Italiauto ist weder Pebble Beach noch Villa d’Este, es ist ein Treffen italophiler Zeitgenossen mit italienischen Automobilen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der mitgebrachte Wagen millionenfach gebaut wurde, wie der Alfa Romeo Alfasud und der Fiat 127, oder ob es sich um ein Einzelstück oder eine Kleinserie handelt.
So traf man in Wangen an der Aare denn auch Alltagsklassiker wie den Fiat 132, die Alfa Romeo Alfetta, den Alfa Bertone und die diversen Derivate des Fiat 124 an und freute sich an ihren Kurven und Farben.
Zwischen den bekannteren Fahrzeugen zeigten sich aber auch immer wieder historische Farbtupfer und Spezialitäten, die bei schönstem, wenn auch etwas kühlem Wetter, ins historische Städtchen an der Aare gewagt hatten.
Strandwagen Felber Beach Car
Vom guten Wetter motivieren liess sich etwa der Besitzer des einzigen Felber Ferrari Beach Cars. Dabei handelt es sich um einen umgebauten Ferrari 365 GTC/4, der durch den Schweizer Willy Felber am Genfer Automobilsalon 1976, als Strandwagen verkleidet, präsentiert wurde.
Ohne Dach und Wetterschutz ist dieses Auto wohl wirklich nur für schöne Tage gedacht. Das fand damals vielleicht auch Willy Felber, denn 1977 zeigte der dasselbe Fahrgestell, aber diesmal mit einer Sportkombi-Karosserie, die wiederum Giovanni Michelotti aufgesetzt hatte. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde der Wagen dann wiederum zum Strandfahrzeug konvertiert und wechselte seine Farbe von Weiss auf einen Braun-/Gold-Ton, so wie er sich auch heute noch zeigt. Die Kombikarosserie soll zerstört worden sein.
Der Felber zog die Augen magnetisch an, einen Preis mochte die Jury dem seltsamen Einzelstück aber trotzdem nicht geben.
Alfa Romeo 2000 S Coupé von Vignale/Michelotti
Leer ging auch ein weiteres Einzelstück aus, das fast unauffällig zwischen anderen Alfa Romeo und Fiat stand, das Alfa Romeo 2000 S Vignale Coupé von 1958. Als Designer hatte der fleissige Italiener Giovanni Michelotti den Zeichenstift geführt, gebaut worden war der Wagen bei Vignale, die Karosserie aus Stahlblech, die Hauben aus Aluminium.
Erstmals präsentiert wurde das elegante Coupé in Turin im Jahr 1958, nochmals gezeigt wurde es in Genf im März des darauffolgenden Jahres. Seither befindet sich der Wagen mit einem Unterbruch von wenigen Jahren im Besitzer derselben Familie.
Maserati-Jubiläum im Dunkeln
Im Dunkeln des Salzhauses wurden eine Auswahl von Maserati-Sport- und Rennwagen gezeigt, darunter der atemberaubend schöne 450 S von 1956, der vermutlich am originalsten erhaltenen Fantuzzi-Barchetta der Fünfzigerjahre.
Gleich daneben stand Messerlis Maserati 4CM, der schon 1932 150 PS aus 1,5 Liter Hubraum presste.
Eingerahmt wurden die beiden Rennwagen durch verschiedene Strassenfahrzeuge, die zusammen mit den draussen parkierten Maserati einen guten Überblick über die reichhaltige Geschichte des Modeneser Herstellers gaben. So gab es zum Beispiel den Mistral als Coupé und als Cabriolet zu bewundern, einer der inzwischen teuren Ghibli Spyder wurde gezeigt und gleich zwei Version des 3500 GT. Auch ein Sebring war zu sehen und einer der Pietro-Frua-Quattroportes.
Als Preisträger gingen dann der Ghibli Spyder, ein später Indy, der Quattroporte I und die A6GCS Barchetta von 1954 hervor. Speziall an diesem Rennwagen ist die Tatsache, dass ihn Jo Siffert damals der Familie des heutigen Besitzers verkaufte, um sich Geld für einen Rennmotor für seine motorsportlichen Projekte zu verschaffen. Dies war 1962, seither ist der Wagen in Familienbesitz.
