Liebhaber klassischer Mercedes-Benz unterhalten sich gerne in dreistelligen Zifferncodes über ihre Autos. Damit Sie nun zumindest wissen, welche Farben sich hinter 540, 904 oder 681 verbergen, hat Johannes Stigler jetzt in Eigenregie und Selbstverlag "Farbenbücher" für die Mittelklasse-Baureihen 123 und 124 herausgebracht.
Benze im Freien
Und genau das, was der Titel verspricht, sind sie auch: Bilderbücher, in denen jede jemals lieferbare Farbe mit mindestens einem Foto eines entsprechend lackierten Autos illustriert ist. Diese Darstellung der Wagen in freier Wildbahn lässt die Farbtöne deutlich besser einschätzen als eine sterile Hersteller-Farbkarte, ist allerdings auch stärker von Lichtverhältnissen abhängig. Einige Farben (z. B. 254 Nachtgrün des W124) sind daher sowohl einmal in der Sonne als auch unter Wolken abgebildet. Bei Aufnahmen im Sonnenuntergang, im Schatten oder gar im Gegenlicht (z. B. 479 Moorbraun des W123) verfälscht sich der Farbeindruck jedoch ein wenig bis stark. Die Qualität der einzelnen Fotos schwankt vom verpixelten Schnappschuss am Strassenrand zum professionell in Szene gesetzten, gestochen scharfen Kalendermotiv.
Numerisch sortiert
Alle Farbtöne werden dabei mit Angebotszeitraum und Mercedes-Farbcode angegeben, nach dem sie auch aufsteigend sortiert sind. Das ist zwar logisch, führt aber dazu, dass nicht alle Schattierungen einer Farbe beisammenstehen. So findet sich 366 Azuritblau recht weit vorn im Buch, während 929 Nautikblau ziemlich am Ende steht. Metallic- und Unilackierungen werden dementsprechend ebenfalls wortwörtlich bunt durchmischt. Eine Angabe über den jeweiligen Lacktyp fehlt zwar; es ist aber zu verschmerzen, da anhand der Bilder recht gut zu erkennen ist, ob es sich um eine Metalliclackierung handelt oder nicht.
Keine Sacco-Farben
Was ebenfalls fehlt, ist der Name der Kontrastfarbe der sogenannten "Sacco-Bretter" bei späten W124. Da alle Modelle dieser Baureihe ab 1989 – die Coupés sogar bereits ab 1987 – mehr oder weniger zweifarbig waren, wäre die Beplankungsfarbe (z. B. "Andorblau" bei Lackfarbe "Nautikblau") in unseren Augen eine wichtige Angabe bei einem "Farbenbuch", ohne die es nur zu zwei Dritteln komplett ist. Dass die E-500-exklusive Farbe "Saphirschwarz" fehlt, dürfte die meisten "Normal-W124-Besitzer" hingegen kaum stören. Im "W123-Farbenbuch" sind dafür neben den Serien-Lackierungen die Original-Farbbezeichnungen für Feuerwehr, Polizei und Mercedes-Servicewagen angegeben.
Fazit
Im Grunde sind die "Farbenbücher" mehr bunte Fotoalben als handfeste Nachschlagewerke, was sich auch in der Angabe der Spitznamen mancher Autos (ein turmalingrüner E 220 T heisst zum Beispiel Bruno) niederschlägt. Sie eignen sich aber hervorragend zum Blättern und darüber Staunen, was einst für kuriose Farben in der Mercedes-Mittelklasse angeboten (und bestellt) wurden, die wohl heute (leider) niemand mehr auf seiner E-Klasse haben wollte. Auch für W123- oder W124-Kaufinteressenten, die sich noch nicht ganz sicher sind, welche Farbe ihr zukünftiger Benz haben soll, sind Stiglers Bücher für 15 Euro eine Überlegung wert, um sich inspirieren zu lassen. Farbkarten bieten eben immer nur eine ungefähre Vorstellung.
Bibliografische Angaben
- Titel: W124-Farbenbuch / W123-Farbenbuch
- Autor: Johannes Stigler
- Verlag: Selbstverlag
- Auflage: 1. Auflage 2020 / 1. Auflage 2021
- Format: Gebunden, 21,5 x 21,5 cm
- Umfang: 72 Seiten, 78 Abbildungen / 75 Seiten, 72 Abbildungen
- Preis: je EUR 15.00 (plus Versand)
- Kaufen/bestellen: Per Email W124 , per Email W123