Ein Besuch im Brüsseler Automobilmuseum Autoworld ist ohnehin schon sehr empfehlenswert, aber wer sich für die nunmehr hundertjährige Historie der Marke Citroën interessiert, sollte das Museum diesen Sommer unbedingt in die Planung mit aufnehmen.
Noch bis zum 3. September ist dort nämlich eine Sonderausstellung zum Thema “100 Jahre Citroën” zu sehen, die am vergangenen Mittwoch eröffnet wurde. Zwischengas.com war mit dabei.
Grosse Anhängerschaft für Citroën
Fast jede Klassikerveranstaltung und nahezu jedes Museum macht in diesem Jahr irgendwas zum hundertjährigen Firmenjubiläum der Marke mit dem Doppelwinkel. Kein Wunder, gehört doch Citroën zu den Automobilmarken mit der grössten Sammlerzahl weltweit. Und auch wer keinen 2CV, keinen Traction Avant oder keine DS in der Garage stehen hat, kann meist zumindest Sympathie für den eigenwilligen französischen Hersteller aufbringen.
Kein eigenes Museum
Bei der grossen Beliebtheit der Marke verwundert es um so mehr, dass Citroën nicht über ein eigenes Museum verfügt. Ja, es gibt die werkseigene Sammlung, die in dem sogenannten ‚Conservatoire’ auf dem ehemaligen Werksgelände in Aulnay-sous-Bois nördlich von Paris untergebracht ist, aber dort stehen einfach einige hunderte Fahrzeuge nebeneinander in einer Industriehalle aufgereiht. Faszinierende Fahrzeuge, keine Frage, aber hier ist nicht der Hauch eines Museums. Anders als beispielsweise Konzernmutter Peugeot, die in Sochaux über eine tolle Ausstellung verfügt.
Aber immerhin kümmert man sich bei Citroën auch wieder verstärkt um die eigene Firmenhistorie und vielleicht kommt es eines Tages doch noch zu einem eigenen Museum.
Einblick in die Citroën-Geschichte
Vorläufig können die Liebhaber bis Anfang September die Ausstellung in Brüssel besuchen, die einen interessanten Einblick in die Citroën-Historie gibt. Museumsdirektor Sébastien de Baere betonte bei der Eröffnung die Bedeutung solcher Sonderausstellungen: „Diese Citroën-Jubiläumsausstellung ist schon unsere 80. Themenausstellung seit dem Jahr 2011.
Im Vorjahr durften wir im Museum insgesamt 180’000 Besucher begrüßen, dreimal soviel wie noch vor acht Jahren. Diese Ausstellungen spielen dabei eine grosse Rolle und wir sind uns sicher, dass auch diese grosse Sommerausstellung wieder zahlreiche Besucher anziehen wird.“
Höhepunkt der Jubiläumsfeier
Laurent Barria, Generaldirektor von Citroën Belux, zeigte sich erfreut über die vielen Gäste, die trotz sommerlicher Hitze der Einladung zur Eröffnung gefolgt waren. „Für uns gehört diese Ausstellung zu den Höhepunkten bei der Jubiläumsfeier unserer Marke“, betonte er.
Dabei verwies Barria auch auf die historische Bedeuting der belgischen Hauptstadt für Citroën, denn nur wenige Kilometer vom Museum Autoworld entfernt wurden im eigenen Werk im Stadtteil Forest von 1926 bis 1980 über eine Million Citroën produziert.
Der Enkel André Citroën auch vor Ort
Die dritte Ansprache bei der Ausstellungseröffnung hielt Henri-Jacques Citroën, Enkel des Firmengründers André Citroën, der bei offiziellen Feierlichkeiten oft die Familie vertritt.
Henri-Jacques Citroën erzählte unterhaltsam über die Firmenhistorie und stellte die visionären Qualitäten seines Grossvaters heraus, der sowohl in der Fertigung mit Serienproduktion nach amerikanischem Vorbild als auch bei der Werbung mit Leuchtreklame auf dem Eiffelturm oder den berühmten Asien- und Afrika-Expeditionen Pioniergeist zeigte. „Es tut gut, zu sehen, dass das Erbe meines Grossvaters auch heutzutage noch von so vielen Menschen geschätzt und gepflegt wird“, sagte Henri-Jacques Citroën, dessen Bruder Philippe, der in Brüssel lebt, ebenfalls vor Ort war.
