Was bewegt Oldtimerfahrer aus halb Europa, mit ihrem Klassiker eine lange Anreise an die Ufer des Genfersees unter die Räder zu nehmen? Jeweils im Oktober lädt Keith Wynn zu einem “Swiss British Classic Car Meeting” nach Morges ein und seinem Ruf folgen jeweils über 1500 Autos und ein paar Motorräder dazu. So auch am 4. Oktober 2014, als das gut eingeführte Meeting zudem noch mit besten Wetterbedingungen brillieren konnte.
Das Meeting in Morges kann auf eine lange Tradition zurückblicken, denn zum ersten Mal fand es vor 22 Jahren statt mit dem Ziel, ein paar Briten in die Westschweiz zu locken und gleichzeitig dem lokalen Publikum die Reichhaltigkeit der englischen Autoszene schmackhaft zu machen.
Grosser Aufmarsch
Schon früh füllten sich am 4. Oktober 2014 die Parkplätze am Quai schnell, die Zuschauer - rund 20’000 - schwärmten herbei und machten die Durchfahrt für heiss werdende Klassiker zur Sonderprüfung.
Als Besucher, der jedes Auto sehen möchte, hat man es auch nicht einfach, denn anders als zum Beispiel in Mollis sind die Wagen nicht an einem Ort aufgestellt, sondern verteilen sich auf verschiedene Rasenparkplätze, Quaipromenaden, Seitensträsschen und andere Nischen im schön gelegenen Morges.
Gerade dies macht aber auch einen Teil des Reizes des Anlasses aus. Gemütlich durch das Örtchen spatzierend kann man immer wieder rare und teilweise auch unbekannte Klassiker entdecken. Und weil Wynn ein Herz für die Zuschauer hat, lässt er die Teilnehmer ihre Fahrzeuge mit einem einfachen Formular beschriften, so dass auch unbedarfte Beobacher einen Wolseley von einem Standard und einen Alvis mit Graber-Karosserie von einem Bentley unterscheiden können.
Raritäten
Seltene britische Automobile gab es in Morges zuhauf. Sie versteckten sich meist unter den eher volkstümlichen MG A, B, Triumph Spitfire oder TR sowie Austin-Healeys, von denen natürlich Hunderte ihren Weg an den Genfersee fanden.
Am Quai war zum Beispiel ein Austin A90 Atlantic mit Jahrgang 1950 zu bewundern. Dieses seltene Cabriolet, dessen Ähnlichkeit mit Pinin-Farina-Entwürfen jener Zeit nicht ganz zufällig ist, war eine der ersten britischen Komplett-Neukonstruktionen nach dem zweiten Weltkrieg. Das gezeigte Exemplar wurde vor rund 20 Jahren komplett restauriert und präsentierte sich noch immer in sehr schönen Zustand.
Vielleicht noch seltener und vor allem für die Fans der Kunststoff-Sportwagenszene interessant war der Watford Cheetah mit Jahrgang 1960, ein typisches Kitcar, das sich mit seiner weissen Karosserie mit rotem Längsstreifen von seiner besten Seite zeigte.
In einer Seitengasse gab es einen Wolseley Hornet Special Saloon aus dem Jahr 1934 im Originalzustand zu entdecken.
Ein paar Schritte weiter konnte man einen frühen Lotus Seven von 1958 mit Coventry-Climax-Motor bewundern.
Und wer Sinn für das Spezielle hatte, dem fiel sicher der (aus Frankreich angereiste) überaus seltene Triumph 2000 Mk1 Estate von 1966 oder das Einzeltstück Jaguar XJS Shooting Brake mit Jahrgang 1983 auf.
110 Jahre Rolls-Royce
Im Schlosshof wurden 110 Jahre Rolls-Royce mit einer Aufstellung von Meilensteinen des britischen Herstellers gefeiert. Darunter war auch einer der Decauville aus Frankreich zu finden, der im Prinzip bei Frederick Henry Royce den Anstoss für die Entwicklung eines eigenen Automobils gab, weil er den Tüftler weder von der Zuverlässigkeit noch von der Technik überzeugte.
Zu sehen waren aber natürlich auch diverse Phantom-Modelle und andere rare Vor- und Nachkriegsfahrzeuge von Rolls-Royce. Und wer mit seinem Rolls oder Bentley im Schlosshof keinen Platz fand, der parkte seinen Edelklassiker halt auf einem der Grasparkplätze und packte seine Picknick-Ausrüstung gleich dort aus.
Dort war es auch ein wenig ruhiger, denn im Schlosshof herrschte nicht nur dann, wenn ein Flugzeugmotor laufen gelassen wurde, reger Besuchsverkehr.
International
Sowohl Teilnehmer wie auch Besucherschaft sind in Morges traditionell international. Man hörte natürlich viel Französisch, aber auch Deutsch und Englisch wurde viel gesprochen. Und niemand verübelte es einem Toyota 2000 GT, dass er sich in das Feld der britischen Klassikers geschmuggelt hatte. Er war nicht das einzige nicht-englische Auto, das kräftig bewundert wurde und als konzeptionell dem Jaguar E-Type nachempfundener Sportwagen würde man ihm einen Parkplatz in Quai-Nähe wohl genauso wenig vergönnen, wie Super-Seven-Nachfolgern aus Holland.
Die Altersgrenze war im Prinzip bei 20 Jahren gesetzt, doch wurden auch neuzeitlichere Exoten eingelassen.
Good feelings
Dank vieler Restaurants, Cafés, einiger Essenstände und generell grosszügigen Raumverhältnissen war der Besuch des Treffens in Morges ein genüssliches Vergnügen. Und man kann davon ausgehen, dass sich die meisten Teilnehmer und Besucher auch im nächsten Jahr, wenn das Swiss Classic British Car Meeting vermutlich am 3. Oktober 2015 stattfindet, gerne wieder einlassen lassen.
Warum man das Treffen unbedingt mal mit eigenen Augen betrachten sollte, zeigt vielleicht auch ein Blick in die angehängte umfangreiche Bildergalerie .
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Es macht Spaß zu lesen und ich freue mich mit dem
Eigenen Shadow2 mal zu so einem Treffen zu fahren.
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