Die Automobilindustrie befindet sich derzeit bekanntermassen im Umbruch. Vom technischen Wandel sind auch Oldtimer-Besitzer direkt betroffen. Denn in Zeiten eines zunehmend elektrifizierten Strassenverkehrs sind Vergaser und Zündverteiler längst Geschichte und aus aktuellen Lehrbüchern verschwunden – es droht eine Wissenslücke im Unterhalt und Betrieb klassischer Fahrzeuge aufzureissen. Da hilft es natürlich nicht, dass in den nächsten Jahren viele erfahrene Fachkräfte in den Ruhestand treten werden.
Grosses Interesse
35 Lernende aus allen Bereichen des Automobilgewerbes besuchten den Anlass und füllten den Theoriesaal der gibb-Werkhalle pünktlich zum Kursstart um 13 Uhr bis auf den letzten Platz. Unter den Lernenden aus dem Personen- und dem Nutzfahrzeugbereich waren von angehenden Automobilmechatronikern über Carrossier-Lackierer und Fahrzeugschlosser alles vertreten.
Zu Beginn stellte der Präsident des OCB, Kurt Laederach, die anwesenden Mitglieder des OCB und den Verein vor. Anschliessend erfuhren die Teilnehmer vom Technikexperten des OCB, Olaf Tamm, was überhaupt als Oldtimer gilt, und erhielten einen Überblick über den FIVA-Pass.
Thematisiert wurde etwa der Einfluss von nachträglichen Anbauten sowie der Wechselbezug zur Strassenverkehrsordnung. Ein Beispiel dafür seien gemäss Tamm zusätzlich verbaute Tagfahrlichtsstrahler an Toyota MR2. Aufgrund der versenkbaren Scheinwerfer hätten viele MR2-Besitzer zusätzlich Strahler für das Tagfahrlicht angebracht. Der Anbau sei zwar nachvollziehbar, verändere aber das historische Erscheinungsbild des Fahrzeugs und wirke sich so direkt auf den FIVA-Pass aus.
Zündende Fragen
Nach dieser kurzen Einführung wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen eingeteilt. Während die einen sich in einem zweigeteilten Theorie-Block der Gemischaufbereitung und der Zündanlage – also den Schlüsselaspekten, die in den Anfangstagen des Automobils grundlegend anders waren als in modernen Fahrzeugen – annäherten, hatte die andere Gruppe in der Nebenhalle die Gelegenheit, historische Automobiltechnik direkt an drei Veteranenfahrzeugen zu erkunden: einem Opel Kadett C, einem VW 1200 sowie einem Willys-Knight 88-4.
Nach einer kurzen Vorstellung der Fahrzeuge standen die drei anwesenden Besitzer, allesamt freiwillige Helfer, den Lernenden für Fragen zur Verfügung, unter ihnen auch Thomas Schwab, der seinen Opel Kadett C mitgebracht hatte. Auf die Frage eines Lernenden, welches die häufigsten bekannten Fehlercodes beim Kadett C seien, reagierte Schwab zunächst leicht irritiert, erwiderte nach kurzem Überlegen jedoch humorvoll: “Bei diesem Auto werdet ihr vergeblich nach einem OBD-Stecker suchen.”
Anschliessend ging er auf die Motor-Technik des Kadett C ein und erklärte die Unterschiede der früheren Elektronik in Automobilen im Vergleich zur modernen Technik. Im Theorie-Block zur Gemischaufbereitung lernte der Teilnehmer anschliessend noch mehr über die im Kadett C verbaute, elektronisch gesteuerte Einspritzung.
Jung und Alt auf Achse
Nach der Theorie wartete eine besondere Ausfahrt auf die Lernenden. Rund zehn Mitglieder des OCB hatten zuvor ihre Oldtimer vor der gibb aufgereiht – eine bunte Mischung, bestehend aus Fahrzeugen verschiedenster Hersteller und Epochen.
Die Teilnehmenden hatten die Qual der Wahl. Rustikal in einem Land Rover Lightweight oder doch gediegen im Jaguar, beim milden Sommerwetter empfahl sich natürlich auch ein Platz in einem der amerikanischen Cabriolets. Schliesslich fanden alle einen Platz, und auf halber Strecke wurden dann nochmals die Plätze getauscht.
