Im Jahr 2012 verstarb Carroll Shelby, ein Mann, dem nichts geschenkt wurde und der es trotzdem zu Ruhm und Erfolg brachte. Colin Comer, ein begnadeter Autojournalist und Shelby-Fahrzeuge-Liebhaber, verfasste 2009 ein detailliertes Buch, das Shelbys Autos in den Mittelpunkt setzt und nun auch in deutscher Sprache verfügbar ist.
Der Mann und sein Traum
Den Grossteil seiner Kindheit musste Shelby wegen eines angeborenen Herzfehlers im Bett verbringen, erst mit 14 hatte sich das Loch in seinem Herzen geschlossen. Als junger Mann zog er als Pilot in den Zweiten Weltkrieg, danach war er Arbeiter auf texanischen Ölfeldern, Hühnerfarmer, Rennfahrer und schließlich Autokonstrukteur und Geschäftsmann mit großen Ideen und einem Talent für Werbung.
Dass er trotz dieser gesundheitlichen Beeinträchtigung einer der besten Rennfahrer der Welt wurde und 1959 mit dem Le-Mans-Sieg auf dem Aston Martin DBR 1/300 seinen grössten Erfolg feierte. Auf dem Höhepunkt seiner Sportkarriere musste Shelby diese seiner Gesundheit willen abbrechen, nur mit Nitroglycerintabletten konnte er überhaupt ein Rennen durchhalten. Fortan widmete er sich dem Bau von schnellen Sportwagen.
Bekannte Fahrzeuge
Etwa ein Drittel des Buches wird erwartungsgemäss den Shelby Cobras gewidmet. Angefangen von den Blattfeder-Strassencobras bis zum Daytona Renncoupé werden alle Typen beschrieben und vor allem auch bildlich dokumentiert. Dabei sind vor allem die historischen Aufnahmen faszinierend, sieht man doch zum Beispiel den geradezu filigranen Rohhrahmen einer Blattfeder-Cobra ohne Aufbau.
Ein weiteres Drittel des Buches hat die Mustang-Derivate von Shelby zum Thema. Angefangen beim GT 350 über die Werksrennwagen , die Werks-Drag-Cars, bis zu den GT 500-Modellen werden sie Modelljahr für Modelljahr abgehandelt und umfangreich illustriert. Auch die “Shelby de Mexico” Mustangs kommen zu Worte.
Und da Shelby American auch bei der Entwicklung des Ford GT40 beteiligt war, erhält auch der mehrfache Le-Mans-Siegerwagen ein (wenn auch kürzeres) Kapitel.
Überraschendes
Carroll Shelby hat sich auch mit einigen Fahrzeugen beschäftigt, die der unbedarfte Leser normalerweise nicht mit seinem Namen in Verbindung gebracht hätte. So entwickelte Shelby für die Firma Sunbeam den Tiger, der aus dem hübschen Alpine-Cabriolet einen wahren Sportwagen mit V8-Antrieb machte. Gebaut wurde jener Tiger übrigens 7’085 Mal bei Jensen Motors und dank des Preises von nur USD 2995 war er im Vergleich zur Cobra, die es erst ab USD 5995 gab, eine wirkliches Sonderangebot.
Im Jahr 1967 bereitet Shelby drei Toyota 2000 GT für die amerikanische SCCA-Serienwagenrennen vor, denn der japanische Hersteller hatte erkannt, dass etwas Rennruhm dem Verkauf ankurbeln könnte. Und der Plan geht auf, die Toyota landen in der Serienwagenklasse mehrfach auf dem Siegertreppchen, trotzdem werden nur 60 der mit USD 6800 sehr teuren Serienautos in den USA verkauft.
In den Achtzigerjahren hilft Shelby Lee Iacocca, der Marke Dodge etwas mehr “Performance” ins Image zu zaubern.
Shelby war auch in die Entwicklung der Dodge Viper involviert, soweit es sein damaliger Gesundheitszustand erlaubte. Dank ihm wurde die Devise “möglichst viel Leistung, möglichst wenig Gewicht” konsequent verfolgt. Das Publikum dankte es mit Begeisterung für die Neo-Cobra.
Besonderheiten
Auch längst vergessene Fahrzeuge gilt es im Buch “Shelby” zu entdecken, etwa den Shelby Lone Star von 1968, ein 900 kg schwerer Strassen-Prototyp mit 289-er-Power, der es damals aber nicht in die Serienfertigung schaffte.
Spätere Studien wie die Ford Shelby Cobra von 2004 und der Shelby GR-1 von 2005 machen den Abschluss im Buch.
Bis in die Neuzeit
Auch die Spätwerke Shelbys, also der Series 1 und die Continuation Cobras, werden im Buch dokumentiert.
Und es kommt wohl nicht unerwarttet, dass Carroll Shelby auch mit dem neuzeitlichen Ford GT, dem GT40-Nachfolger, liiert war. Und auch bei den Ford Mustangs des 21. Jahrhundert wollte Ford nicht auf Shelby-Image-Politur verzichten.
Viel Lesestoff wird also im schön aufgemachten Bildband vermittelt. Dass umfangreiche Tabellen mit technischen Daten, Preisen und Stückzahlen fehlen, kann man deshalb durchaus verschmerzen, zumal die geforderten Euro 49.95 für das im Schmuckschuber gelieferte Buch durchaus angemessen erscheinen.
Uns hat das Werk auf jeden Fall gefallen und wen ein amerikanischer V8 nicht kalt lässt, wird es wohl nicht so schnell aus der Hand legen, wenn er erst einmal begonnen hat, darin zu blättern.
Bibliografische Angaben
- Titel: Shelby - Cobra - Mustang - GT 40
- Autor: Colin Comer
- Verlag: Heel-Verlag
- Auflage: Erste Auflage 2013
- Format: 245 x 280 mm, gebunden im Schmuckschuber, 256 Seiten, ca. 350 grösstenteils farbige Abbildungen
- ISBN: ISBN 978-3-86852-810-7
- Preis: € 49.95
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