Der fliegende Kilometer
01.04.2013
Nein, natürlich flogen die Autos in der Vergangenheit nicht über einen Kilometer, sondern sie fuhren ihn mit maximaler Geschwindigkeit ab. Der "Kilometer lancé" oder eben der "fliegende Kilometer" bezeichnete einen bestimmten Typ von Rennsportveranstaltungen oder -prüfungen, bei dem nach einer definierten Start- und Beschleunigungsstrecke die Zeit für die Durchfahrt des folgenden Kilometers gemessen wurde.
So wurde zum Beispiel 1946 in Rom ein derartiger Wettbewerb auf der Autostrasse Rom-Ostia durchgeführt. Zugelassen waren bei dieser Veranstaltung kompressorlose Sport- und Tourenwagen. Offensichtlich lockte die Prüfung viele Besucher an. Bei den Tourenwagen gewann damals ein Herr Tuccimal auf einem Maybach, seine Durchschnittsgeschwindigkeit wurde mit 122,699 km/h errechnet. Bei den Sportwagen fuhr Signore Paolini auf einem Alfa Romeo mit 161,218 km/h am schnellsten. Ausser Konkurrenz bewies ein Herr Bernabei, dass es mit seinem 8-Zylinder-Kompressor-Alfa Romeo noch schneller ging, denn sein Stundemittel betrug 199,225 km.
Oftmals wurden “Kilometer lancé”-Prüfungen auch in andere Wettbewerbe integriert und selbst bei Winter-Rallyes gab es derartige Wertungen.
Beliebt waren die fliegenden Kilometer vor allem zwischen den Zwanziger- und Fünfzigerjahren, dann verloren sie an Bedeutung.
Im Zwischengas-Zeitschriften-Archiv finden sich auf Anhieb 168 Einträge, die den Kilometer lancé erwähnen, darunter auch Veranstaltungen, an die sich kaum jemand mehr erinnern dürfte.