Der ACS Concours d’Excellence Luzern hat zwar eine Tradition, die bis ins Jahr 1928 zurückreicht, trotzdem ist er noch deutlich weniger bekannt als etwa der Concorso d’Eleganza Villa d’Este oder Pebble Beach. Vor einem Jahr übernahm der Automobil Club der Schweiz das Patronat zusammen mit dem Verkehrshaus der Schweiz in Luzern und am 8. bis 10. September 2023 war bei schönsten Wetterbedingungen zudem das 125-jährige Bestehen des ACS ein grosses Thema.
Parallelen und Unterschiede
Wie bei anderen Concours werden auch in Luzern eine ruhende Schönheitskonkurrenz und eine kurze Ausfahrt organisiert. Im Unterschied zu anderen Veranstaltungen führte die Fahrt am Samstag allerdings nicht über ruhige und einsame Landstrassen, sondern direkt in das Verkehrsgetümmel der Stadt Luzern.
Auf einer Strecke von rund 17 Kilometer machten die Klassiker an sechs Stationen – Hotel Schweizerhof, Schwanenplatz, Pfistergasse, Museggtürme, Dietschiberg und Luzerner Garten – an touristisch interessanten Punkten der Stadt Luzern Halt und die Autos wurden dem interessierten Publikum fachmännisch nähergebracht.
Da konnte man etwa erfahren, dass der später mit dem Grand Prix d’Excellence Luzern ausgelobte Bentley R-Type Continental der Bugatti Veyron seiner Zeit gewesen war und dass er bei der Anschaffung rund dreimal soviel kostete wie ein Einfamilienhaus.
Dass die Zuckel-Fahrt dem einen oder anderen Klassiker nicht gut bekam, war angesichts der hohen Temperaturen ein unangenehmer Nebeneffekt. Aber das Gros schaffte die Rundfahrt ohne grössere Probleme.
Nach der Tour d’Excellence durch Luzern stellten sich dann die Autos wieder wie vorher in der Arena des Verkehrshauses auf und konnten vom Publikum inspiziert werden.
Die insgesamt 14 Preise wurden einerseits durch eine Jury, andererseits durch die Teilnehmer und die Besucher vergeben. Neben den Klassen-Trophäen gab es die “Entrants Trophy”, den “Classic Vehiclle Documentation Award”, den “Spezialpreis Volkswagen 2023”, der im Kontext von 75 Jahren Volkswagen in der Schwiez verliehen wurde, sowie natürlich den Best of Show (Grand Prix d’Excellence Luzern) und den Publikumspreis (Excellence Award Luzern)
Breites Fahrzeugspektrum
Gegen 40 Fahrzeuge stellten sich den strengen Augen der Jury. Die Vielfalt war gross, stammten doch die beiden ältesten Wagen aus dem Jahr 1933, während das jüngste Auto Baujahr 1999 aufwies.
Wegen des ausgelobten Volkswagen-Spezialpreises fanden einige zusätzliche VW-Fahrzeuge den Weg nach Luzern, darunter auch ein sehr früher Käfer aus dem Jahr 1950, aber auch ein New Beetle von 1999, wie man ihn wohl nur selten an einem Concours sieht.
Es gab einige Autos mit Spezialkarosserien zu sehen, darunter etwa der Rolls-Royce 20/25 HP von 1933, der Vauxhall ASX von 1933 oder der BMW 502 mit Beutler Coupé-Karosserie aus dem Jahr 1955.
Über rund fünf Jahre hatte Steffi Musfeld den Beutler-BMW, ein Einzelstück mit ganz besonderer Geschichte, restauriert und die Kilometer in Luzern waren fast die ersten seit langer Standzeit und der Wiederherstellung.
Das zweifarbene Coupé besticht durch viele besondere Details, etwa die beiden Heckscheibenwischer, die belüfteten Seitenscheiben oder die umklappbare Rückbank. Die Restaurierung gestaltete sich zu einer regelrechten Detektivarbeit, denn die Basis kam in Kisten und manche Funktionalität musste erst verstanden werden, bevor sie wiederhergestellt werden konnte.
