Die erste Parade des Jubiläums "50 Jahre Formel V" am Norisring fiel beinahe buchstäblich ins Wasser. Ein Gewitter mit tiefschwarzen Wolken war mit Riesenschritten im Anmarsch, als sich die Autos beim Vorstart aufreihten.
Als dann der als Safety-Car eingesetzte orange Käfer seine Kontrollrunde drehte, fielen bereits die ersten Tropfen. Inzwischen wurde der Tag zur Nacht. Ein schwarzes Monster schwebte nun über Nürnberg und drohte sich jeden Moment zu entladen. Und genau als sich die kleinen Monoposti mit ihren vielfältigen Formen auf die Strecke begaben, begannen schwere Regentropfen die Rennstrecke in ein Schwimmbad zu verwandeln.
Auf ihrer zweiten Runde wurden die kleinen Renner zu bunten Kanus mit Rädern und tanzten gemeinsam den Badewannen-Tango, als der Lauf auch schon von pitschnassen Streckenposten mit tropfenden roten Flaggen abgebrochen werden musste. Die Kanuten liessen die Boote zurück in ihre Zelte schwimmen.
Leider sind Veranstaltungspläne heute derart eng gesteckt, dass ein Gewitter von wenigen Minuten bereits nicht mehr im Trockenen abgewartet werden kann. Es war von Auge zu erkennen, dass der Regen nur kurze Zeit anhalten würde, da die Sonne ihre roten Strahlen im Hintergrund bereits wieder Richtung Dutzendteich schickte.
Premiere 1965 am Norisring
Vor 50 Jahren begannen die Käfer-Monoposti, denen viele Rennfahrer ihre Karriere verdankten, ihre Erfolgsfahrt diesseits des Atlantiks. 1965 wurde am Norisring mit der Formel V in Europa eine neue Aera initiiert. Endlich gab es eine bezahlbare Formel mit gleichwertigen Einsitzern, welche die Qualitäten der Fahrer ans Tageslicht brachten.
Bekannte Namen
1971 setzte Eberhard Winkler ein Zwei-Wagen-Team mit Kaimann 1300 und den sich wechselnden Fahrern Rainer Braun und Manfred Jantke ein. Jantke war auch jetzt beim Jubiläum wieder mit von der Partie und meinte, dass das Winkler Team mit seiner Perfektion jeweils die am besten vorbereiteten Autos an die Rennstrecke brachten, immer mit den neuesten Updates und auf Hochglanz poliert standen die Autos im Fahrerlager.
Der grüne Karringer mit 4711-Werbung und dem Namen Jaap Luyendyk war das Auto von Arie`s Vater. Die Holländer Jaap und Arie Luyendyk bildeten 1972 das erste Vater-Sohn Team der Formel V. Arie zog es nach seinem Super V Europameistertitel über den Teich in die USA, wo er Jahre später 1990 und 1997 zweimal die berühmten 500 Meilen von Indianapolis gewinnen konnte. Sein Vater Jaap blieb der Formel V ewig treu und nahm noch in hohem Alter an historischen V-Events teil.
Ein weiterer berühmter Name der Szene war Günter Schmid. Als Blumenhändler kam er in die Formel V und nahm selber das Lenkrad in die Hand. Später betreute er auf dem Weg zur Formel 1 sein eigenes ATS-Lola Formel Super V-Team mit Fahrern wie Freddy Kottulinsky und Manfred Trinkt.
Der Siegfahrer persönlich vor Ort
Der Liechtensteiner Manfred Schurti war einer der besten Formel V Piloten überhaupt. Mit seinen mittlerweile 74 Jahren stieg er erneutl in seinen orangen Monoposto aus dem Jahr 1970.
"Ich wurde vom Verein «Historische Formel Vau Europa» angefragt, ob ich am Anlass in Nürnberg teilnehmen würde. Am Norisring fand 1965 das erste Formel Vau-Rennen in Europa statt. Auch anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Salzburgrings, war ich mit dabei und habe mein ehemaliges Auto fahren dürfen, allerdings war dies im Gegensatz zum Norisring ein richtiges Rennen!", erklärt Schurti.
Zu seinem Auto, dem Austro-V, sagt er folgendes: "Vor etwa 10 Jahren hat mich ein gewisser Robert Waschak aus St. Gilgen im Salzkammergut (Österreich)angerufen und mir mitgeteilt, dass er meinen ehemaligen Austro-V erworben hätte und ob ich ihm nicht den damaligen Lackierer nennen könnte, denn er würde dieses Auto gerne wieder in den Orginalzustand zurückversetzen, genau so wie ich ihn damals 1970 gefahren hätte. Mit diversen Postern und Fotos konnte ich ihm auch noch weiterhelfen. Nach einigen Jahren hat er sich wieder gemeldet und mir mitgeteilt, dass das Auto nun fertig sei und sein grösster Wunsch es wäre, wenn ich am Salzburgring, anlässlich des Formel V-Events seinen Wagen fahren würde. Was ich dann auch mit Freude gemacht habe.
Genau am Salzburgring erlebte ich nämlich das verrückteste Rennen meiner Formel-V-Zeit. Es war 1970 der letzte Lauf zur Formel-V-Europameisterschaft. In der letzten Runde waren etwa zehn Autos dicht beisammen. Ich war vorne mit dabei und legte mir einen Plan zurecht. Ich versuchte mich, wie dies auch Radrennfahrer tun, bis zur letzten Kurve vor dem Ziel in eine gute Ausgangsposition zu bringen, um dann auf der Zielgeraden aus dem Windschatten angreifen zu können. Mir gelang dieser Plan, aber meine Gegner haben sich natürlich auch um den Sieg bemüht und so schossen wir, der nachmalige Zweite und Gewinner der Europameisterschaft Erich Breinsberg und ich, mit verkeilten Rädern über die Ziellinie ohne auch nur einen Millimeter vom Gas zu gehen. Breinsberg drückte mich nach rechts in die Leitplanke vor den Boxen, was mich natürlich sofort massiv bremste, aber er flog dabei über meine Räder hinweg, überschlug sich und landete anschliessend kopfüber im Strassengraben, Gott sei Dank unverletzt. Ich habe das Rennen gewonnen, Breinsberg wurde zweiter. Nur zur Illustration, innerhalb einer Sekunde fuhren 8 Autos über die Ziellinie. So hart und eng wurde zu dieser Zeit in der Formel-V gekämpft."
Schurti`s Schlusswort zu seinen beiden jüngsten Formel V Einsätzen: „Es war ein tolles Gefühl, alles wie damals – nur das Hinein- und Herausklettern fiel etwas schwerer. Aber das Fahren hat Spaß gemacht wie einst.“
Die flotten kleinen Renner jedenfalls machten dem Publikum des DTM-Laufs am Norisring viel Freude und mancher wunderte sich wohl, dass ein Käfer so schnell rennen kann.
50-Jahre Formel-Vau-Europa-Goldpokal
Anlässlich des Jubiläums wurden von der Gemeinschaft "Historische Formel Vau Europa e.V." gleich sechs Jubiläumsläufe über drei Jahre ins Leben gerufen. Die Daten sind wie folgt:
- 10./11. Oktober 2014: 1. und 2. Lauf 50 Jahre-Formel-Vau-Europa-Goldpokal: Hockenheimring, Rheintalrennen
- 5. - 7. Juni 2015: 3. und 4. Lauf 50 Jahre-Formel-Vau-Europa-Goldpokal: Nürburgring, Historic Trophy Nürburgring
- 5. - 7. August 2016: 5. und 6. Lauf 50 Jahre-Formel-Vau-Europa-Goldpokal: Zandvoort