Welchen hätten Sie gekauft?
Angesichts der Resultate und der Euphorie, die die Scheunenfunde der Sammlung Baillon, die gestern, am 6. Februar 2015 anlässlich der Rétromobile in Paris von Artcurial versteigert wurden, muss sich der Klassiker-Liebhaber, vor allem wenn er zur fahrenden Zunft gehört, schon wundern. Denn neben den teilweise unvollständigen, in jedem Fall aber fast bis zur Unkenntlichkeit korrodierten Fahrzeugen, gab es bei Bonhams und Artcurial auch typgleiche komplette und restaurierte Exemplare zu kaufen, mit denen man sofort die Reise nach Hause antreten konnte und die keine Restaurierung, die schnell in die Hunderttausende Euros gehen kann. nötig machten.
Drei Beispiele zeigen die scheinbare Absurdität deutlich. Während Artcurial drei Delahaye 235 Coupés mit Chapron-Karosserie mit Zustand 4 oder 5 für jeweils € 100’000, 58’000 und 90’000 verkaufte (vor Aufpreisen/Kommissionen von 16%), stiegen die Gebote bei Bonhams für zwei komplette und glänzende Exemplare einen Tag zuvor nicht über € 120’000. Natürlich mag jedes der Fahrzeuge seine eigene Geschichte haben, aber ob eines der Baillon-Exemplare nach einer 300’000-Euro-Restaurierung dann wirklich das Vierfache der Bonhams-Fahrzeuge wert sein wird, darf sicher bezweifelt werden.
Ein Facel Vega Excellence von 1960 brachte als Scheunenfund bei Artcurial € 120’000, während drei Stunden später ein komplett restauriertes Exemplar, das einst durch Holloywood-Schauspielerin Ava Gardner gefahren wurde gerade einmal € 40’000 mehr. Und ein weites Exemplar, das Bonhams anbot, erzielte nur ein Höchstgebot von € 155’000 (nicht verkauft). Facels sind komplex zu restaurierende Fahrzeuge, die Kosten für einen Neuaufbau gehen schnell in mittlere sechsstellige Summen. Man rechne ....
Und dann ein weiteres Beispiel, das zwar von den Zahlen weniger dramatisch aussieht, in der Sache aber kaum mehr Sinn macht wie die vorherigen Beispiele.
Teil der Baillon-Sammlung war auch ein Ferrari 308 GTSi von 1982, der von Artcurial auf € 5’000 bis 10’000 geschätzt wurde, was angesichts der Tatsache, dass für die Fertigstellung der begonnen Restaurierung noch viel Arbeit nötig ist und der vorhandene Motor von einem 328 stammt, also 32 Ventile und 3,2 Liter Hubraum aufweist, was natürlich nicht korrekt ist. € 28’000 bot der Käufer, einige Stunden später hätte er für € 58’000 einen 328 GTS von 1987 in sehr gutem Zustand erhalten. Er hätte nebenbei aber auch ein hübsches Rolls-Royce Corniche Cabriolet für € 30’000 ersteigern können oder einen Fiat-Abarth 124/1300 für € 28’000 (bein Bonhams).
Die Beispiele könnten beliebig fortgesetzt werden, so löste ein schön dastehender Porsche 356 SC von 1964 bei Bonhams € 48’000, als Scheunenfund kostete dasselbe Auto mit Jahrgang 1963 € 75’000!
Wie soll man all das erklären? Wir lassen es einfach sein und freuen uns daran, dass wenigstens normale, fahrbereite Klassiker bezahlbar waren in Paris ...
... und über die übrigen Versteigerungen von Paris berichten wir natürlich ebenfalls ausführlich.