Die Ausfahrt ermöglichte den Teilnehmenden einen Eindruck der Fahrdynamiken eines Vateranfahrzeugs zu gewinnen. Als die sichtlich beeindruckten Teilnehmer das Ziel der Ausfahrt, die Garage Ackermann in Dotzingen, erreichten, tauschten sie sich rege mit ihren Kameraden und Kameradinnen über die Fahrleistungen der verschiedenen Fahrzeuge aus.
Einblicke in die Praxis
Nach der Ausfahrt wartete ein eindrucksvoller Einblick in die Praxis der fachgerechten Oldtimer Restauration auf die Teilnehmer. Auch die freiwilligen Fahrer des Konvois nutzten die Gelegenheit, die Theorie in der Praxis zu sehen. Durch vier Präsentationen wurden verschiedene Bereiche der Oldtimer-Restauration vorgestellt. Im Bereich rund um die Revision von historischen Fahrzeugteilen stellte Marcel Ackermann den Teilnehmer etwa einen Zündverteiler Prüfstand in Aktion vor. Unter dem tosenden Rauschen des Prüfstands wies er auf den Moment des Zündaussetzer hin, der durch eine defekte Magnetspule ausgelöst worden war.
Ausserdem erläuterte Rubin die deutlichen Qualitätsunterschiede von nachgefertigten Teilen und betonte deshalb NOS-(New Old Stock)-Teile zu bevorzugen, also originale Neuteile aus alten Lagerbeständen.
Informationen aus erster Hand
Wie es aussieht, wenn alle Teile vorhanden sind und der Restaurationsprozess in bereits in vollem Gang ist, zeigte der angehende Fahrzeugrestaurator Remo Gsponer. Gsponer absolviert derzeit ein Praktikum bei der Garage Ackermann.
Nach dessen Abschluss wird er die Ausbildung zum Fahrzeugrestaurator mit eidg. Fachausweis in Angriff nehmen. Gsponer berichtete über die umfangreichen Arbeiten zur Unterboden- und Fahrwerkskonservierung eines Packard Super 8 sowie den bevorstehenden Zusammenbau eines Buick von 1931 und präsentierte den ausgebauten, frisch revidierten Antrieb des Cadillacs direkt daneben.
Fachwissen erhalten
Wie und wo die Lernenden das Fachwissen für solch umfangreiche Arbeiten erlangen können, wurde Ihnen gleich im Anschluss durch Beat Schmid präsentiert. Schmid hatte den Anlass “Autos von Dazumal” ursprünglich mit dem ehemaligen Präsidenten des OCB ins Leben gerufen.
Heute engagiert sich Schmid in der Leitung der Interessengemeinschaft Fahrzeugrestaurator (IgF). Der IgF hat das Ziel, das Fachwissen im Bereich der historischen Automobiltechnik zu erhalten. Zu diesem Zweck bietet die IgF Lehrgänge in drei Fachrichtungen an. “Nicht alle Lehrgangs-Teilnehmer wollen die eidgenössische Berufsprüfung absolvieren, sondern wollen sich in einem Bereich einfach nur weiterbilden oder Fachwissen zur historischen Technik wieder aufzufrischen.”, sagt Schmid.
Mit “Autos von Dazumal” hat der OCB sowie das Engagement aller Beteiligten einen Beitrag zur Wahrung vergangener Handwerks- und Ingenieurskunst geleistet. Der Anlass zeigte auf, wie wichtig es ist, die nächste Generation in diesen Bereich einzuführen und sicherzustellen, dass die Schätze der Automobilgeschichte auch in Zukunft in fähigen Händen sind.
Auf den Websites des Oldtimer-Club Bern sowie der Interessengemeinschaft Fahrzeugrestaurator (IgF) finden Sie weitere Informationen.
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Mein Veteran und mein Youngtimer, in Stuttgart und in Bremen unter dem gleichen Stern geboren, suchen einen Nachfolger für den Oldtimer, der sie fährt und besitzt. Ich denke an jemanden, m/w mit technischem Hintergrund(etwas über dem Niveau des Diagnosegerätssteckers), wohnhaft idealerweise zwischen MA und SB.
Das Angebot ist als seriös zu betrachten. Bei Interesse können Sie gerne Kontakt mit mir aufnehmen:
rh.handelsvertretung@gmail.com.
Danke