Stella Alpina – dahinter verbirgt sich die magische Region der Dolomiten. Angesagt sind drei Tage durch schönste Landschaften, über kurvige Strecken, und so hoffte man – alles bei schönem Wetter. Dann kam alles anders!
Sympathisches italienisches Chaos
Freitag Mittag in Trento. Marktplatz, die technische Abnahme des Autos ist geschafft, die Aufstellung für den Start ist angesagt. In Italien ist immer alles ein bisschen anders, auch ein Chaos kommt viel charmanter als bei uns daher. Die Autos sind wild durcheinander parkiert, kein Mensch kann sich vorstellen, dass alle zur richtigen Zeit die Startrampe erreichen. Und doch: Das grande Casino löst sich schön der Reihe nach auf – die Einzigen, die zweifelten, waren wohl nur die ausländischen Teams. 60 Equipen waren am Start, hinzu kamen 13 Ferrari-Modelle, die in der Kategorie «Tributo al Cavallino» starteten und weitere zehn Autos in der Kategorie «Special Guests».
Eigentlich ist die Stella Alpina eine kleine, überschaubare Prüfung für historische Autos, nur gerade sieben ausländische Teams fanden den Weg in die Dolomiten: Vertreten waren Österreich, Deutschland, England und die Schweiz. 11 Marken konnten die Tifosi bewundern, der exotischste Typ war ein Grayson Sport 1100 aus dem Jahre 1950, die beiden ältesten Modelle kamen aus dem Hause Fiat, ein 514 MM (1930) und ein 508 Ballila Coppa d’Oro (1933). Zum Warmfahren waren 72 km angesagt, die aus Trento an den Fuss der Dolomiten nach Moena führte, gespickt mit nicht weniger als 30 Sonderprüfungen.
Am Abend in Moena angekommen, waren noch Überbleibsel einer mittleren Unwetter-Katastrophe sichtbar. Der Fluss, der Torrente Avisio, eigentlich ein reizendes Bächlein, das in seinem Bachbett dahinplätschern sollte, trat am Mittwoch nach einem veritablen Gewitter über die Ufer und füllte Keller, Einstellhallen und verwüstete Strassen. Ganz Moena strengte sich an, die Verwüstungen sofort wieder wegzuräumen.
Wochenendverkehr
Ein fahrerisches Feuerwerk gab’s am Samstag – mit einem zweifelhaften Intro. Nicht nur die Oldtimer hatten sich die Dolomiten ausgesucht, unzählige Motorradfahrer, Velofahrer, Biker, Inline-Skater, Wanderer und natürliche «normale» Autofahrer hatten sich diese Spielwiese ausgesucht. Im ersten Abschnitt führte dies zu riesigen Geduldsproben, zu rauchenden Köpfen und teilweise zu qualmenden Motoren. Doch davon später.
Das Schöne an dieser Etappe: Sieben Pässe wurden gequert, das volle Programm mit Pordoi, Campolongo, Grödner-Joch, Sella, Fedaia und Valles. Und für den Chronisten gabs dann am Sonntag noch zwei zusätzliche, aber davon auch später. Damit Fahrer und Beifahrer nicht nur die Umgebung geniessen konnten, war viel Arbeit angesagt. 44 Sonderprüfungen, dabei einige im Schnittfahren, verlangten die volle Aufmerksamkeit. Bei der Wahl der Hilfsmittel sind vor allem die Italiener wahre Weltmeister. Die Oldtimer sahen oftmals aus wie fahrende IT-Zentralen, vollgestopft mit Elektronik ohne Grenzen…
Einkehren bei Ferrari
Am Sonntag führte die letzte Etappe von Moena wieder zurück nach Trento, dort war in der «Cantina Ferrari» Schluss. Nein, nein, die Cantina Ferrari ist kein lokaler Händler für hochpreisige Sportwagen – es ist ganz profan ein Weinhändler, der zufälligerweise denselben Namen wie der Commendatore selig trägt.
Sieger mit Vorkriegsauto
Ja, eine Wertung gab es selbstverständlich auch. Der dreimalige Sieger der Oldtimer-Wertung, Giordano Mozzi, verzichtete für einmal auf altes Blech. Er tauschte seinen Triumph TR2 gegen seinen Ferrari 458 Spider ein, den er zu einem überlegenen Sieg in der Tributo-Cavallino-Wertung führte. Bei den Oldtimern hielten Barcella / Ghidotti (IT), Fiat 508C, vor Aghem / Conti (IT), BMW 328 Roadster das bessere Ende für sich. Bestklassiertes Team aus der Schweiz waren Ginesi / Rohr auf einem Triumph TR 3 auf Rang 12.
Eine detallierte Resultatliste gibt auf der Website der Veranstaltung .
