Vom 4. bis 6. Juli 2025 fand die 31. Austragung des British Classic Car Meetings in St. Moritz statt. Die Veranstaltung lief unter dem Motto “Billionaire Edition”. Erinnert wurde damit an die schrillen Siebziger- und Achtzigerjahre, als man noch im Überschallflugzeug Concorde zwischen New York und Europa pendeln konnte, die Mobiltelefone einige Kilogramm schwer waren und alles glitzerte oder golden wirkte, zumindest wenn man es sich damals leisten konnte.
Filme wie Wall Street, Trading Places, Casino oder Pretty Woman führten diesen Lebensstil vor und die Teilnehmer des BCCM waren angehalten, sich ein wenig dieser Zeit anzupassen.
Kontinuität
Der Ablauf des dreitätigen Treffens sah ähnlich aus wie in den vergangenen Jahren. Am Samstag konnte man die Autos auf der Rallye rollen lassen, am Sonntag ruhten sie anlässlich des Concours d'Elégance. Weil das Suvretta House im Jahr 2025 umgebaut wird, zog ein Teil des Veranstaltungstrosses ins Badrutt's Palace um, während am Freitag nach der Registrierung im Grand Hotel des Bains Kempinski das Fahrerbriefing und der Eröffnungsabend stattfand.
Das Gala Dinner wurde dann im Badrutt's Palace gefeiert.
Gute Bedingungen für die Rallye
Zwar sah es am frühen Samstag morgen noch etwas trüb aus und der eine oder andere Tropfen fiel auf die polierten Karosserien, aber schon bald zeigte sich die Sonne und liess offenes Fahren zu. Die Route führten von St. Moritz über den Albula nach Lenzerheide und Davos. Das Mittagessen fand in Klosters im legendären Hotel Chesa Grischuna statt. Die Rückford führte über den Flülapass via Zernez zurück nach St. Moritz.
Gefahren wurde in zwei Klassen mit oder ohne Spezialprüfungen. Die Routen unterschieden sich für die beiden Klassen und ab und zu konnte man anderen Teilnehmern im Gegenverkehr zuwinken.
Als Sieger der Rallye gingen schliesslich Ferruccio und Tamara Nessi aus Ascona auf ihrem MG TB von 1939 hervor. Eigentlich ist ein relativ leistungsschwaches Vorkriegsauto mit Seilzugbremsen nicht das perfekte “Tool”, um Gleichmässigkeits-Rallyes zu gewinnen, um so höher muss die Leistung der beiden Nessis gewichtet werden.
Auf Platz 2 landeten Christian und Michaela Dierig in ihrem Austin-Healey BN 7 von 1962, einem Auto, das einst im Rallye-Zirkus mitfuhr.
Platz 3 ging an Rudolf und Barbara Hug, die mit ihrem Austin Mini Cooper S von 1965 ebenfalls ein für Rallies ideales Fahrzeug pilotierten.
Über Schall
Wer das Vergnügen hatte, anlässlich der Rallye am Strassenrand die vorbeifahrenden Autos zu beobachten, kam in den Genuss eines vielfältigen Konzerts. Es dominierten die Reihensechszylinder, die sowohl bei Jaguar und Austin-Healey als auch bei Aston Martin in den Fünfziger- und Sechzigerjahren zur Standardmotorisierung gehörten.
Auch Bentley rüstete Modelle mit dieser Motorkonstruktion aus und die Geräusche, die beim Hochdrehen dieses Antriebs erklingen, gehören sicherlich zu den melodischsten der Autogeschichte. Imposant war insbesondere der frühe Aston Martin DB2, der herrlich trompetete.
Natürlich gab es auch andere Motorentypen zu hören, vom Vier- bis zum Zwölfzylinder war schliesslich alles vertreten.
2500 km/h
Die Concorde war in den Siebziger- und Achtzigerjahren bei den Reichen und Wichtigen der Welt das präferierte öffentliche Verkehrsmittel. Sie schaffte bei optimalen Bedingungen den Flug von New York nach London in 2 Stunden und 55 Minuten. Nur wenigen war es gegönnt, dieses Premium-Produkt, das mit eigener Lounge und Kaviar an Bord daher kam, zu geniessen. Fred Finn aber flog 718 mal mit der Concorde. “Es war mein Bus zur Arbeit”, schmunzelte der Meilen-Millionär im Lift und am Freitag Abend erzählte er den BCCM-Teilnehmern seine Eindrücke von Jet-Set jener Zeit. Er bezeichnete zwar die Boeing 747 als komfortabelsten Jet aller Zeiten, aber die Zeitersparnis mit der Concorde war ihm wichtiger.
Er fuhr übrigens auch einen Lamborghini Countach, den er überhaupt nicht mochte. Inzwischen hat er ein Buch über sein Leben im Flugzeug geschrieben, es nennt sich “Sonic Boom”.
Schönheit und Eleganz
Am Sonntag ging es dann um Design, Zustand und besondere Geschichten, als sich die rund 120 Fahrzeuge im Fussgängerbereich von St. Moritz zum Concours d'Elégance aufreihten. Es war für die Jury nicht einfach, die schönsten und interessantesten Fahrzeuge herauszukristallisieren und leider verliessen auch einige der Fahrzeuge den Concours zu früh.
