Es war einmal ... das Stufenheck
15.09.2023
Wer an der Tramhaltestelle nicht bucklig auf sein Mobiltelefon schaut, sondern seine Umgebung mit aufmerksamen Augen betrachtet, stellt schnell fest: nur schräge Typen um mich herum! Damit sind freilich weniger die mitwartenden Handyglotzer, sondern vor allem die Automobile gemeint, deren Hecks in unterschiedlichen Neigungswinkeln, aber doch immer ohne Knick zwischen Dachkante und Stossfänger an einem vorbeiziehen.
Zwischen all den Kompaktwagen, Kombis, Kleintransportern und SUV aller Spiel- und Verderbensarten fragt man sich plötzlich: Wo ist eigentlich die klassische Limousine abgeblieben? Jene Karosserieform, die einst den Standard der Personenbeförderung darstellte, als beladungspraktische Grossklappenhecks noch wenig eindruckmachenden Nutzfahrzeugen vorbehalten waren.
Ein Schrägheck mit grosser Ladeluke mag zwar praktischer sein, aber eben auch deutlich weniger elegant. Selbst ein Opel Kadett B wirkt mit seinem kleinen Rucksack um einiges staatstragender als ein moderner Astra mit steilem Abschluss. Für den spanischen Markt wurden früher sogar eigens Stufenheck-Versionen von Kleinwagen gebaut, weil sie dadurch mehr nach "richtigem" Auto aussahen und sich besser zum Repräsentieren eigneten.
Eine Limousine ist eben noch immer die vornehmste Art der Platzverschwendung. Während ein modernes SUV durch sein Schrägheck noch Nützlichkeit vorgaukelt, geht das traditionelle Stufenheck offen mit seinem fehlenden Ladevolumen um: "Ich kann es mir leisten, auf den Stauraum oberhalb der Kotflügellinie zu verzichten." Deshalb gab es den Opel Kapitän auch nie als Caravan. Wer ihn fuhr, hatte keine Transportprobleme – sondern Personal dafür.