Randnotizen zur Stella Alpina
Es ist so: Die Dolomiten üben eine magische Anziehungskraft aus. Dies war auch der Grund, dass sich der Chronist und seine Beifahrerin Claudia Steinegger die weite Reise überhaupt antaten. Pro Weg mussten je 7 ½-Stunden Fahrzeit eingerechnet werden. Entspannt wurde die Freitagsetappe von Trento nach Moena absolviert – dies mit der grossen Vorfreude auf die Samstagsetappe, die durch die Dolomiten mit ihren schönen Pässen führen (sollte).
Bei der letzten Sonderprüfung vor dem Mittagshalt – mitten in den Dolomiten (oder schlimmer: Im Nirgendwo in den Dolomiten) war dann Schluss. Beim Wegfahren mit dem Alfa Romeo 2000 Spider Touring wollte das Kuppeln nicht gelingen, schliesslich fiel das Kupplungspedal komplett durch – im Getriebe tat sich aber nichts mehr. Der Service des Veranstalters funktionierte wunderbar, kurz nach dem Anruf auf die Kummernummer lag der Mechaniker unter dem Auto. «Kupplungszylinder gebrochen», konstatierte er und lenkte das waidwunde Auto noch die letzten Kilometer bis zum Mittagshalt. Der Alfa Romeo wurde abgestellt, die Equipe stieg in den Besenwagen um, der sie immerhin am Samstag Abend noch nach Trento brachte, wo der Autotransporter abgestellt war.
Am Sonntag war dann nochmals eine Dolomiten-Etappe angesagt, anstatt mit dem Rallye-Tross nach Trento zurückzukehren mit dem Transporter über drei weitere Pässe: Moena-Alleghe, dann von dort via Autostrada nach Bolzano – Brennero – Innsbruck wieder nach Hause. Und seit Sonntag Abend steht der Alfa Romeo nun in der Werkstatt.
Die Dolomiten, Tummerplatz allerlei Spezies, und jede Gattung hält sich – plus falls der fahrbare Untersatz vorhanden – als das Wichtigste und sich selbst in der absoluten Hauptrolle, dem sich alles andere unterzuordnen hat. Dies führte zu grotesken und haarsträubenden Begegnungen: Fahrradfahrer, die in halsbrecherischem Tempo mit über 80km/h Autos überholten, dabei Motorradfahrer, die ihr Gefährt bewegten, als gäbe es kein Morgen, kreuzen mussten – der helle Wahnsinn. Es tauchten Bilder der Erinnerung auf, als vor einigen Jahren der Pilot eines Vorkriegsautos mitten in einer Prüfung anhielt, weil er das Unfall-Risiko nicht weiter provozieren wollte. Ein entgegenkommender Fahrradfahrer übersah das zierliche Auto, überschlug sich und brach der Oldtimer-Beifahrerin das Genick… Viele Motorradfahrer sehen sich in der Rolle eines verhinderten Valentino Rossi, die Autofahrer meinen, sie hätten die Fähigkeiten eines Walter Röhrl. Und dann gibt’s noch die Wanderer, die ohne zu schauen meinen, einfach auf die vielbefahrenen Strassen heraustreten zu müssen.
Das riesige Aufkommen von Personen und ihren Beförderungsmitteln führte am Samstag Morgen zu geradezu grotesken Stausituationen. Stop-and-go oder einfach profanes «im Stau stehen» zusammen mit absurden, gefährlichen und grenzwertigen Manövern: Als Fazit bleibt, dass man nicht zuerst siebeneinhalb Stunden in Dolomiten fahren muss, um schliesslich die Einfahrtszeit nur knapp zu erreichen, weil man durch’s Stehen über eine Stunde verloren hat. Einem Oldtimer-Liebhaber kommt es nicht in den Sinn, mit dem alten Auto freiwillig in ein Ballungszentrum zu fahren, um dann im Stau zu stecken. Das Fazit: Dolomiten ja, aber nur in der Vorsaison, sicher nicht in der Sommer-Ferienzeit und sicherlich nicht über ein Wochenende. Dies ist zwar schade für den Organisator, der eine leidlich gute Veranstaltung auf die Beine gestellt hat. Es ist aber besser für die eigene Gesundheit und für’s alte Auto.
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uns sehr gewundert wie man über etwas schreiben kann, das man nicht einmal
fertig gefahren ist. Es ist nur möglich dass das aus einem Frust zu Papier gebracht worden ist und bekanntlich ist Papier ja geduldig und nimmt alles an.
Auch wir sind dieses Rallye gefahren und hatten riesigen Spass an den tollen
Strecken. Die Organisation war in unseren Augen halt ein bisschen Itallienisch aber es wurde viel auf Sporliche Ambitionen und super kulinarische Momente gelegt. Uns hat diese Rallye sehr gut gefallen und steht bereit nächstes Jahr wieder in unserem Kalender.
Dave Kocherhans Start Nr. 53