In der Vorkriegsklasse wurde schliesslich der Lagonda LG 6 Sports Saloon von 1939 zum Sieger gekürt, gefolgt vom Derby-Bentley und von einem Rolls-Royce Phantom II aus dem Jahr 1931, der in den Fünfzigerjahren bei Beutler zum Hotelbus umgebaut wurde.
Ein sicherlich ganz besonderes Fahrzeug, dessen grosse Besatzung auch gleich noch die Trophäe “Best dressed” gewann.
In der grossen “Classic Cars”-Klasse mit Autos von 1949 bis 1980 schwang der Bentley R-Type Continental mit Franay-Karosserie aus dem Jahr 1954 obenauf.
Das schwarze Coupé gehört Thomas Henne, der mit Partnerin Barbara Wernle nicht nur den Pokal für den Klassensieg, sondern auch noch die Auszeichnung zum “Best of Show” entgegennehmen durfte.
Auf Platz 2 wurde ein sehr originaler Jaguar E-Type Series1 4.2 von 1965 gewertet, Platz 3 ging an den Aston Martin DB2 von 1952.
Einen Sonderpreis übergab man Philipp und Maja Husistein, weil sie jedes Jahr überaus spannende Fahrzeuge zum Concours mitbringen, zumal ihr Jaguar XJ-S ein Vorserienmodell ist, das bereits vor der offiziellen Lancierung in die Schweiz gelangte und überaus original erhalten ist.
In der Klasse der “Young Classics” mit Fahrzeugen ab 1981 siegte der Bentley Continental als Cabriolet von 1993 in sehr eleganter Farbkombination.
Platz 2 ging an einen der beiden Aston Martin Lagonda, nämlich das Exemplar von Stephan Sigrist aus dem Jahr 1985. Beide Wagen waren auf Achse nach St. Moritz gekommen und starteten bei der Rallye. Der AM Lagonda verkörperte wie kaum ein anderes Auto das Motto des 31. BCCM.
Den dritten Preis übergab man an einen der beiden teilnehmenden Wells Vertige. Es handelt sich dabei um eine Kleinstserienproduktion aus England, initiiert durch Robin Wells. Ohne Ausbildung im Automobilbereich, Wells ist eigentlich Musiker von Beruf, entschied sich der Autoliebhaber vor einigen Jahren, seinen eigenen Sportwagen zu bauen.
Ausgerüstet mit einem Ford-Vierzylinder vor der Hinterachse, ist der Vertige ein richtiges Fahrerauto ohne Wenn und Aber. Schön dass so etwas in England noch gebaut und zugelassen werden kann.
In Erinnerung an Ian Cameron
Die letzten Jahre gehörte jeweils Ian Cameron der von Marco Makaus geleiteten Concours Jury an. Vor etwa einem Jahr wurde Cameron Opfer eines Gewaltdelikts in seinem Haus in Deutschland. Zu Ehren an ihn wurde die “Ian Cameron”-Trophy ins Leben gerufen.
Der erste Gewinner dieses Wander-“Pokals” wurde der Aston Martin DB2 von Peter Kappeler. Ian Cameron hätte sicherlich an der “No Fuzz”-Eleganz und am eindrücklichen Sound des DB2 Freude gehabt. Die Trophy wurde von seiner Witwe und seinem Sohn übergeben.
Treue Teilnehmer
Mit bereits 31 Austragungen gehört das BCCM selber zu den Oldtimern. Das Treffen darf auf sehr treue Teilnehmer zählen, die immer wieder kommen.
Dies geht soweit, dass die Besatzung eines Jaguar XK140, die vor drei Jahren bei der Anreise einen Unfall erlitten, nun endlich mit reparierten Fahrzeug doch noch starten konnten.
In der Bildergalerie mit über 260 Bildern sind Fotos fast aller Fahrzeuge zu sehen.































































































































































































































































































































































































































































































































































































































Kommentare