Wenn die Deutsch-Schweizer vom “Röstigraben” sprechen, dann meinen sie den sprachlichen und kulturellen Graben, der sich zum französichen Teil der Schweiz auftut. Geografisch markiert der Fluss “Sarine” diese “Grenze” und dieses Gewässer fliesst unter anderem durch Fribourg. So ist es vielleicht kein Zufall, dass sich sozusagen auf dem Röstigraben Deutsch- und Welschschweizer Oldtimer-Liebhaber in freundschaftlicher Weise begegnen und jedes Jahr den Oldtimer- und Teilemarkt in Fribourg zu einem der grössten Treffen der Branche machen.
Rund 21’500 Besucher, ein Plus von etwa 7,5% gegenüber dem Vorjahr, machten sich am 22./23. März 2014 auf den Weg ins Üechtland, um auf 400 Ausstellungsständen 225 Fahrzeuge, Teile und Zubehör zu betrachten und allenfalls zu kaufen, aber vor allem auch, um gute Freunde zu treffen und Benzingespräche zu führen.
Lange Tradition
Bereits zum 39. Mal wurde der “OTM” durchgeführt, Organisator Theo Rais, der den Oldtimer- und Teilemarkt im Jahr 1976 ins Leben gerufen hat, erinnerte sich:
“Ich sass damals auf einem Stapel von Teilen und suchte nach einem Weg, sie zu verkaufen. Kleininserate erwiesen sich als wenig zielführend und so organisierten wir den ersten Teilemarkt. Wir mieteten die Markthalle in Burgdorf. Unsere eigenen Fahrzeuge konnten wir im hinteren Teil der Halle parkieren, weil unsere Stände kaum für eine Hälfte der Fläche ausreichten. Die Idee stiess auf Anklang, viele fragten nach, ob sie nächstes Mal mitmachen könnten und wir nahmen natürlich alle Namen auf. Und so wuchsen wir und schon bald war die Halle in Burgdorf zu klein, wir zogen nach Bern weiter und später nach Fribourg, wo wir ideale Bedingungen vorfanden.”
Seit 2012 liegt die Verantwortung für die Organisation des OTM beim Forum Fribourg, Theo Rais steht aber immer noch mit Rat und Tat zur Seite. Und mit Seitenblick auf neue “Konkurrenten” meinte er: “Wir haben viele gesehen, die angetreten sind, um Oldtimer-Messen in der Schweiz zu organisieren - mit mehr oder weniger Erfolg. Jeder muss seine Erfahrungen selber machen ...”.
Die Lage von Fribourg jedenfalls erwies sich als Glücksfall, denn wie kaum eine andere Messedestination sind die Wege für die meisten Besucher gleich lang und erträglich und nur auf dem Röstigraben selber konnten sich die Bewohner beider Landesteile so optimal treffen.
Sehenswerte Club-Show
Im oberen Stock war bei der 39. Austragung wie üblich die Club-Show eingerichtet, die wie jedes Jahr mit schön eingerichteten Ständen und raren Automobilen überzeugte. Gleich beim Eingang konnte man auf dem Stand des Swiss Car Registers einen Blick auf den Dufaux von 1905, der normalerweise im Verkehrshaus Luzern steht, werfen. In einem Autorennen bei Salon de Provence in Südfrankreich stellte der Genfer Frédéric Dufaux mit einem ähnlichen Wagen damals einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord auf (156,521 km/h).
Mit ihren Reihen-Achtzylindermotoren gewannen die Genfer Brüder Charles und Frédéric Dufaux zahlreiche Rennen.
Ein paar Meter weiter erblickte man einen Reliant Scimitar von 1967, einen Yaxa von 1912, einen Amilcar CGSS von 1927, einen Maximag von 1927 sowie ein Thury-Nussberger Dampf-Dreirad, das mit Baujahr 1877 wohl das älteste Fahrzeug am OTM war. Die Besucher konnten kaum glauben, dass dieses wackelige Gefährt vor fast 140 Jahren schon eine Geschwindigkeit von 50 km/h erreichen konnte.
Fast auf jedem Clubstand gab es Raritäten zu entdecken, seien es die frühen Honda S 600 Sportwagen, deren Hinterräder noch über Ketten angetrieben wurden oder der Sauter DKW, der auf dem französischschweizerischen Auto-Union-Club stand.
Selbstverständlich wurden auch die 2014 anfallenden Jubiläen zelebriert, etwa der 60. Geburtstag der Alfa Romeo Giulietta oder der 50. Geburtstag des DKW F12.
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Porsche-Sonderschau mit attraktiven Rosinen
OTM-Pressechef Laurent Missbauer hatte keine Mühen gescheut, eine eindrückliche Aufreihung an Porsche-Sport- und Rennfahrzeugen zu organisieren. Gezeigt wurde etwa ein Porsche 962C von 1990, der einst in Decorplast-Bemalung unter Schweizer Flagge rannte und sogar in Le Mans zum Einsatz kam.
