Als sich Emil Frey und William Lyons 1926 in London kennen lernten, begann eine weltweit wohl einmalige Geschäftsbeziehung. Unbeschadet überstand sie einen schwarzen Freitag, einen Weltkrieg, sieben Le Mans Siege, zahllose Rallye- und andere Rennerfolge, eine Verstaatlichung, eine grosse Öl-Krise, eine Reprivatisierung und nochmals einen Besitzerwechsel.
Bescheidene Anfänge
Die Marke Jaguar hat William Lyons und Emil Frey schon verbunden, als es sie noch gar nicht gab. Was die beiden vom ersten Augenblick an teilten, war ihre Leidenschaft für Motorräder und auch Seitenwagen. Beide fuhren Rennen, und beide erfolgreich. Der eine in England, der andere in der Schweiz und in Deutschland. Ihre Erfolgsgeschichte gründet auf einer Art Wahlverwandtschaft.
Der Unternehmer Emil Frey bekam nichts in die Wiege gelegt, er selber schrieb in seiner Biografie:
„Als ich damals (1924) die übliche Mietvorauszahlung für ein ganzes Jahr geleistet hatte, blieb mir ausser der einfachen Einrichtung, dem Fachwissen und dem starken Leistungswillen nicht viel mehr als das Türschild, auf dem mein Name prangte: Emil Frey, Mechaniker.“
Emil Frey war 26, als er 1924 an der Schwingerstrasse in Zürich eine Motorrad-Reparatur- Werkstätte eröffnete und mit Motorrädern zu handeln begann. Er hatte zwar nicht viel Kapital, doch er hatte Ideen und Visionen und ein untrügliches Gespür dafür, was sich verkaufen lies. Und mit William Lyons traf er einen Gleichgesinnten.
Der Jaguar-Gründer
William Lyons war seinem späteren Partner Frey zwei Jahre voraus. Mit 21 gründete er 1922 in Blackpool die Swallow Side Car Company. Die stromlinienförmigen, blanken Alu Seitenwagen verliehen den ‚Swallows’ unwiderstehlichen Glanz. Es schien, als flogen sie ihrer Zeit wie Schwalben voraus. Lyons fokussierte sich auf „Coach-Building“. Und er hatte ein gutes Gefühl für hinreissende Formen.
Zwei Gleichgesinnte finden sich
Emil Frey suchte Lieferanten, um sein Geschäft als Importeur zu erweitern. 1926 reiste er erstmals in seinem Leben ins Ausland, an die Motorradaustellung in London. Am letzten Tag stiess er auf William Lyons mit seinen Swallows. „Switzerland, how marvellous“, sagte Lyons, der Engländer vom Scheitel bis zur Sohle. Emil Frey, der in seiner Kantigkeit liebenswerte, in seiner Bescheidenheit grosse Mann, wusste: Das ist es! Er hatte die Chance seines Lebens erkannt. Lyons auch. Vor Ablauf einer Stunde war der Vertrag perfekt. Lyons hatte den Sprung ins Ausland geschafft. Und Frey hatte die erste Import-Generalvertretung.
Der erste Jaguar
Die Zusammenarbeit der beiden ungleichen Männer entwickelte sich mit einer inneren Folgerichtigkeit. Emil Frey eröffnete 1928 eine Zweiggesellschaft in Stuttgart, und William Lyons baute ab 1931 elegante Automobile auf Fahrgestelle der Drittfirma Standard. Nun nannte er seine Fahrzeuge SS (Swallow und Standard) – und Emil Frey hatte bald das Vorzeigemodell SS 1 in seinen Verkaufsräumen stehen. Kaum jemand ging daran vorbei, ohne mit Neid an die zukünftigen Besitzer zu denken. Vom Erfolg beflügelt übernahm er eine Reihe weiterer englischer Vertretungen. Jeden verdienten Franken investierte er in die Zukunft.
Für Lyons in England geriet das Kürzel SS in den folgenden Jahren unter einem düsteren Stern. Der Jaguar SS 100 wurde das Urmodell des neuen Marken-Namens Jaguar, dessen elegante Sportlichkeit die Linien seit der Geburtsstunde 1935 bestimmte. Vom ersten Modell an strahlten die langen Spannungsbögen in der Silhouette dieser Marke eine aristokratische Überlegenheit aus, der man das „very british“ von weitem ansah. Aber gegen den Zeitgeist kam auch ein Jaguar nicht an.
Schwierige Jahre
Bei Ausbruch des zweiten Weltkriegs erklärte das britische Kriegsministerium die gesamte englische Automobilindustrie zu Rüstungsbetrieben. William Lyons SS Car Company fertigte (inzwischen in Foleshill) Flugzeugrümpfe und Tragflächen aus Aluminium: unter anderem für die Spitfires, mit denen britische Piloten so manche Luftkämpfe gegen die deutsche Luftwaffe gewannen.
In der Schweiz hatte auch Lyons Freund Emil Frey auf seine Weise zu kämpfen. Die Schweizer Automobilwirtschaft war 1939 von einem Tag auf den anderen zusammengebrochen, und Gefreiter Frey – später Leutnant Frey - war wegen seinem Aktivdienst immer wieder abwesend von seinem Geschäft. Er suchte Nischen im Markt, baute mobile Heizradiatoren, verkaufte Fahrräder und erreichte sein Ziel: keine Entlassungen. Am Ende des Krieges standen zwei Mitarbeiter mehr in seinem Dienst, als am Anfang.
