Es gibt viele Maserati-Bücher, aber nur wenige, die genau ein einzelnes Exemplar behandeln. Das Buch “Der Maserati 3015 - Seine Geschichte” ist ein solches Werk. Alles im Buch zirkuliert den Maserati 8 CM mit Chassis-Nummer 3015, ausgeliefert als Neuwagen im Jahr 1934. Ein besonderes Buch also, und an einer Vernissage auf besondere Weise lanciert.
Trefflich eingeführt von Martin Schröder
Martin Schröder, der den Wagen einst in Ungarn wiederentdeckt hatte, stimmte die in namhafter Zahl angereisten Maserati-Freunde und Interessierten am 20. Oktober 2012 anlässlich der Präsentation im Flugzeugmuseum Dübendorf auf dieses besondere Buch und die Materie ein, erklärte einige Besonderheiten und Zusammenhänge.
Demonstrationsfahrten in Dübendorf
In der nachfolgenden Demonstrationsfahrt konnte das Publikum den Helden des Buches hautnah und in voller Lautstärker erleben, vom ersten Anlasserdrehen bis zum Ausklingen des Motors nach getaner Arbeit. Wahrlich beeindruckend!
Die Nummer 3015
18 Maserati 8CM wurden in den frühen Dreissigerjahren gebaut. Sie waren rund 270 km/h schnell, 785 kg schwer und mit einem Reihen-Achtzylindermotor mit rund 240 bis 260 PS Leistung dank Roots-Kompressor ausgerüstet. Trotz guter Anlagen erzielten diese Autos kaum grosse Siege, zu übermächtig waren die Monoposti von Auto Union und Mercedes-Benz. Und wenn diese versagten, erbte eher ein Alfa Romeo als ein Maserati.
In den Händen von Privatfahrern aber konnten die Maserati 8 CM bei kleineren Rennen brillieren, so erging es auch der Chassis-Nummer 3015
Auf abenteuerliche Weise zurück in die Schweiz gebracht
Der im Buch beschriebene 8 CM startete sein Leben in einem privaten Rennstall in der Schweiz und kam schliesslich 2007 wieder von Ungarn, wo der Wagen den grössten Teil seines Lebens verbrachte, in die Schweiz zurück. Alleine diese Rückführung ist beinahe eine abendfüllende Geschichte, die in einem Kapitel des Buches dargelegt ist.
Komplett restauriert
In den ungarischen Nationalfarben und in der Konfiguration wie sie der Maserati im Jahr 1937 hatte, steht der Monoposto heute wieder da. Eine Komplettrestaurierung war nötig, viele Teile mussten neu angefertigt werden, die Karosserie und auch das Chassis aber konnte weitestgehend gerettet werden, genauso wie das Getriebe und Teile des Motors.
Ein Biest für den Fahrer
Im Buch wird auch aus der Perspektive eines früheren Besitzers - Tibor Széles - geschildert, wie sich der Wagen damals fuhr: “Zum Lenken und Bremsen des Maseratis brauchte ich sehr viel Kraft. Zu den damaligen Lastwagen war da kaum ein Unterschied feststellbar. Gewöhnungsbedürftig war auch das Gaspedal. Es war zwischen dem Kupplungs- und Bremspedal montiert. Die Rennstrecken waren nicht spiegelglatt wie heute. Kleinste Löcher gaben so starke Schläge an meinen Rücken weiter, dass ich zeitweise glaubte, ihn zu brechen ... Ich sass direkt hinter dem Motor, der sehr grosse Wärme abstrahlte .... “
Mehr als ein Autobuch
Der Zweikampf Auto-Flugzeug - es handelte sich um eine Dewoitine D27 mit einem 500 PS starken V12-Hispano-Suiza-Motor - kommt im Buch genauso zu Wort, wie schillernde Persönlichkeiten an der Peripherie des Autos, zum Beispiel die barfuss und ohne Korsett tanzende Isadora Duncan, die mit Benoit Falchetto ein einem Bugatti sitzend stranguliert wurde, als sich ihr Schal in der Radnabe des Speichenraders verfing. Falchetto fuhr in den Jahren 1934 und 1935 den Maserati 8 CM mit Fahrgestellnummer 3015.
Man erfährt vom geschichtlichen Umfeld genauso wie von den besonderen Umständen im Ungarn der Nachkriegszeit. Nicht nur Maserati-Liebhaber werden sich in diesem Buch vertiefen können.
Der Autor Bernhard Brägger hat Benzin im Blut
Der besondere Mix von Themen rund um den historischen Rennwagen ist dem Autoren Bernhard Brägger zu verdanken, der es wie kein zweiter schafft, scheinbar zusammenhangslose Themen und Geschehnisse zu verknüpfen und zu verweben. Seit seiner Jugendzeit ist Brägger mit historischen Rennwagen und dem Motorsport eng verbunden. Schon als Kind säumte er die Strassen von Bergrennen und als Rallye-Fahrer bestritt er Wettbewerbe in der Schweiz und im Ausland. Er organisierte das Klausenrennen Memorial und schrieb Bücher wie “Mythos Klausen” und “Die Geschichte der Rallye Monte Carlo”, Standardwerke des historischen Rennsports.
Reminiszenzen aus den Rennen von damals
Getreu der Devise Bräggers, dass auch die kleinen Anekdoten am Rande der Rennen interessant sind, wird im Buch manche Geschichte rund um die abenteuerlichen Wettfahrten von damals erzählt. Sicherheitslücken wie anlässlich des GP Montreux von 1934 sind da genauso ein Thema wie menschliche Dramen und technische Probleme
Einmalige Bilder
“Der Maserati 3015 - Seine Geschichte” ist ein klassisches “Coffee Table Book” und in diesem Sinne enthält es auch atemberaubendes Bildmaterial. Fotos der Rennen in Ungarn sind breit eingestreut, aber auch die Helden und Komparsen der Geschichte rund um den Maserati gehören dazu. Schon rein der Bilder wegen ist das Buch eine Erwägung wert.
Wer aber soll dieses Buch nun kaufen? Mit seiner Ausrichtung auf ein bestimmtes Automobil, dazu noch einen Rennwagen, ist es sehr spezialisiert. Mit seiner Erfassung einer ganzen Periode aber ist es auch für breitere Kreise interessant. Und ein dekoratives Geschenk ist es allemal.
Allerdings liegt die Latte mit einem Preis von CHF 165, respektive Euro 135 doch recht hoch und der eine oder andere hätte sich vielleicht noch mehr Technik und noch mehr Fahreindrücke erhofft. Wir aber haben uns beim Lesen bestens unterhalten und manches gelernt. Danke Bernhard Brägger und Kurt Hasler!
Das Buch kann unter folgender Adresse bestellt werden:
Buchhandlung Schmidgasse, Schmidgasse 4, CH-6300 Zug
Zum Buch wurde auch eine eigene Website publiziert.
Bibliografische Angaben
ISBN 978-3-905210-50-7 (deutsch) und IBSN 978-3-905210-51-4
190 Seiten, über 170 Bilder, Leineneinband, 300x230 mm.