Auch wenn die Band Alphaville mit ihrem Hit aus dem Jahr 1984 eigentlich eher etwas anderes aussagen wollte: "Big in Japan" ist ein schöner Titel für eine rundum gelungene Ausstellung. Deren Exponate sind sicher nicht nur in Japan gross, möchte man ergänzen.
Mit der neuesten Sonderausstellung der Autoworld Brüssel wird das lange Zeit eher vernachlässigte Thema "Japanische Autos" anhand von mehr als 40 Ausstellungsstücken aufgegriffen; rund 20 Motorräder gesellen sich noch hinzu. Zeitlich decken die Exponate weit mehr als ein halbes Jahrhundert ab. Bei den Autos reicht die Zeitspanne von 1963 bis heute, bei den Motorrädern beginnt sie bereits 1959. Die inhaltliche Bandbreite erstreckt sich vom Geländewagen bis zum Rennwagen, vom winzigen "Kei-Car" mit 2-Zylinder-Motor bis hin zur stattlichen Repräsentationslimousine mit V12. Natürlich wird auch der Kreiskolbenmotor nicht ausgespart.
Positiv zu erwähnen ist einmal mehr die Dekoration. Sie umfasst Informationen zu Japans Geschichte, Symbole, Anekdoten und nicht zuletzt wird die Entwicklung der japanischen Automobilindustrie hin zu einer der weltweit bedeutendsten aufgezeigt. Zu dezenter Hintergrundmusik aus dem Land der aufgehenden Sonne erwarten den Besucher stimmungsvolle Bilder. Da dürften auch Kirschblüten selbstverständlich nicht fehlen. Doch bevor wir unseren Gedanken zum berührenden Film "Kirschblüten – Hanami" (2008) freien Lauf lassen, wollen wir lieber zu einem kleinen Rundgang durch die aktuelle Sonderausstellung starten.
Die Sonderfläche im Erdgeschoss zeigt überwiegend Motorräder, beginnend mit einer Honda Benly von 1959 bis hin zu den sogenannten Superbikes wie der Yamaha YZF-RA mit 217 PS. Zweirädern sollen hier aber nicht im Vordergrund stehen. Ein "Superbike" sei dennoch herausgegriffen: Die Kawasaki H2R von 2023. Das futuristisch gestaltete Kraftrad im Wortsinne soll das derzeit technisch Machbare darstellen, es entstand also "weil man es kann". Es wiegt 216 kg und sein Motor leistet 326 PS (das entspricht 1,5 PS pro kg), was eine Spitzengeschwindigkeit von 400 km/h ermöglichen soll. An eine Strassenzulassung ist da selbstverständlich nicht zu denken.
Ferner werden dort drei Sportwagen gezeigt, die jeweils einen Zeitsprung von zehn Jahren markieren: Für das frühe Engagement von Mazda in Sachen Kreiskolbenmotor steht der Mazda Cosmo von 1970. Ihm ist das zehn Jahre jüngere, luxuriöse Coupé Nissan 280 ZX mit seinen abnehmbaren Glasdachhälften (sogenannt T-Top) zur Seite gestellt. Noch eine Dekade jünger ist der nahezu vollständig aus Aluminium gebaute Sportwagen Honda NSX.
Steigen wir nun durch ein Tor im japanischen Stil hinauf zum Hauptteil der Ausstellung. Zur Linken begrüsst uns ein Toyota FJ40 Land Cruiser stellvertretend für seine Gattung. Sodann zeigt sich dem Besucher eine ungewöhnliche Vielfalt an japanischen Automodellen.
Denken wir zurück an die Zeit, als in Deutschland die ersten "Japaner" angeboten wurden. Deren Styling wurde damals oft als stark gewöhnungsbedürftig empfunden. Allerdings waren diese "Exoten" weitgehend komplett ausgestattet, ganz anders als bei den hiesigen Anbietern mit ellenlangen Listen aufpreispflichtiger Ausstattungsoptionen. Auch war die Neugier geweckt. Als Besitzer eines britischen "Urminis" fragte man sich damals, wie es denn möglich sein konnte, dass der Honda N 600 seine Höchstleistung bei 8000 U/min erbrachte. Doch das ist lange her.
Heute freut man sich, wenn man "alte Bekannte" wie den Datsun Cherry, den Honda Civic, die Coupés Toyota Celica oder Honda CRX wieder einmal sieht und auch unbekannte oder vergessene Autos – wie einen Toyota Corolla der ersten Serie oder den mächtigen Toyota Century – entdecken kann.
Auch inhaltliche Diversität wird geboten: Neben dem Subaru XT 4WD Turbo mit seinem für die Marke typischen Allradantrieb gibt es den Mazda RX 8 mit Wankelmotor und den Honda Insight als eines der ersten Hybridautos.
