Obwohl in Gleichmässigkeits-Rallyes nicht ungeübt, war uns nicht bewusst, was es heisst mit einem Vorkriegsfahrzeug fünf Tage die komplette Alpenregion zu erfahren, als wir uns im Dezember 2023 uns für die Coppa delle Alpi angemeldet haben,
Am 29. April 2024 starten wir morgens in Triest Richtung Slowenien nach Kranjska Gora. Schon der erste Pass mit 51 Spitzkehren hat es in sich. Unser kleiner Fiat 508 S Coppa d'Oro aus dem Jahre 1934 mit seinen 38 PS wird das erste Mal auf die Probe gestellt. Aber es sollte nur der Anfang sein. Die erste Etappe führt uns ins Ziel nach Cortina d'Ampezzo. Dass wir auf dem Weg keinen Pass ausgelassen haben versteht sich von selbst – schliesslich heisst der Name der Rallye übersetzt "Alpen-Trophäe", und die bekommt man nicht, wenn man durch Tunnel untendrunter durchfährt.
Der zweite Tag führt uns von Cortina nach Seefeld. Seither kennen wir jeden Dolomitenpass. Aber die Strapazen wurden durch den ununterbrochenen Blick auf die Berge entschädigt. Die meist wenig befahren Strassen mit vielen Kurven und sind eine Wohltat für jeden Oldtimer-Fan.
Der Start in Seefeld am dritten Tag ist kalt, aber sonnig. Wer dachte, es gibt keine hohen Berge in Österreich und Deutschland, wird eines besseren belehrt. Die Tagesetappe führt über Livigno und Bormio nach St. Moritz. Uns wird bewusst, welche herrlichen Gegenden die Alpen noch immer für den Autowanderer bereithalten – traumhaft. Dass wir bereits die Hälfte der rund 170 Prüfungen hinter uns haben und gut im Rennen lagen, motiviert uns zusätzlich nicht locker zu lassen und unser bestes zu geben.
Am vierten Tag steht die "Königsetappe" auf dem Programm: Von St. Moritz über den Julierpass nach Vaduz, wo uns der Bürgermeister im Rathaus empfängt. Anschliessend nach Luzern ins Verkehrshaus – nicht ganz so spektakulär wie die Alpen, aber auch das Zürcher Oberland bietet ein tolles Panorama. Dann verdunkelt sich der Himmel und der Regen beginnt! Aber mit schmalen Reifen und in ihren Trommeln gut vor Wasser geschützten Bremsbelägen ist unser Fiat der nassen Fahrt nach Gstaad gewachsen.
Der letzte Tag. Frankreich ist das siebte Land, das wir durchqueren. Chamonix am Fusse des Mont Blanc präsentiert sich von der besten Seite; das Mont-Blanc-Massiv ist beeindruckend. Das Ziel in Courmayeur ist nur noch 20 Kilometer entfernt. Spätestens jetzt wird uns bewusst, wir können den ganz grossen Coup landen und den Gesamtsieg in die Schweiz bringen. Jetzt beginnt das Zittern. Hören wir Geräusche, die nicht sein sollten? Scheint nicht die Motorleistung weniger zu werden?
Als wir die Zielflagge in Courmayeur durchfahren, ist unsere Freude unbeschreiblich. Unser kleiner Fiat hat nicht nur durchgehalten, sondern uns tatsächlich zum Gesamtsieg geführt und sich gegen viel stärkere und jüngere Fahrzeuge durchgesetzt. Mit 38 PS in einem 90-jährigen Auto eine solche Strecke zu bewältigen, hat die Coppa delle Alpi für uns zu einer der härtesten, aber auch schönsten Rallyes, die wir je gefahren sind, gemacht.


























































































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