Die fast unbegrenzten Möglichkeiten des Carrossiers
21.06.2022
Der Wagen auf dem oberen Foto sieht fast aus wie ein von Vignale karossierter Fiat 8V, nicht wahr? Weit gefehlt, es handelt sich dabei um einen MG TD, für den Giovanni Michelotti im Jahr 1953 eine Coupé-Karosserie zeichnete, die dann die Blechklopfer bei Vignale zum Meisterwerk formten und schliesslich auf das TD-Chassis stellten.
Der MG TD selber glich mit seinen freistehenden Kotflügeln und Scheinwerfern eher einem Vorkriegsfahrzeug, bot aber wegen des separaten Fahrgestells eine gute Basis für neue Karosserien. Auch das Innenleben krempelte Michelotti zusammen mit Vignale ziemlich um.
Das Ergebnis überzeugt und wirkt um mindestens 10 Jahre jünger als die Ausgangsbasis.
Im gleichen Jahr karossierte Michelotti mit Ghia Aigle ebenfalls einen MG TD um. Wiederum entstand ein Einzelstück, das deutlich moderner wirkte als der originale TD, sich aber vom Vignale-TD deutlich absetzte.
Das Auto stand dann auch auf dem Genfer Autosalon und sorgte sicherlich für viel Bewunderung. Kleine Anmerkung: Das Radiogerät dürfte erst später dazugekommen sein.
Wäre es nicht toll, wenn man auch heute noch mit seinem BMW X1 oder Jaguar I-Pace zum Karosseriebauer gehen könnte, der einem einen moderneren und gefälligeren Aufbau für das angelieferte “Fahrgestell” gestalten würde? Natürlich ist dies heute weitgehend unmöglich, nicht zuletzt deshalb, weil es sehr aufwändig wäre, den Wagen hinterher zuzulassen.
P.S. Warum uns dies gerade jetzt eingefallen ist? Wir besuchten am Wochenende von 19. Juni 2022 die sehenswerte Michelotti-Ausstellung in Aigle, die nur noch kurze Zeit offen ist. Wir haben inzwischen dazu auch einen ausführlichen Bericht veröffentlicht.