Die Techno Classica ist eine Erfolgsstory! Bereits zum 23. Mal öffneten am 30. März 2011 die Tore, um im Jahre 2011 178'300 Oldtimer- und Youngtimer-Interessierte aus 30 Nationen hereinzulassen. 1’200 Aussteller buhlten in 20 Hallen um die begeisterungsfähigen Schrauber, Besitzer und Fans von Fahrzeugen mit Charisma und Geschichte.
Die Techno Classica hat sich zur wichtigsten internationalen Leistungsschau für Anbieter und Käufer von Produkten und Dienstleistungen rund um alte Autos und Motorräder entwickelt. Alleine 2’500 Sammler-Fahrzeuge wurden 2011 angeboten, da war alles dabei vom Vorkriegs-Alvis bis zum fast neuen Spyker C8. Interessanterweise wurden auffallend viele Fahrzeuge der hochpreisigen Kategorie ab 100'000 Euro ins Ausland verkauft.
Bedeutender Wirtschaftszweig
Die Herren Brüning (FIVA-Präsident), Franssen und Hübner zeigten gleich zu Beginn der Pressekonferenz ein eindrückliches Bild der Bedeutung der Oldtimer- und Youngtimer-”Industrie”. Mit 335’000 Autos und 265’000 Motorrädern, die den Oldtimer-Status und mit insgesamt 1.544 Millionen Fahrzeugen im Alter von 20 Jahren oder älter hat sich ein blühender Wirtschaftszweig entwickelt, der in Deutschland rund 30’00 Personen beschäftigt (in Europa 55’000). Rund 5.5 Milliarden Euro werden in Deutschland jährlich umgesetzt (16 Milliarden Euro in Europa). Eindrücklich ist zudem das kontinuierliche Wachstum des Fahrzeugbestandes und der Dienstleistungsindustrie darum herum.
Internationale Leistungsschau der Superlative
Die Techno Classica übt auf die grossen Hersteller eine starke Anziehungskraft aus, entsprechend grossangelegt kamen denn auch die Werkspräsentationen daher, zeigten die eigene Fahrzeuggeschichte und die aktuellen Angebote, die sich von Teilelieferung (jeder grosse traditionsbewusste Hersteller bietet rund 30’000 bis 40’000 Teile nur für die historischen Fahrzeuge der Marke an), über Restaurationsdienstleistungen, bis zu Museen und Archiv-Leistungen erstecken.
110 Jahre Motorsport bei Skoda
Skoda blickte auf 110 Jahre Motorsport zurück und zielte damit ein wenig gegen die 125 Jahre Automobil, die Mercedes so medienwirksam vermarktet. Tatsächlich nahmen Skoda und insbesondere die Vorgängerfirma Laurin&Klement schon 1901 mit Motorrädern und ab ca. 1920 auch mit Rennwagen an Rennveranstaltungen teil. Entsprechend wurden drei Motorräder aus der Frühzeit und die Rennwagen Laurin&Klement 300 (1920), Skoda Sport (1952), Skoda 1100 OHC (1956), Skoda 130 RS (ab 1975) sowie andere Fahrzeuge gezeigt.
Schicke Pärchen bei Audi
Auch Audi brachte Serienentwicklung und Renngeschäft zusammen und zeigte interessante Paarungen aus der eigenen Geschichte. Da waren die unvergesslichen NSU TT im Renn- und Strassentrimm, der Audi 80 Quattro 2.5 DTM (92/93), der nur einmal mit einem 388 PS starken Sechszylindermotor gebaut wurde und wegen des Kollapses der Rennserie nie offiziell gefahren wurde, und ein 80 TDI, der Audi GT Tourenwagen Gruppe 2 von 1981 neben dem Seriencoupé GT 5E, um nur einige zu nennen.
