Bereit beim Lesen eines der Vorworte ist der Rennfan schon komplett in den Bann gezogen. Kerry Morse erzählt in einem kleinen Kapitel, wie er mit seinem im Jahr 1986 gekauften ehemaligen 1977er Werks-Porsche 935 bei einem Track-Day einen Porsche 917 überholt und abhängt. Und seine Schlussfolgerung? Die gemachten Fortschritte zwischen 1971 und 1977 müssten riesengross gewesen sein, denn schliesslich war der 935 ein produktionsnaher GT-Rennwagen, während der 917 ein reinrassiger Rennprototyp war, dazu noch mit 12 Zylindern.
Vom Strassen- zum Rennturbo (und darüber hinaus)
Wie es zum Porsche 935 kam, dies schildert John Starkey in seinem Buch “Porsche 930 to 935: The Turbo Porsches”. Er beginnt mit den Serien-930-Modellen, inklusive Ausblick in die 964-er-Jahre.
Dann folgt ein Kapitel über den RSR Turbo Carrera von 1974. 22 Seiten werden danach dem Porsche 934 gewidmet, einem immer noch ziemlich strassentauglichen Gruppe-4-Rennwagen. Das Reglement und das geforderte Mindestgewicht erlaubten es sogar, elektrische Fensterheber zu montieren! Trotzdem wurde der Wagen natürlich optimiert, das Gewicht dort positioniert, wo es einen Mehrwert stiftete, z.B. bei der Wasserkühlung der Luft für den Ladeluftkühlung oder beim Alu-Rennkäfig, der nicht nur für Sicherheit, sondern auch für zusätzliche Stabilität sorgte.
Parallel zum 934 wurde der 935 entwickelt und von diesem gab es dann über die Jahre gleich mehrere Versionen, z.B. 935, 935/77, den 935 ’Baby’, den 935/78 (Moby Dick) und die Kunden-935er von 1978 und 1979.
Danach folgten noch die Kremer-Varianten K3 und die Kunden-Specials. Am Schluss war vom Serien-930 kaum mehr etwas übrig, denn ein Rohrrahmen, Kunststoff-Karosserien und reine Rennmotoren hatten den 935 schon fast in die Prototypenkategorie geschoben.
Die andere Hälfte
Die erste Hälfte des Buchs ist also der Entwicklung des Porsche 930/934/935 gewidmet. Und andere Hälfte? Die fasst alles zusammen, was John Starkey über sämtliche gebauten Renn-Fahrzeuge gesammelt hat. Fast 150 Seiten also listen die Besitzer, Rennergebnisse, Umbauten und so weiter zusammen, die sich in rund 10 Jahren Rennkarriere der Autos ergeben haben.
Da erfährt man beispielsweise, dass Claude Haldi im Jahr 1978 zusammen mit B. Sandoz mit Chassis 930 670 0171 an die Rallye Monte Carlo gefahren ist, um dann mit einer verbrannten Kupplung auszuscheiden.
Die Chassis-Geschichte wurde für die Neuauflagen jeweils verbessert und sie führt nicht nur die bei Porsche gebauten Autos, sondern auch die Kremer-Varianten auf. Eindrücklich und spannend!
Kein Fotobuch
Natürlich gibt es in Starkeys Buch auch viele Fotos, aber diese sind meist relativ klein und schwarzweiss abgedruckt mit Ausnahme der Farbbilder auf den Seiten 105 bis 128. Zudem sind die amerikanischen Rennserien deutlich besser abgedeckt als die Rennen in Europa, beispielsweise jene in Deutschland mit den 934.
Aber dieses Buch wird sowieso eher wegen der umfangreichen Recherche-Arbeit Starkeys gekauft als wegen der Bilder, dazu ist auch der Druck nicht ausgelegt.
Nicht nur für Porsche-Aficionado
Natürlich richtet sich das 930-935-Buch zunächst an die Fans dieser Autos, aber auch wer breitere Interessen für das Renngeschehen der Siebzigerjahre hat, wird in diesem Werk viel Spannendes finden, schliesslich waren die Porsche 935 die Autos, die es damals zu schlagen galt.
Und mit ihrem nun häufigen Auftauchen bei Versteigerungen und historischen Rennveranstaltungen ist das Interesse an diesen Rennwagen sicherlich gestiegen.
Wer allerdings ein Buch zum Strassen-930-Turbo sucht, dem ist mit anderen Werken sicherlich mehr geholfen, denn um diesen geht es bei Starkey nur am Rande.
Bibliografische Angaben
- Titel: Porsche 930 to 935: The Turbo Porsches
- Autor: John Starkey
- Sprache: Englisch
- Verlag Veloce Publishing Ltd.
- Auflage: 3. ergänzte Auflage, März/April 2018
- Format: Gebunden mit Umschlag, 23.1 x 20.8 cm
- Umfang: 304 Seiten, über 250 Fotos
- ISBN: 978-1-787112-46-9
- Preis: ca. EUR 44.00 / £ 50.00
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