Heute kaum vorstellbar, aber der es gab Zeiten im deutschsprachigen Raum, da prägte ein Fahrzeug das Strassenbild in Stadt und auf dem Land, das war der VW Käfer. Dicht gefolgt im wirtschaftlichen Aufschwung der 50er und 60er Jahre von seinem grossen Bruder, dem Bulli. Der stand dem Käfer in Sachen Marktanteil kaum nach und war ebenso beliebt wie benutzt.

Was das für Zeiten waren, wie sich das wohl anfühle? Dem geht ein Buch zum VW Käfer aus der Reihe „Bewegte Zeiten“ im Delius Klasing Verlag nach, in der weitere Bücher zu verschiedenen Automodellen bereits erschienen sind.
Der Käfer erobert die Strassen der Welt
Im Gegensatz zur grossspurigen Propaganda der 30er Jahre kam der Käfer erst nach dem Ende des 2. Weltkriegs auf die Erfolgsspur. Die durch den Kriegsausbruch jäh unterbrochene Produktionsaufnahme im neu errichteten Volkwsagen-Werk neben der später Wolfsburg genannten Stadt, wurde durch die Produktion von Kübelwagen für die Front abgelöst. Hier erwarb sich das von Ferdinand Porsche schnell Meriten in Sachen Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit bei Wind und Wetter.

Das bislang unterdurchschnittlich motorisierte Deutschland gelangte mit der VW-Konstruktion plötzlich in die Welt und noch schneller wieder zurück. Psychologisch der Grundstein für den Zuverlässigkeitsmythos des Käfers, der ihm später zur Weltgeltung verhelfen sollte.
Eine Bilderreise zurück
110 Seiten kommen beim Autor Peter Kurze zusammen, um die prägenden Jahrzehnte des Wirtschaftswunders und des Käfers in sein Buch zu packen. Die Welt im Wandel und der Käfer stets zentraler Mobilitätsdienstleister in Wirtschaft und Privatleben. Wer es sich leisten konnte, kaufte sich ein Auto. Und aufgrund des Preises und der vielbeschworenen Zuverlässigkeit war es meist ein VW Käfer. Was waren das für Jahre?

In Deutschland wurden die Trümmer des Krieges weggeräumt und die Wirtschaft blühte vom Tante Emma Laden bis zum VW Werk in Wolfsburg auf. Mittendrin auf den Strassen, in der Landschaft als Transportmittel der VW Käfer. Kurze nimmt den Betrachter mit auf eine Zeitreise. Man nimmt Platz hinter dem Lenkrad und los geht’s. Der luftgekühlte Motor brabbelt im Heck, sein rauer Charme fährt ideell mit.
Mit einem Kniff erzählt
Um die Reise durch das Bilderwerk zu beschleunigen, wendet Kurze einen Trick an. Er entwirft die fiktive Person einen Handelsvertreters im Nachkriegsdeutschland, der in Ich-Form aus seinem Leben erzählt. Und das dreht sich neben Aufbruch, Karriere und Wirtschaftswunderblüten eben auch ums Auto. Und als Handelsvertreter kommt für ihn eigentlich nur ein Fahrzeug in Frage. Sie ahnen es schon: Ein Käfer muss her. Und da das Buch die Karriere des Handelsvertreters über Jahrzehnte begleitet, bleibt es nicht dabei. Rost, Unfälle, mechanisches Ende.

Die Käfer kommen und gehen, das Gefühl bleibt. So reiht sich an die Entwicklungsgeschichte des Käfers der 30er Jahre eine locker betextete Bildstrecke über viele Seiten, die durch mehr oder minder konsequente Bildunterschriften begleitet wird. Das Material folgt dabei keinem Konzept: Pressebilder, Privatalben, Zeitungsausschnitte, Prospektmaterial, Händlermarketing. Was immer auch geeignet scheint, die Geschichte zu erzählen, wird herangezogen und kommt ins Buch.
Das summiert sich am Ende auf viele Bilder und eine nachvollziehbare Karriere, die Land und Leute eigentlich nur einem zu verdanken haben: dem VW Käfer.
Ein Wagen und viele Geschichtchen
Der Autor Peter Kurze verneigt sich liebevoll vor der Bedeutung des VW Käfers. Er nimmt den Leser dabei mit auf eine Reise durch die Deutsche Geschichte ohne den Welterfolg des Käfers zu schmälern. Verschiffung in die USA, Sonderangebote aus dem Supermarkt: keine Randnotiz ist zu schade, um nicht als Bild Einzug ins Buch zu erhalten. Für die einen die Möglichkeit sich vorzustellen wie es einmal war, für die anderen die Chance nochmals in Erinnerungen zu schwelgen. Jede Menge Nostalgie als leicht kommentiertes Fotoalbum für ein Auto, dass selbst ein Denkmal ist.
Und wie beim Käfer, sollte man nicht zu viel von ihm erwarten, aber auch nicht zu wenig. Der Preis ist sowieso konkurrenzlos: für € 16,90 geht die Reise los.

Bibliografische Angaben
- Titel: VW Käfer - Bewegte Zeiten
- Autor: Peter Kurze
- Sprache: Deutsch
- Verlag: Delius Klasing
- Auflage: 1. Auflage 2020
- Format: Gebunden, 170 x 246 mm
- Umfang: 112 Seiten, 186 Fotos und Abbildungen
- ISBN: 978-3-667-11836-3
- Preis: EUR 16,90
- Kaufen/bestellen: Online bei amazon.de , online beim Delius-Klasing-Verlag oder in der gut assortierten Buchhandlung
Dann melden Sie sich an (Login).