Grossaufgebot beim Volkswagen-Konzern
Der Volkswagen-Konzern richtete mit grosser Kelle an und brachte die verschiedenen Unternehmenseinheiten und einige deren Aushängeschilder nach Essen. Speziell ware sicher der gezeigte Puma GTS von 1979, der, weil erst kürzlich zum Bestand dazugekommen, gemäss Eberhard Kittler noch auf dem Transporter fertig zusammengeschraubt wurde. Unter dem Stichwort Cabrios wurden daneben auch der Cheetah-Konzeptwagen gezeigt und ein Golf-1-Cabrio ohne Überrollbügel, sowie das Karmann-Ghia-Cabrio mit Stoffdach, das nie in Serie ging. Interessant auch die Giugiaro-Schaffensbeispiele! Und gut hat uns gefallen, dass man sich auch an die Formel-V zurückerinnerte.
Volvo feiert 50 Jahre P 1800
Die offizielle Präsenz von Volvo nutzte den 50. Geburtstag des Sportcoupés P 1800 als zentrales Thema, nicht ohne gleich auch noch ein Cabriolet aus dem Jahre 1966 zu zeigen, das nur inoffiziell in den USA in einer Auflage von rund 30 Stück gebaut wurde. Gezeigt wurden auch der Prototyp P958-X1, der von Frua in Italien von Hand zusammengebaut wurde und einige Unterschiede zur Serie aufwies, u.a. sichtbar bei der hinteren Nummernschildvertiefung, am hinteren Schutzbleck mit den Auspufflöchern, am Kraftstoff-Einfüllstutzen und am Lufteinlass an der Windschutzscheibe. Ausgerüstet war dieser Prototyp mit einem 85 PS starken 1,6-Liter-4-Zylindermotor. Natürlich stand auch ein originaler P 1800 aus dem Jahre 1961 (in rot) auf dem Stand, eine Rallye-Version aus dem Jahre 1963 mit dem B18B-Motor, der ohne Einbusse bei der Zuverlässigkeit auf bis zu 150 PS bei 7’500 U/min getunt werden konnte. Der Schneewittchensarg, also die verglaste Kombiversion P 1800 ES aus dem Jahre 1971 durfte natürlich auch nicht fehlen.
BMWs neue Klasse im Mittelpunkt
Bei BMW wurden 75 Jahre BMW 328 gefeiert, aber auch der “Neue Klasse” (BMW 1500, 1800 TI, 2000) gebührend Platz eingeräumt. Bei der BMW-Marke Mini gedachte man der Erfolge bei der Monte Carlo Rallye von 1964 und der 50 Jahre Mini Cooper. Und bei Rolls Royce zeigte man einen von Mullimer Park Ward karossierten Silver Cloud III aus den 60-er-Jahren.
Alfa Romeo mit wunderschönen und schnellen Autos
Als eines der absoluten Highlights der Techno Classica 2011 konnte sicher der Stand von Alfa Romeo, aber insbesondere der Alfa Romeo 33 Stradale Prototype von 1967 gesehen werden. Viele sind davon überzeugt, dass es sich hier um eines der zehn bestaussehenden Autos der Automobilgeschichte handelt. Fast ein wenig in den Hintergrund verdrängt wurden da die nicht weniger attraktiven Rennwagen RL Targa Florio (1923), Gran Premio Tipo B “P3” (1932), Gran Premio Tipo 159 “Alfetta" (1951) oder 33 TT 12 (1975). Als etwas sehr esoterisches kann auch der Alfa Romeo 164 Pro-Car von 1988 gelten, der mit Formel-1-Technik eine Silhouette-Formel hätte mitbegründen sollen, aber nie richtig zum Einsatz kam.
Gleich nebenan von Alfa Romeo zeigte Fiat den Mephistopheles Rekordwagen und Ferrari Eberlein einen der 39 gebauten Ferrari 250 GTO, neben anderen wunderschönen Fahrzeugen mit dem Cavallo Rapante.
Mercedes Benz im Zeichen von 125 Jahren Innovation
Meilensteine zeigte Mercedes Benz, u.a. den Patent-Motorwagen von 1886, der 2011 nirgends fehlen darf, der Mercedes Simplex von 1902, der SSK von 1928, ein 500 K Spezial-Roadster von 1934, der 300 SL von 1956, ein 180 “Ponton” von 1955 oder etwa den Quartett-Killer Mercedes-Benz 450 SEL 6.9.
