Fuhrwerke und Kutschen aus Holz zu bauen, das war Ende des 19. Jahrhunderts normal. Kein Wunder wurde auch bei den Aufbauten auf frühen Automobilen Holz als Werkmaterial eingesetzt, schliesslich waren die Fähigkeiten vorhanden und zudem war der Naturwerkstoff vergleichsweise leicht und gut zu bearbeiten.
Mit dem Wachstum der Autoindustrie und der Notwendigkeit, grosse Serien mit minimalem handwerklichen Einsatz zu produzieren, verschwand das Holz beim Fahrzeugbau. Jedenfalls fast. Im Innern fand man noch viele Jahrzehnte Furniere bei der Inneneinrichtung und für Spezialkarosserien diente Holz noch längere Zeit gerne als Gerippmaterial. So entstanden auch in den USA Kombis, die sogenannten “Station Wagon”.
Ab den Dreissigjahren entdeckten die grossen Autohersteller in den USA Holz neu und positionierten die damit veredelten Fahrzeuge vermehrt im Premiummarkt. Kein Wunder, dass sich auch Filmschauspieler und Musiker gerne mit einem Woody zeigten.
Kunstwerke
Die Woodies der Dreissiger- und Vierzigerjahre waren eigentlich Kunstwerke, bei denen die Stellmacher zur Höchstform aufliefen, geschickt unterschiedliche Holzarten in Form brachten und elegante Kombis, aber auch Limousinen und Cabriolets schufen.
Die drei Grossen
Es waren in den USA natürlich die drei grossen Auto-Konzerne Chrysler Corporation, General Motors Corporation und Ford Company, die sich dem Woody zuwandten und ansehnliche Stückzahlen in immer neuen Varianten produzierten. Diesen drei Herstellern und ihren verschiedenen Untermarken widmet denn auch Patrick Lesueur den grössten Teil seines Buches, das die schönen Fahrzeuge auf über 300 historischen und neuzeitlichen Abbildungen präsentiert.
Ausführlich beschrieben werden die Modell- und Marktentwicklung, genannt werden auch Stückzahlen und Verkaufserfolge.
Am Ende siegte die Herstellungs-Effizienz und offenbar waren auch die Kunden nicht mehr bereit, den Mehrpreis für die holzbeplankten Fahrzeuge aufzubringen (oder den Aufwand für die aufwändige Pflege zu leisten).
Der Plymouth Suburban Station Wagon übrigens gilt gemäss Lesueur als einer der Sargnägel für den Woody, 1950 wurde er 76’520 mal verkauft, während des die Holzvariante gerade noch auf 2057 Bestellungen brachte.
Auf Amerika ausgerichtet
Obschon auch andere Länder eine gewisse Woody-Kultur hatten, genannt seien hier insbesondere Grossbritannien und Italien, hat der Autor sein Buch ausschliesslich auf die amerikanischen Hersteller und Modelle ausgerichtet. Dies wird bereits im Titel des Buchs eindeutig deklariert und ist auch gut so.
Immerhin hat Lesueur ob der Konzentration auf die drei grossen Hersteller aber auch die “Unabhängigen” nicht ganz vergessen und erörtert auch ihre Holz-Schöpfungen auf rund zwei Dutzend Seiten. Hudson, International, Nash, Packard, Star, Studebaker und Willys bauten ebenfalls einige sehr schöne Woodies, die auch bildlich gut in Szene gesetzt werden.
Zum Schmökern und Lesen
Wer Tabellen mit Modellbeschreibungen und Stückzahlen erwartet, ist bei Lesueur allerdings an der falschen Adresse. Wer bestimmte Informationen sucht, muss sich zumindest durch einzelne Kapitel durcharbeiten. Auch ein Schlagwortverzeichnis fehlt.
Aber vielleicht ist das ja auch richtig so, schliesslich leben die Woodies vor allem durch ihre Formen und (Natur-) Farben. Und davon zeigt das Buch mit seinem über 350 vielfach grossformatig abgedruckten Bilder viel und zur Hälfte auch in Farbe. Dass zudem auch noch Werbe- und Prospektillustrationen eingestreut werden, steigert die optischen Reize des Werks noch zusätzlich.
Mit einem Preis von EUR 35.00 hat man sich beim Heel Verlag angesichts des Gebotenen nobel zurückgehalten, am Geld sollte der Kauf sicherlich nicht scheitern, wenn einen dieses interessante Epoche des amerikanischen Autobaus interessiert.
Bibliografische Angaben
- Titel: Woodies – amerikanische Autoträume aus Holz und Stahl
- Autor: Patrick Lesueur
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Heel Verlag
- Auflage: 1. Auflage Dezember 2018
- Format: Gebunden mit Schutzumschlag, 25 x 29,7 cm
- Umfang: 176 Seiten, 187 Schwarzweiss-Fotos und 177 farbige Abbildungen
- ISBN: 978-3-95843-779-1,
- Preis: EUR 35.00
- Bestellen/kaufen: Online beim Heel-Verlag , online bei amazon.de oder im einschlägigen Buchhandel
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