Einen Preis erhielt der besondere Wagen zwar nicht, aber die Aufmerksamkeit des Publikums war ihm sicher.
Mit dem ACS und dem 125-Jahre-Jubiläum kamen auch eigens eingerichtete Sport- und Rennwagenklassen für Preise in Frage und auch hier fand sich manche Rarität, wie man sie nicht alle Jahre sieht. So wurde mit dem MBM einer der ersten Rennwagen, die Peter Monteverdi baute, gezeigt, aber auch ein Jaguar XK 120 mit langer Schweizer Renngeschichte.
In der Sport- und Rennwagenklasse fanden aber auch einige Youngtimer Aufnahme, etwa ein Honda NSX oder ein Porsche 993.
Die Preisträger
Die 14 Preise gingen an folgende Fahrzeuge:
- Prix d’Excellence - Kategorie A - Offene Automobile von 1920 bis 1945:
Vauxhall ASX von 1933 - Prix d’Excellence - Kategorie B - Offene Automobile von 1946-1965:
Alfa Romeo Giulietta Spider von 1961 - Prix d’Excellence - Kategorie C - Offene Automobile von ab 1966:
Triumph TR6 von 1976 - Prix d’Excellence - Kategorie D - Geschlossene Automobile von 1920 bis 1945:
Rolls-Royce 20/25 HP von 1933 - Prix d’Excellence - Kategorie E - Geschlossene Automobile von 1946 bis 1965:
Bentley R-Type Continental (H.J. Mulliner) von 1953 - Prix d’Excellence - Kategorie F - Geschlossene Automobile von ab 1966:
Monteverdi 375 High Speed Fissore von 1978 - ACS Sport -und Rennwagen Trophy - Kategorie G - Fahrzeuge von 1920-1945:
Maserati 26M von 1928 - ACS Sport -und Rennwagen Trophy - Kategorie G - Fahrzeuge von 1946-1965:
Jaguar XK120 von 1949 - ACS Sport -und Rennwagen Trophy - Kategorie G - Fahrzeuge ab 1966:
Ferrari 512 BB von 1981 - Grand Prix d’Excellence (Jury-Preis Best of Show):
Bentley R-Type Continental (H.J. Mulliner) von 1953 - Entrants Trohpy (Teilnehmerpreis):
Rolls-Royce 20/25 HP von 1933 - Excellence Award (Publikumspreis):
Bentley R-Type Continental (H.J. Mulliner) von 1953 - Spezialpreis Volkswagen 2023 (durch Jury vergeben):
VW Käfer Standard von 1950 - Classic Vehicle Documentation Award:
Jaguar XK120 von 1949
Der Beginn einer neuen Tradition?
Daniel Geissmann sagte bereits zum Abschied, dass man sich für nächstes Jahr wiederum neue Ideen überlege. Etwas mehr Energie dürfte durchaus in die Generierung des Teilnehmerfeldes gehen, denn nicht nur hatte man einige der Autos bereits bei früheren Concours d’Excellence-Durchführungen gesehen, auch die Dichte und Breite des Startfelds wäre sicherlich noch ausbaufähig. Der Ablauf des Concours wurde bereits mit der Rampe, über welche die Siegerfahrzeuge nun fahren dürfen, verbessert.
Vielleicht könnte man sich auch einmal überlegen, einen reinen Youngtimer-Concours zu organisieren. Diese Fahrzeuggattung der 20- bis 30-jährigen Autos wird bekanntlich immer beliebter und hätte durchaus Rosinen zu bieten, zumal ja die jungen Autos sozusagen die Brücke zu den Concours von früher, welche typischerweise mit neuen Autos veranstaltet wurden, schlagen würden. Zudem wäre man mit diesem Ansatz eine echte Alternative zu anderen Concours, die stark auf Vorkriegs- und Sechzigerjahreautos setzen. Ob dies dann kommerziell schlüssig wäre, ist allerdings eine andere Frage.
Auf jeden Fall darf man sich schon heute auf eine weitere Ausgabe des Concours d’Excellence freuen, die sicherlich im September 2024 stattfinden wird.
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