Porsche wie in Stuttgart
Der Auftritt von Porsche erinnerte stark an das Gezeigte in Stuttgart und bot wiederum den für den Porsche Club USA restaurierten 911 T, einen 959 und andere Produkte der Exklusiv-Abteilung. Pressesprecher Fabig erinnerte daran, dass mehr als zwei Drittel aller gebauten Porsche noch fahren.
Citroën und Peugeot vertreten Frankreich
Erfreulich war die Beteiligung von Citroën, die dem Ami 6 zum Geburtstag gratulierten und Peugeot, die den Sprung nach Deutschland geschafft hatten.
80 Jahre Made in Kölle bei Ford
Ford zeigte einen Querschnitt der seit 1931 in Köln produzierten Modelle, darunter ein Modell A, ein Ford Köln, ein P7a, ein FK 3500 sowie Granadas und Capri.
Opel wieder da
Nicht nur 125, sondern 150 Jahre Bestehen feiert Opel nächstes Jahr. Begonnen hatte es mit Nähmaschinen und offensichtlich erhält man von den Sammlern dieser Produkte auch heute noch trickreiche Anfragen. Später ging es dann mit Fahrrädern weiter, bis man schliesslich 1899 begann, Autos zu bauen. Entsprechend zeigte man neben den Fahrzeugen - u.a. Opel Raketenwagen, Opel Elektro GT (von 1971), Opel Olympia (1935) - auch Nähmaschinen, Fahrräder, Motorräder und Kühlschränke.
Seltene Exponate am S.I.H.A.-Stand
Wunderschön aufgestellt und mit zeitgenössischen Accessoires drapiert waren die wohl allesamt einmaligen Ausstellungsstücke am S.I.H.A-Stand. Das wunderschöne Talbot Lago T150C SS Figoni&Falschi Teadrop Coupé darf wohl als eines der schönsten Autos der gesamten Ausstellung gelten, aber auch der Mercedes 28/95 PS mit Holzkarosserie aus dem Jahre 1924 oder der Rolls-Royce Silver-Ghost mit Skiff-Karosserie von Shapiro-Schebera aus dem Jahre 1914 waren mehr als sehenswert.
Einblick in die Arbeit der Restaurationsbetriebe
Über 50 ausstellende Fachbetriebe zeigten Einblicke und Resultate ihres Schaffens. Insbesondere die “Halbfertigprodukte” waren wie immer spannend anzusehen und zeigten oftmals mehr von der Arbeit auf, als fertiglackierte glänzende Oldtimer.
Teile, Teile, Teile, Werkzeuge und Literatur
Rund 300 Anbieter von Ersatzteilen, Originalteilen, Werkzeugen, Handbüchern, Prospekten, Magazinen, Büchern, Postern, Fotos, und und und waren über mehrere Hallen verteilt und lockten Sammler und “Handwerker” zum Kauf ein.
220 Clubs zum Anfassen
Info-Stände der Youngtimer-, Oldtimer- und Marken-Clubs zeigten auch dieses Jahr wieder eine eindrucksvolle Sammlung von selten gesehenen Fahrzeugen und orientierten über die verschiedenen Aspekte des Clublebens. Wer also zum Beispiel einen Alfa- oder TVR-Club suchte, wurde hier fündig.
Auktion von Coys
Das Angebot des Auktionshauses Coys mit 64 Klassikern enthielt wiederum für (fast) jedermann etwas. Top-Angebote wie der Bentley 4,5 Litre von 1930, der rote Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer oder der Jaguar SS 100 2,5 Litre waren allerdings nicht für jedermanns Budget.
Und das leidige Thema E10
Ein heisses politisches Diskussionsthema in Deutschland ist nachwievor die Einführung von E10. Auf dieses schwierige Thema angesprochen, meinte Johannes Hübner wegen der hygroskopischen Wirkung und der negativen Auswirkungen auf Legierungen und Dichtungen: “Lassen Sie es, verwenden Sie es nicht! Vorher will Ihnen bei älteren Autos niemand sagen, ob es Schäden hervorruft und hinterher will Ihnen niemand helfen, wenn Sie Schäden haben.” Gemäss Herrn Hüber wird aber auf politischer Ebene daran gearbeitet, einen langfristig fahrbaren Treibstoff für Oldtimer sicher zu stellen.