Mindestens so selten war der gezeigte Porsche 911 SC/RS, der eigentlich gar nicht existieren sollte. Im Jahr waren nämlich die für die Homologierung in der Gruppe B nötigen 20 Exemplare hergestellt worden. Das Einsatzziel war der Rallye-Sport und dafür war die rund 960 kg schwere und 255 PS starke 911-Variante, die den Geist der 911 Carrera RS 2.7 und 3.0 atmete, auch konzipiert. Weil man noch Teile übrig hatte, entstand ein 21. Wagen und dieser wurde nur gerade in zwei Asphalt-Rallyes eingesetzt und überstand damit die aktive Rennzeit mit nur geringfügigen Blessuren.
Neben weiteren 911-er-Varianten gab es schliesslich auch noch den ex-Karajan Porsche 959 zu sehen, der Mitte der Achtzigerjahre das Machbare im Automobilbau verkörperte.
Teile, Teile, Teile
Im Zentrum des 39. OTM in Fribourg standen natürlich Teile, Bücher, Prospekte, Werkstattliteratur, Zubehör und und und. Wer einen Drehzahlmesser für einen fünfzigjährigen Fiat suchte, konnte genauso fündig werden, wie jemand, der ein originales Lenkrad für seinen Simca kaufen wollte. Zylinderköpfe, Hinterachsen oder Lenkgetriebe wurden genauso angeboten wie Markenzeichen, Schalthebelknöpfe oder Reifen.
Für Teilesucher war natürlich ein frühes Erscheinen wichtig, was sicher den grossen Ansturm schon am Samstag Morgen erklärte.
Regen vor den Toren
Dass der eine oder andere bereits nass im Forum Fribourg eintraf hatte mehrere Gründe.
Das Wetter war zwar hallenfreundlich, aber für die Aussteller auf den Freiflächen sicher ein Nachteil. Zudem mussten Besucher ihre Fahrzeuge weit weg von der Messehalle parkieren und mit Omnibussen weiterfahren, auch bei den damit zusammenhängenden Wartezeiten konnte man nass werden. Schliesslich konnten auch die Billette-Verkäufer dem Ansturm nicht immer sofort Meister werden und so wuchsen die Schlangen auch beim Eingang.
Doch vergassen die meisten Besucher, waren sie schliesslich im Trockenen, ihren Ärger wieder, bestaunten Jo Sifferts Lotus 22 auf dem Stand der Automobil Revue und strömten in die Ausstellung. Etwas Entdeckergeist und Stöberlaune war allerdings nötig, um die Rosinen herauszupicken, denn nicht immer folgte die Anordnung der Stände und Ausstellungsobjekte einer sofort verständlichen Logik.
Raritäten für Bares
Das Spezielle an einer Oldtimer-Messe sind sicher immer wieder die zum Verkauf stehenden Fahrzeuge, an denen die Besucher vorbeiziehen. Zwar kann Fribourg mit anderen Messen wie Stuttgart oder Essen bezüglich der Anzahl Fahrzeuge nicht konkurrieren, der Anteil der interessanten Besonderheiten dürfte allerdings mindestens so hoch gewesen sein wie an anderen Messen. So gab es etwa ein Hupmobile von 1933 mit Schweizer Langenthal-Karosserie zu kaufen, für das den fast schon volkstümlichen Preis von 45’000 Franken. Viel günstiger konnte man wohl nicht zu einem möglichen Eintrittsticket an die grossen Concours d’Elégance dieser Welt kommen.
Nicht ganz Pebble-Beach-fähig, aber trotzdem interessant waren Fahrzeuge wie ein Moretti 850 Sportiva, eine Art verkleinerter Fiat Dino Spider mit Coupé-Karosserie, oder ein TVR 2500 M von 1974, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Und wem nach viel Patina zumute war, der konnte sich ebenfalls kaum sattsehen, denn der Jaguar E-Type S1 bei George Dönni, der Daimler PMG Rapport Forte V12 von 1978 oder etwa der ganz spezielle Studebaker Commander mit Ghia-Aigle-Front auf dem Riwax-Stand boten jede Menge davon.
Langweilig wurde es also niemandem in Fribourg und auch die verschiedenen Event-Veranstalter taten ihr Bestes, um das Interesse der Besucher auf sich zu lenken.
Auch wenn die Konkurrenz unter den Oldtimer-Messe-Veranstaltern jedes Jahr grösser wird, scheint dies dem Besucheransturm nicht zu schaden und man davon ausgehen, dass der OTM Fribourg auch im Jahr 2015 wieder zum grossen Szenetreffpunkt wird, wenn er seinen 40. Geburtstag feiert.



























































































































































































































































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