Die Rarität am Rande
Etwas ausserhalb der Ausstellungsfläche fand sich, von vielen vielleicht unbeachtet, eine Rarität, die es nur einmal gibt, nämlich der Ford Monte Carlo von 1971, den Pietro Frua auf der Basis eines Ford Escort 1300 von 1971 baute.
Optisch sieht der Wagen äusserlich bis auf die Kühlermaske dem Glas 1300/1700 GT zum Verwechseln ähnlich, was angesichts der Verwendung derselben Holzform, die sich übrigens heute in Japan befindet, auch nicht erstaunlich ist. Die Interieurgestaltung zeigt dann Ford-typische Züge. Der Wagen war 1971 auf dem 58. Autosalon in Paris zu sehen und gelangte anfangs der Siebzigerjahre in Schweizer Besitz, wo er nach einigen Handwechseln immer noch ist. Gerne hätten wir dieses Einzelstück auch im Concours gesehen.
Concours und Ausfahrt
Wie bereits in den vergangenen Jahren nahmen die meisten Concours-Teilnehmer auch an der kurzen Ausfahrt über rund 15 km teil. Die wärmende Sonne und die blühenden Bäume und Wiesenblumen machten die Fahrt durch kleine Strässchen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Die kurzen Steigungen liessen die älteren und leistungsschwächeren Fahrzeuge nicht verhungern und mit Ausnahme des Staus am Ende der Rundfahrt sorgte die Brise für nicht überhitzende Motoren.
Knapp nach drei Uhr wurden die die Concours-Sieger, ausgewählt von einer Jury um Roger Gloor, gekürt. Über ein Dutzend Pokale und Sonderpreise wurden übergeben und mancher Fahrer wusste noch eine passende Anekdote zu erzählen, wie etwa der Besitzer des prämierten Fiat Topolino Belvedere von 1954, der vor einigen Jahren mit diesem Auto an der “2000 km durch Deutschland” Fahrt teilgenommen hatte und inklusive An- und Rückreise immerhin 5000 km im 17 PS starken Mäuschen zurückgelegt hatte. Zuhause seien sie dann in einen 24-stündigen Dauerschlaf gefallen, erzählte der glückliche Preisträger.
Die Sieger
- Vettura pre-1941:
Nr. 6 – Lancia Aprilia Cabrio Pinin Farina, 1939; Paul Merz, Andelfingen - Fiat 500 Topolino + Nuova 500:
Nr. 20 – Fiat 500 Belvedere, 1954; Dieter Siegrist, Busswil - Berlina 1955–1970:
Nr. 29 – Maserati Quattroporte, 1968; Heinrich Pfenninger, Zürich - Berlina 1971–1984:
Nr. 22 – Alfa Romeo Alfasud, 1973; Antonio Chiarella, Oberwil BL - Coupé di serie 1961–1974:
Nr. 77 – Alfa Romeo Giulia Sprint Speciale, 1964; Rino Weber, Münsingen - Coupé di serie 1975–1982:
Nr. 54 – Alfa Romeo Alfetta GTV, 1978; Gabriella Florit Bisang, Lausen - Coupé lusso 1958–1970:
Nr. 40 – Maserati 3500 GT, 1960; Rolf Renz, Erlenbach - Coupé lusso 1971–1980:
Nr. 51 – Maserati Indy 4900, 1974; Peter Straub, Zürich - Berlinetta/Spyder 2 posti lusso 1960–1980:
Nr. 25 – Maserati Ghibli Spyder, 1969; Patrick Jordi, Muri BE - Convertibile/Cabrio 1960–1975:
Nr. 11 – Alfa Romeo 1750 Spider, 1968; René Pfister, Muttenz - Convertibile/Cabrio 1976–1984:
Nr. 17 – Pininfarina Spidereuropa, 1984; Philippe Schnegg, Zürich - Vettura da competizione:
Nr. 48 – Maserati A6 GCS, 1954; Jürg Weber, Muri BE
Dieser Wagen wurde auch zum "Best of Show" gewählt - Coppa Speciale für ältestes Teilnehmerfahrzeug:
Nr. 14 – Ceirano S 150 Torpedo, 1925; Peter Jost, Belpberg - Spezialpreis für epochale Konstruktion:
Nr. 53 – Fiat 600 D Multipla, 1961; Claudia Müller, Utzenstorf