ausschöpfen. Das Ergebnis liegt nun auf über 170 Seiten vor und die Akribie der beiden Autoren begeistert.
Nach einer kurzen Einführung zur Bugatti-Geschichte vor dem Typ 32 zerlegen sie den “Tank” sozusagen in seine Komponenten, besprechen Design, Technik, Aerodynamik und die Chassiskonstruktion.
In einem nächsten Teil des Buchs wird dann der Verbleib der fünf gebauten Chassis diskutiert. Nur noch zwei Fahrzeuge existieren, mindestens eines erscheint komplett authentisch und man kann es im Musée nationale de l’Automobile in Mülhausen bewundern.
Die weiteren Kapitel gelten dem einzigen Renneinsatz und einem kurzen Teil mit den technischen Daten.
Das querformatige Buch ist durchgehend umfangreich illustriert, einerseits mit vielen historischen Aufnahmen, andererseits mit Fotos, die Schütz/Müller bei Bugatti anlässlich der Restaurierung von Chassis 4057 im Atelier des Musée nationale de l’Automobile Mulhouse machen konnten.
Für Aficionados
Die Autoren sind sich natürlich bewusst, dass sich ein derartiges Werk nicht an die breite Masse richten kann, daher ist die erste Auflage mit 160 Exemplaren (5 x 32) knapp gehalten.
Für Bugatti-Fans und Leute, die sich für die Anfänge des Motorsports interessieren, bietet das Werk aber viel, zumal auch die damaligen Konkurrenten vom Grand Prix von Tours analysiert werden.
Bibliografische Angaben
- Titel: Bugatti 32 – Der Aero-Tank
- Autoren: Gerhard Schütz und Jean-Philippe Müller
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Eigenverlag (freie print edition)
- Auflage: 1. Auflage (5 x 32 = 160 Exemplare) Oktober 2023
- Format: Gebunden, 21,6 x 30 cm
- Umfang: 172 Seiten, rund 200 Abbildungen (farbig und schwarzweiss)
- ISBN: keine
- Preis: CHF/EUR 78 (plus Versand und Verpackung)
- Kaufen/bestellen: Nur über den Verlag via Email
Information
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