Attraktive Auswahl
Die Ausstellung im Museum Autoworld in Brüssel bietet eine schöne Übersicht aus der reichen Markenhistorie von Citroën, angefangen mit einem Type A aus dem Jahr 1920 und dem Modell 5CV, davon eines mit schöner Karosserie von Letourneur et Marchand aus Neuilly als einziges überlebendes Modell mit einer Aufbau von dieser Firma.
Auch gibt es einen 5CV mit Karosserie von Matthys & Osy aus Brüssel. Darüber hinaus sind ein B14 und eine Rosalie 8 ausgestellt.
Es gibt auch eine spezielle Insel mit mehreren Traction Avant, darunter ein 11BL aus belgischer Produktion und ein 15 Cabriolet mit Aufbau des Schweizer Karosseriebauers Worblaufen.
Natürlich auch DS und 2 CV
Mehrere DS und ID, 2CV, ein GS Birotor und ein M35-Prototyp, beide mit Wankelmotor, ein SM und die Modelle CX, Ami, Visa, Méhari und C3 Pluriel repräsentieren die jüngere Vergangenheit.
Zu den speziellen Ausstellungsstücken gehören ein viertüriger SM Opéra aus dem Hause des Pariser Karosseriebauers Chapron sowie ein AX Évasion mit erhöhtem Dach vom Spezialisten Heuliez.
Es gibt auch einige spezielle Aktionsmodelle für den belgischen Markt wie den schwarze AX ‚Evening’ und den 2CV ‚Perrier’ mit einem kleinen Affen als Maskottchen auf der Motorhaube und einem eingebauten Kühlschrank für die kleinen grünen Flaschen mit Mineralwasser.
Rarität aus Lüttich
Eine bemerkenswerte Konstruktion ist der 2CV ‚Radar’, ein Roadster auf 2CV-Basis gebaut vom Citroënhändler Radar aus Lüttich, Jahrzehnte bevor Firmen wie Lomax und Burton solche offenen Fahrzeuge präsentierten.
Auch der Bijou, speziell für den britischen Markt auf 2CV-Basis gebaut, ist zu sehen. Die Abteilung Nutzfahrzeuge ist mit dem Wellblech-Kastenwagen HY, einem Traction Avant Commerciale, einem original-belgischen C4 mit Pritschenaufbau aus 1934 sowie einem 2CV AZU der französischen Post verteten.
Motorsport kommt nicht zu kurz
Viel Aufmerksamkeit gibt es auch für den Motorsport, wobei neben der eigenen Werkssammlung vor allem auch der luxemburgische Sammler Jean-Paul Wagner einige hochinteressante Fahrzeuge zur Verfügung stellte. Das älteste Sportfahrzeug ist ein DS ‚raccourci’, eine verkürzte DS-Variante die vor allem auf Wunsch von Bob Neyret für Rallyeeinsätze gebaut wurde.
Auch der verkürzte Prototyp auf SM-Basis für die portugiesische TAP-Rallye ist zu sehen, ebenso ein Original-CX 2200 der bei der Rallye du Maroc zum Einsatz kam.
Wirklich spektakulär ist der AX Superproduction, eine Rakete auf vier Rädern dank eines 300 PS starken Turbomotors, die Citroën unter anderem für den Ex-F1-Fahrer Jean-Pierre Jarier 1988 in der französischen Tourenwagenmeisterschaft einsetzte. Ein zweiter AX Turbo ging für Carole Vergnaud an den Start.
Auch ein ZX Rally Raid und WRC-Ausführungen des Xsara und C4, mit denen Sébastien Loeb so viele Erfolge in der Rallye-WM einfuhr, sind zu sehen. Einige Vitrinen mit Modellautos, darunter originale ‚Jouets Citroën’, sowie Broschüren und Anzeigen, runden die Ausstellung ab.
Citroën noch bis im 3. September 2019
Das Museum Autoworld in Brüssel ist täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt 12 Euro, ermässigt 10 Euro, Kinder von 6-11 Jahren 5 Euro (online im Vorverkauf jeweils 1 Euro billiger).
Weitere Informationen gibt es auf der Website des Museum s.
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