Von nun an fuhren Emil Frey und William Lyons in bessere Zeiten. Die Emil Frey AG wurde zu einem der führenden Unternehmen für Auto-Import und Garagen in der Schweiz, und jenseits des Kanals machte William Lyons 1945 aus der SS Car Company einen weltweit führenden Automobilhersteller: die Jaguar Cars Ltd.
Jaguar wird zur Legende
William Lyons verstand es, innere Werte wie Tradition und Qualität, Dynamik und Klasse in ästhetischer Form sichtbar zu machen. Sein Design wirkt bis heute ebenso zeitlos wie innovativ. Modelle wie etwa der XK 120 von 1948 und der Mk 2 von 1959 haben Automobilgeschichte geschrieben.
Der aufregend sportliche E-Type von 1961, aber auch der repräsentative XJ von 1968 - man sah ihnen an: Wer einen Jaguar kauft, kauft bleibende Werte.
Die Rennerfolge in den Fünfzigerjahren bestätigten, dass die Motoren unter den grossen Hauben den härtesten Prüfungen standhielten. Die 24 Stunden von Le Mans waren damals das grosse Ereignis im Rennsport. Allein zwischen 1951 und 1957 ging Jaguar fünf Mal als Sieger hervor. Wenn das nicht “Value for Money” versprach – und Emil Freys Rennfahrerherz höher schlagen liess.
Für Emil Frey wurde die Leidenschaft für Jaguar zu einem Schlüssel seines Erfolgs. 1960 kamen Import und Vertrieb der von William Lyons erworbenen Daimler-Automobile dazu. Die Zahlen stimmten, und schöner noch: die Freundschaft mit William Lyons währte ein Leben lang.
Dies spiegelte sich in den darauffolgenden Jahren auch in den Weiterentwicklungen der Jaguar-Automobile wieder. So erhielt der Original-XJ 1979 ein weiteres Facelifting durch Pininfarina. Das Auto war so beliebt, dass selbst nach seiner Ablösung durch den XJ40 im Jahr 1986 eine V12-Version mit der Pininfarina-Karosserie noch bis 1992 zum Verkauf angeboten wurde.
Der XJ40 markierte für den XJ einen enormen Schritt nach vorn: Mit ihm kamen moderne Stilelemente und Produktionstechniken. Diese Entwicklung wurde 1995 beim XJ40-Nachfolger, dem X300, fortgeführt, der unter der Regie von Geoff Lawson wieder auf sein traditionelles, rundlicheres Design zurückgeführt wurde. Das sportliche Topmodell XJR wurde mit einem Kompressor ausgestattet, um gewaltige Leistungsreserven bereitzustellen. Zwei Jahre später wurde der klassische Jaguar-Reihensechszylinder durch den völlig neuen Aluminium-V8 mit 3.2 und 4.0 Liter Hubraum abgelöst.
Und bis heute gelten Jaguar-Modelle als stilistisch elegant und technisch fortschrittlich. Das änderte auch nicht mit der Übernahme der britischen Traditionsfirma durch indische Geldgeber. Und auch an der Zusammenarbeit zwischen der Emil Frey Gruppe, inzwischen schon lange von Walter Frey geführt, und Jaguar.
Und die Zusammenarbeit währt nun bereits 90 Jahre, Grund genug dies zu feiern.
Grosse Jubiläumsausstellung
Die Jaguar Land Rover Schweiz AG lädt ab dem 23. September 2016 bis zum 23. November 2016 zur “The 90 Years of Celebration” Jubiläums-Ausstellung ein und zeigt über sechs Dutzend Jaguar-Fahrzeuge aus dem reichhaltigen Schaffen der Firmen Jaguar und Daimler.
Platziert im Museum Emil Frey Classics AG, erweitert um ein grosses Zelt werden Meilensteine wie der S.S. 1, der S.S.90 Prototyp, der S.S. 100 Jaguar, die Limousinen und Sportwagen der Mk- und XK-Baureihen, aber natürlich auch der Jaguar E-Type gezeigt.
Für Rennsportfans gibt es im Zelt den Transporter der Ecurie Ecosse samt Jaguar XK 120 C (C-Type) und D-Type, aber noch viele weitere rare Rennwagen zu sehen und natürlich fehlt auch der Super-Sportwagen Jaguar XJ220 nicht.
Das Besondere an der Jaguar-Schau ist, dass vor allem auch im Bereich der Limousinen, die man deutlich seltener sieht als die XK- oder E-Modelle, fast die ganze Bandbreite der Entwicklungsgeschichte gezeigt werden kann.
Jedes Modell wird ausführlich erklärt und im Oktober wird zudem ein umfangreiches Buch zur Ausstellung erscheinen.
Geöffnet ist die Ausstellung jeweils am Dienstag bis Freitag von 10:00 bis 18:00, am Samstag von 10:00 bis 16:00. Der Eintritt kostet für Erwachsene CHF 10.00, für Kinder und Senioren CHF 5.00. Empfehlenswert sind die Führungen, des ab Gruppen ab 20 Personen für CHF 180.00 (auf Voranmeldung hin) angeboten werden.
Informationen finden sich auch auf der Website des Veranstalters .
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Auf Wiedersehen in Safenwil :-)
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