Wer in diesem Jahr ein Fahrzeug im Rahmen eines Oldtimeranlasses bewegen will, hat es nicht einfach. Ein Anlass nach dem anderen wurde gestrichen und fiel damit dem Corona-Virus zum Opfer. Es gibt aber (zum Glück!) Ausnahmen. Eine davon bot die Reischl-Speed-Academy im Rahmen ihres Track Days. Schauplatz des perfekt organisierten Eintages-Anlasses war der Salzburgring.

Der Organisator, Winfried Reischl, feiert 2020 das 30-Jahre-Jubiläum der Reischl-Speed-Academy. Er bot 30 historischen Rennfahrzeugen und Oldtimern die Gelegenheit zur Track-Day-Teilname.
Salzburgring seit 1969
Österreich hat das Glück gleich zwei permanente Rennstrecken zu besitzen. Neben dem Red Bull Ring in der Steiermark (Zeltweg) gibt es auch noch den leicht kürzeren Salzburgring. Eröffnet wurde dieser Kurs am 21. September 1969 mit dem 1. Internationalen Preis von Salzburg. Ein knappes Jahr später, am 30. August 1970, fuhr hier der unvergessene Jochen Rindt sein letztes Formel-2 Rennen. Sechs Tage später verunglückte er tödlich beim Training zum grossen Formel-1-GP von Italien in Monza.
Der Salzburgring liegt eng eingebettet im sogenannten Nesslgraben etwa 12 km von Salzburg entfernt. Die Strecke ist 4255 Meter lang und hat sechs Rechts- und gleich viele Linkskurven. Bekannte Passagen sind die leicht überhöhte 180 Grad Nockstein-Kehre und die nicht enden wollende Fahrerlagerkurve. Der Kurs ist bei Zuschauern beliebt wegen seinen grossen Naturtribünen, welche einen guten Blick auf das Renngeschehen erlauben.
Während der letzten 16 Jahre war auf dem Salzburgring die bekannte Oldtimerveranstaltung "Sounds of Speed" beheimatet. Dieses Jahr wollte "Sounds of Speed" etwas Neues ausprobieren und an den Red Bull Ring in Spielberg zügeln. Aber eben - dann kam Corona und damit das Aus für Sounds of Speed 2020.
Klein, aber fein
Der RSA Track Day war um einiges kleiner als Sounds of Speed und kein reiner Oldtimerevent. Coronabedingt waren auch keine Zuschauer zugelassen. Der Organisator hatte drei Gruppen zu 30 Fahrzeugen zusammengestellt. Zwei Gruppen mit mehr oder weniger aktuellen Fahrzeugen und eine Gruppe welche ausschliesslich historischen Rennwagen und Oldtimern vorbehalten war.
Von diesen 30 Wagen waren etwa ein Dutzend Vorkriegsfahrzeuge. Die Baujahre der restlichen Wagen reichte weit in die 70er Jahre hinein. Mittlerweile sind Lärmbegrenzungen an Rennstrecken schon (fast) zur Norm geworden. Auch der Salzburgring macht da keine Ausnahme.

Bereits bei der Ausschreibung und nochmals bei der Fahrerbesprechung wurden die Teilnehmer auf das Limit von 98 db hingewiesen. Der Lärm, oder Sound, je nach Auffassung wurde an verschiedenen Stellen auf der Strecke gemessen und Sünder herausgewunken.
Grosser Altersunterschied
Zu Beginn herrschte bei einigen Teilnehmern Verunsicherung ob die Alters- und PS-Differenz in dieser Oldtimer Gruppe nicht zu gross sei. Vor allem die Bremsleistung ist bei Vorkriegswagen und Youngtimern sehr unterschiedlich. Vorkriegswagen mit teilweise noch Seilzug betätigten Trommelbremsen müssen bekanntlich bedeutend früher “in die Eisen steigen” als vergleichsweise moderne Konstruktionen mit vier Scheibenbremsen.
In der vorgängigen Fahrerbesprechung wurden die Fahrer vom Organisator nochmals bewusst auf diesen Unterschied hingewiesen. Die Fahrer zeigten dann auf der Strecke auch eindrücklich, dass sie beim Briefing genau zugehört hatten. Mit vorausschauernder Fahrweise und Rücksichtnahme wurde diesem Verzögerungsunterschied Rechnung getragen.
Einige der Fahrer von "neueren" Oldtimern dürften sich andererseits gewundert haben wie schnell die Vorkriegsrennwagen um den Kurs flogen - und teilweise auch an ihnen vorbeizogen.
Interessantes Oldtimerfeld
Unter den Vorkriegswagen gab es bekannte Marken wie Bugatti, ERA oder Maserati, aber auch unbekanntere Namen wie Jowett oder Veritas.
Die Nachkriegsfahrzeuge stammten mehrheitlich aus den Sechziger- und Siebzigerjahren: Porsche 911, Alfa Romeo GT Veloce, Chevrolet Stingray, BMW 2002, Mazda RX2 oder De Tomaso Longchamp um nur einige zu nennen.
Sonne am Morgen, Regen am Nachmittag
Die Beschränkung auf drei Gruppen hatte den grossen Vorteil, dass die Fahrer ausgiebig zum Fahren kamen. Vor der Mittagspause wurden pro Gruppe drei Läufe an 20 Minuten absolviert. Dies bei gutem Wetter und sehr hohen Temperaturen. Nach der Mittagspause ging es weiter, allerdings kündigten dunkle Wolken am Himmel einen Wetterumschwung an.
Um 14.00 Uhr, genau zum Zeitpunkt als die Oldtimer zum 30 Minuten-Lauf antraten, setzte leichter Regen ein. Zu Beginn verdampfte der Niederschlag auf dem heissen Asphalt so dass die Fahrer diesen Lauf einigermassen problemlos absolvieren konnten. Danach wurde der Regen kräftiger was viele Piloten veranlasste das Fahrzeug früher als gedacht wieder auf den Hänger zu verladen.
Andere liessen sich aber vom feuchten Wetter nicht beeindrucken und packten die Schlagschrauber aus, um die Rennwagen auf Regenreifen umzurüsten. Sie fanden nun ausgiebig Gelegenheit, sich auf einer fast leeren Rennstrecke an den Grenzbereich heran zu tasten.

Der RSA Track Day 2020 gab Oldtimerfahrern, aber auch Piloten von modernen Wagen endlich wieder einmal Gelegenheit reichlich Rennluft zu schnuppern.
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