Für das Lebenswerk dreier Generationen war die Präsentation sehr bescheiden. Nur ein einzelner Onyx-Monteverdi-Formelwagen stand vor der Leinwand, auf der das Verkehrshaus der Schweiz am 29. Oktober 2022 den Dokumentarfilm "Trophäen der Zeit – Die Fotografendynastie Reinhard" zeigte. Mehr brauchte es allerdings auch nicht, wurde hier doch keine Sonderausstellung über die Fotografenfamilie aus Sachseln eröffnet, sondern nur im kleinen Kreis noch einmal der Film von Angelo Lüdin vorgeführt, der intensivere und vielfältigere Einblicke in das Lebenswerk der drei Reinhards gab, als es eine kleine, unbewegte Ausstellung je könnte.
Denn jede der drei Generationen hatte einen anderen Schwerpunkt in ihrem Schaffen. Josef Reinhard Senior, der Begründer der Dynastie, war Landschaftsfotograf, bevorzugte weite Motive und Stillleben und verschwendete nie eine zweite Glasplatte für ein Motiv. Sein Sohn Josef war als Dokumentarfotograf näher am Geschehen – häufig vor den zuständigen Behörden – und bevorzugt dort, wo Unfälle aller Art passierten, was ihm denn auch seinen bekannten Spitznamen "Katastrophen-Sepp" einbrachte.
Daniel Reinhard schliesslich bezeichnet sich selbst als "Kioskfotograf", der alles fotografiert und an allem gleich viel Spass hat, auch wenn er heute hauptsächlich mit Rennsport in Verbindung gebracht wird – und wir insgeheim vermuten, dass er hieran vielleicht doch noch ein kleinwenig mehr Freude hat als an allen anderen Motiven. Immerhin war er 37 Jahre lang bei jedem Formel-1-Rennen rund um den Globus und hat alle Triumphe und Tragödien dieser Zeit fotografisch festgehalten.
Einblicke in Fotografenleben
Der jüngste der drei Reinhards war denn auch an diesem Samstagabend anwesend und erzählte im Gespräch mit Michael Stäuble, dem ehemaligen Formel-1-Kommentator für SRF, über die Anfänge seiner und seines Vaters Tätigkeit, den Fotografenberuf im Wandel der Zeit und die Entstehung einiger seiner Lieblingsbilder. Auf sein bestes, sagt er, habe er fast zwei Jahre warten müssen, bis Licht und Schatten, Abstand der Rennwagen und natürlich der Funkenflug in einem perfekten Verhältnis zueinander standen. Bei anderen habe er einfach Glück gehabt.
Manchmal gab es auch einfach nur eine lustige Geschichte aus dem Berufsalltag zu hören: etwa die vom Arztbesuch, nachdem ihm Michael Schumacher im Ferrari über den Fuss gefahren war. Die von der Telefonrechnung, die viermal so hoch war wie die Hotelrechnung, da die ganze Nacht die Faxmaschine lief. Die vom vermeintlichen Papst und von Robert Kubica im Berufsverkehr. Oder die vom aufwendigen Prozedere der Fotomontage mit dem Kampfjet über dem Porsche Carrera GT auf der Startbahn.
Daniel Reinhards bevorzugtes Millieu der letzten 43 Jahre brachte es mit sich, dass auch eine grosse Zahl Schweizer Rennsport-Prominenz den Weg nach Luzern gefunden hat: Walter Brun, Edi Wyss, Mario Illien, Max Welti, Bernhard Bauer und viele mehr hatten sich für dieses einmalige Ereignis im Filmtheater des Verkehrshauses eingefunden.
Wer es nicht nach Luzern geschafft hat, dem sei Daniel Reinhards jüngstes Buch "Inside Formel 1" ans Herz gelegt, das die besten Motive aus 72 Jahren reinhard'scher Motorsport-Fotografie enthält und in dem selbstverständlich auch alle in Luzern besprochenen Fotos abgebildet sind. Mit historischen Aufnahmen ist es schliesslich wie mit alten Autos: die wirklich guten schaut man sich auch Jahrzehnte später noch gerne an.




















































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