Bleiben wir etwas bei den Sportwagen, die in unterschiedlichsten Grössen und Baujahren präsent sind. Zu sehen sind etwa ein Nissan 300 ZX Turbo, ein Nissan Skyline GT-R 34, Honda NSX-NC1 oder ein Lexus LFA.
Selbstverständlich fehlt auch der Mazda MX5 Miata nicht, der seinerzeit ein "Roadster-Revival" auslöste. Sein Vorbild, der Lotus Elan S4, ist übrigens ein paar Meter weiter in der ständigen Ausstellung zu finden. An britische Roadster erinnert ein schönes Exemplar des Datsun Fairlady Sports 2000 von 1968. Es ist schwarz lackiert und kontrastiert farblich so zu den Stars der Ausstellung aus demselben Baujahr.
In deren Zentrum befinden sich nämlich gleich zwei weisse Exemplare des seltenen Toyota 2000 GT, davon eines als Targa-Version. Im Hinweisschild wird an den James Bond-Film "Man lebt nur zweimal" erinnert, in dem der Hauptdarsteller Sean Connery einen 2000 GT als Cabrio fuhr. Ursprünglich sollte er einen Targa bewegen. Doch wegen seiner Körpergrösse ragte der Kopf heraus, was als unvorteilhaft empfunden wurde. Letztlich soll daher ein Cabriolet entstanden sein. Von den beiden Exemplaren der Targa-Version jedenfalls hat nur eines überlebt und das wird in Brüssel gezeigt.
Auch Renn- und Rallyefahrzeuge gibt es zu sehen. Etwa den Mazda 787B mit Kreiskolbenmotor, mit dem 1991 bei den 24 Stunden von Le Mans das Team Weideler/Herbert/Gachot erstmals mit einem japanischen Auto siegte. Daneben steht das zweitplatzierte Fahrzeug der 24 Stunden von Le Mans 1994, ein Toyota 94C-V. Gezeigt wird auch der Toyota Corolla WRC, mit dem Carlos Sainz senior 1998 die Rallye Monte Carlo gewann. Auch eine Replika des Subaru Impreza S5 von 1997 ist zu sehen, dessen bekanntester Fahrer Colin McRae war.
Eine besondere Abteilung ist den Kleinwagen und sogenannten "Kei-Cars" vorbehalten. Hierbei handelt es sich um eine in Japan sehr populäre Klasse von Kleinstwagen mit Grössen- und Hubraumbeschränkungen. Der Autor hatte schon vor einiger Zeit im Lane Museum in Nashville/Tennessee (USA) einige dieser Raritäten im Kleinformat kennengelernt und hält es für verdienstvoll, dass nun auch die Autoworld dieses Thema der Öffentlichkeit hierzulande zugänglich macht.
Aus der Frühzeit dieser Klasse werden der Suzuki Fronte und der Honda N 360 gezeigt. Keine echten "Kei-Cars", aber klein und kurios sind sowohl der "Würfel" Nissan Cube mit seiner asymetrischen Fensteranordnung als auch der Honda Jazz Turbo II. In dessen Kofferraum findet nämlich der zusammenfaltbare Kompaktroller Motocompo Platz. Mehr als nur einen Blick verdient der hierzulande eher wenig bekannte Nissan Pao im Retrodesign. Dieses findet sich auch beim Nissan Figaro, der stark an den Gutbrod Superior (1950) erinnert.
Dieser Wagen leitet zugleich zu den Sportwagen der "Kei-Car"-Klasse über. Während man in einschlägigen Portalen schon mal einen Suzuki Cappuccino finden kann, wird man dort einen Autozam AZ1 vielleicht noch seltener treffen. In der Seitenansicht mag dieses kleine Sportcoupé auf manche Betrachter wie ein geschrumpfter Ferrari F40 wirken. Mit seinen geöffneten Flügeltüren scheint er allerdings dazu einzuladen, hinter dem winzigen Lederlenkrad Platz zu nehmen. Sofern die Figur das zulässt...
Gegen Ende des Besuchs fragt man sich, ob die Macher dieser grossartigen Ausstellung etwas vergessen haben könnten. Vielleicht den kleinen Sportwagen Honda S800? Mitnichten, der steht nur ein paar Schritte weiter in der permanenten Ausstellung. Ein kleiner Rundgang lohnt sich hier also immer. Und wer weiss, vielleicht entdeckt man dabei noch eine kleine Ferrari-Ausstellung?
Weitere Informationen zur Sonderausstellung, die noch bis zum 31. August 2025 zu sehen ist, gibt es auf der Webseite des Museums .












































































































































































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