Kein Formel-1-Rennen würde ohne Grid-Girls starten. Die hübschen, oft knapp bekleideten jungen Frauen markieren in stolzen oder verführerischen Posen die Startpositionen der Fahrer. Der Kennerblick sieht aber mehr als nur die Grid Girls, nämlich strategisch wichtige Frauen hinter den Kulissen, Rennfahrerinnen am Start oder Frauen als Teamchefin... dieses Buch beleuchtet knapp, aber interessant die wichtigsten weiblichen Persönlichkeiten in der Formel-1, begleitet von etlichen Fotos von Ferdi Kräling.
Speed Women, Business Women bis Super Women
Es gibt genug Bücher über die Formel-1 Rennfahrzeuge, oder über die Rennfahrer, Biografien über Teamchefs, oder über Ingenieure die an einer ganzen Serie von Rennfahrzeugen mitmachten.
Wenig aber erfährt man (ähnlich wie in der Politik) über die Frauen im Hintergrund. Aber nicht nur über jene im Hintergrund sind selten im öffentlichen Interesse, auch Frauen, die am Start eines Formel 1 Rennens waren, die Geschichte schrieben, die männliche Gegner herausforderten, waren nur in wenigen Fällen das Zentrum zeitgenössischer Berichterstattung.
Dieses Buch aber widmet sich ausschliesslich dem weiblichen Geschlecht in der Formel-1-Welt und das entstandene Werk bietet dabei höchsten Unterhaltungswert.
Von den echten Speed Women (Rennfahrerinnen) geht es zu den Perlen im Publikum (Berühmtheiten aus Film, Musik und Politik), über Business Women bis hin zu den nicht wegdenkbaren Grid Girls. Heute wirken die Grid Girls eher gelangweilt, wurde doch ihre Bewegungsfreiheit auf das Hin- und wieder Zurücklaufen beschränkt. Früher posierten die Grid Girls noch auf den Wagen der Formel-1-Helden!
Maria Teresa De Filippis - die Pionierin aller Rennfahrerinnen
Ohne Zweifel war Maria Teresa de Filippis die Wegweiserin für alle nachfolgenden Rennfahrerinnen und andere Frauen, die sich in dieser Männerwelt behaupten wollten. 1958 gab sie iher Formel-1-Debüt und beeindruckte sogar Juan Manuel Fangio. Sie war die Frau, die der Welt bewies, dass die Formel 1 keineswegs nur eine Männerdomäne war.
Natürlich fehlt im Kapitel über die Rennfahrerinnen auch Lella Lombardi (eigentlich Maria Grazia Lombardi) nicht, die erste Frau, die in der modernen Formel-1 in die Punkte fuhr. Nach ihr schaffte dies keine Frau mehr.
1978 bis 1982 gab es in Grossbritannien die Aurora-AFX-Formel-1 Serie, bei welcher zum grossen Teil ausrangierte Fahrzeuge aus der Formel-1-Weltmeisterschaft starteten. Desiré Wilson gewann 1980 in einem Theodore-Wolf den Grand Prix von Brands Hatch. Was diese Rennfahrerin nebst einem siebten Rang in Le Mans auf Porsche 956 sonst noch erreichte und erlebte, liest man in aller Ruhe im ersten Kapitel des Buchs.
Aber weniger erfolgreiche Frauen werden beschrieben, so zum Beispiel Giovanni Amati, die Rennpilotin, die mit hohen Absätzen die Boxengasse aufweckte und aber trotzdem Briatore nicht überzeugen konnte, in seinem Team zu fahren. Er wusste wohl letztendlich doch, dass es primär nicht um die Höhe der Absätze ging, um im Formel-1-Zirkus erfolgreich zu werden...
Der Vulkan
Als "Vulkan" wird das Kapitel über Michèle Mouton benannt. Zurecht, denn diese Frau gewann vier Läufe zur Rallye-WM und sorgte für die Akzeptanz der Frauen im Männer dominierenden Motorsport. 1981 siegte sie die Rallye San Remo, nachdem Ari Vatanen vor dem Rennen sicher behauptete, dass er nie in seinem Leben gegen eine Frau verlieren würde. Auch Walter Röhrl fürchtete sich regelrecht vor Mouton, konnte er doch nur mit 12 Punkten Vorsprung die Meisterschaft 1982 für sich entscheiden.
Tourenwagen-Frauen-Power
Das Buch macht aber auch kurze Abstecher in andere Motorsport-Kategoriern: Ellen Lohr gewann 1992 am Hockenheimring als erste Frau in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM). Auch hier wird sehr kompakt und mit eindrücklichen Fotos ihre Laufbahn zusammgefasst.
Lili Reisenbacher, mit BMW M1, Ford Capri und Escort in der DRM am Start sorgte ebenfalls Aufsehen, allerdings nicht für ihre Siege sondern eher wegen ihres Charmes.
Frauen hinter der Formel-1-Kulisse
Wie in der Politik ziehen auch in der Formel-1 oftmals die Frauen die Fäden hinter den Kulissen. So werden Frauen portraitiert wir Claire Williams, Monisha Kaltenborn (heutige Team-Chefin von Sauber), Sabine Kehm (nicht nur die Sprecherin von Michael Schumacher)... Aber auch die Sprecherin von Sebastian Vettel wird auf mehreren Seiten geehrt.
Witzig aufgefallen ist das Kapitel über Ann Neal (Managerin von Mark Webber). Das Kapitel über die "Business Women" ist voller Humor, interessant und sehr unterhaltsam. Natürlich tragen auch die Fotos sehr zum Unterhaltungsfaktor bei.
Fahrerfrauen - mehr als nur sexy Beiwerk
Die Helden der Formel 1 wurden oft mit hübschen Frauen fotografiert, diese waren zum grössten Teil keine fremden engagierten Grid Girls sondern sehr oft treuste Lebensgefährten, Freundinnen oder Ehefrauen. Natürlich werden die bekanntesten dieser Kategorie auch in diesem Buch vorgestellt.
So beginnt die Vorstellung mit Marlene Lauda. Im Kapitel erfährt man endlich, weshalb Niki Lauda nur bei ihr schwach wurde... Von Corinna Schumacher und Dasha Kapustina (Fernando Alonsos Freundin), von Jessica Michibata (Jenson Button) und Nicole Scherzinger gelangt man aber auch zu heute unbekannteren wie Nina Rindt (Ehefrau des verstorbenen Jochen Rindt) oder Sina Rosberg (Ehefrau von Keke Rosberg). Historische Fotos wie jenes von Helen Stewart (Frau von Sir Jackie Stewart) runden das Buch ab.
Warum wir das Buch weiterempfehlen
Das Buch hat mit Motorsport und der Formel1 zu tun und es ist vom Inhalt her erfrischend anders. Es werden nicht nur historische und aktuelle weibliche Persönlichkeiten vorgestellt sondern auch aus unterschiedlichen Perspektiven. Uns hat die Lockerheit und dennoch ein gewisser Anspruch an dokumentarischer Charakteristik gefallen und empfehlen das Buch deshalb jedem, der noch einen kleine Platz im Bücherregal hat.
Informationen zum Buch
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- Delius Klasing Verlag
- 160 Seiten
- Deutsch
- ISBN-13: 978-3768837484
- Größe 28,2cm x 21,4cm
- Autor Elmar Brümmer
- Fotos von Ferdi Kräling